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Praktische Abschaffung des Asylrechts in Deutschland

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Alternativer Menschenrechtsbericht für Nürnberg<br />

verfiel <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dliches Verhalten, konnte nicht mehr sprechen und gehen<br />

und bekam Anfälle. So lange ihre Eltern noch lebten, setzten sie ihr gesamtes<br />

Vermögen für die Behandlung ihrer Tochter e<strong>in</strong>. Doch die Eltern starben vor<br />

e<strong>in</strong> paar Jahren, das Geld war aufgebraucht.<br />

Mit 15 Jahren wurde Marie auf ärztlichen Rat h<strong>in</strong> verheiratet. Ihre erste Tochter<br />

kam auf die Welt. Die Ehe g<strong>in</strong>g nach kurzer Zeit <strong>in</strong> die Brüche. 2002 heiratete<br />

sie e<strong>in</strong> zweites Mal.<br />

2005 begann ihre bewegte Fluchtgeschichte zunächst nach <strong>Deutschland</strong>,<br />

dann weiter nach F<strong>in</strong>nland, wo ihre zweite Tochter geboren wurde. Rückführung<br />

nach <strong>Deutschland</strong> und Rückkehr nach Aserbaidschan. Maries Gesundheitszustand<br />

verschlechterte sich erheblich. Mittellos und ohne familiäre Unterstützung<br />

ist ihre Krankheit <strong>in</strong> Aserbaidschan nicht behandelbar. Mit ihren<br />

K<strong>in</strong>dern lebte sie provisorisch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Garage.<br />

Freunde organisierten ihre Rückkehr nach <strong>Deutschland</strong>, Maries gesundheitlicher<br />

Zustand verschlechterte sich rapide. Doch die Erlanger Ausländerbehörde<br />

griff hart und unerbittlich durch. Im April 2009 wurde Marie<br />

zwangsweise unter ärztlich sehr umstrittenen Umständen abgeschoben. Die<br />

Abschiebung erfolgte unter ärztlicher Begleitung und Verabreichung starker<br />

Beruhigungstabletten („Tavor“).<br />

Doch <strong>in</strong> Aserbaidschan hatte Marie ke<strong>in</strong>e Überlebenschancen. Freunde aus<br />

dem Ausland organisierten ihre erneute E<strong>in</strong>reise nach <strong>Deutschland</strong>. Ihr gesundheitlicher<br />

Zustand war <strong>in</strong>zwischen so katastrophal, dass sie 24 Stunden<br />

am Tag auf e<strong>in</strong>e Betreuungsperson angewiesen war. Durch den engagierten<br />

E<strong>in</strong>satz vieler Helfer gelang es ihrer Cous<strong>in</strong>e schließlich gegen den Widerstand<br />

der Ausländerbehörde, den Umzug aus e<strong>in</strong>er anderen bayerischen Geme<strong>in</strong>schaftsunterkunft<br />

nach Erlangen zu ermöglichen.<br />

Nach ihrer erneuten E<strong>in</strong>reise nach <strong>Deutschland</strong> wurde sie gerichtlich verurteilt<br />

wegen unerlaubter E<strong>in</strong>reise.<br />

Marie ist schwer krank. Sie bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> psychiatrischer und therapeutischer<br />

Behandlung und ist auf zahlreiche Medikamente angewiesen. Sie<br />

leidet unter Ängsten, Krampfanfällen mit Atemnot und <strong>in</strong>sbesondere e<strong>in</strong>er<br />

posttraumatischen Belastungsstörung mit multipler Symptomatik sowie suizidalen<br />

Gedanken. Sie ritzt sich immer wieder die Handgelenke auf und war<br />

bereits mehrfach stationär untergebracht.

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