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Praktische Abschaffung des Asylrechts in Deutschland

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Alternativer Menschenrechtsbericht für Nürnberg 59<br />

Ihre Erkrankungen wurden von verschiedenen Haus- und Fachärzten diagnostiziert,<br />

ebenso von Amtsärzten <strong>des</strong> Gerichts, zuletzt 2010 anlässlich <strong>des</strong><br />

Strafverfahrens wegen illegaler E<strong>in</strong>reise und der Frage der Schuldfähigkeit.<br />

Marie wird von zwei Betreuer<strong>in</strong>nen gesetzlich vertreten. Hier hat sie jetzt die<br />

Chance auf e<strong>in</strong>e Therapie. Sie lebt seit ihrer Wiedere<strong>in</strong>reise 2009 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gslager <strong>in</strong> Erlangen geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>er ihrer Betreuer<strong>in</strong>nen, die<br />

sich rund um die Uhr um sie kümmert.<br />

Im August 2010 lehnte der Sachbearbeiter der Erlanger Ausländerbehörde<br />

e<strong>in</strong>e Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen ab. In se<strong>in</strong>em Ausweisungsbescheid<br />

vom 18.8.2010 zeichnete er von Marie das Schreckensbild e<strong>in</strong>er<br />

„Sicherheitsgefährder<strong>in</strong>“ und berief sich dazu auf ihre Bewährungsstrafe<br />

wegen illegaler Wiedere<strong>in</strong>reise, drei Verurteilungen wegen Diebstahls von<br />

Babynahrung und W<strong>in</strong>deln und e<strong>in</strong>es Verstoßes gegen die Residenzpflicht.<br />

Marie stelle e<strong>in</strong>e „Bee<strong>in</strong>trächtigung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“<br />

dar, die Erteilung e<strong>in</strong>er Aufenthaltserlaubnis sei <strong>des</strong>halb „aus generalpräventiven<br />

Gründen abzulehnen“. Und weiter: „Darüber h<strong>in</strong>aus muss anderen<br />

Ausländern deutlich vor Augen geführt werden, dass die Ausländerbehörden<br />

willens und <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, bei derartigen Fallkonstellationen (…) ausländerrechtliche<br />

Maßnahmen zu ergreifen. Nur so ist e<strong>in</strong>e wirksame Abschreckung<br />

zu erreichen“. Das Erlanger Ausländeramt hat klar Stellung bezogen:<br />

für Recht und Ordnung - gegen die Humanität.<br />

Der Rechtsanwalt von Marie und das Internationale Frauencafe geben den<br />

Kampf noch nicht auf. Es wurde e<strong>in</strong> Wiederaufnahmeantrag beim Bun<strong>des</strong>amt<br />

für Migration und Flüchtl<strong>in</strong>ge gestellt.<br />

Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns die Nachricht, dass der Wiederaufnahmeantrag<br />

beim Bun<strong>des</strong>amt erfolgreich war. Es wurden krankheitsbed<strong>in</strong>gte<br />

Abschiebeh<strong>in</strong>dernisse für Marie anerkannt.

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