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Praktische Abschaffung des Asylrechts in Deutschland

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Alternativer Menschenrechtsbericht für Nürnberg<br />

Kommentar <strong>des</strong> Nürnberger Künstlers<br />

Harri Schemm<br />

zum Thema Menschenrechte <strong>in</strong> Nürnberg<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />

die meisten von Ihnen s<strong>in</strong>d wahrsche<strong>in</strong>lich größere Experten auf dem Gebiet<br />

der Menschenrechte als ich, daher will ich nur e<strong>in</strong>ige persönliche, mit bitterer<br />

Ironie gefärbte Ansichten kundtun.<br />

Vor e<strong>in</strong>iger Zeit umkreisten graue Männer das Haus, <strong>in</strong> dem ich wohne.<br />

Sie er<strong>in</strong>nerten mich an die sprichwörtlichen Haie, die ihre Beute umkreisen -<br />

es konnte nichts Gutes bedeuten.<br />

Am Abend darauf sagte mir der Wirt der kle<strong>in</strong>en Kneipe <strong>in</strong> unserer Gasse:<br />

„De<strong>in</strong> Haus wird abgerissen, ich habe gehört, sie wollen e<strong>in</strong>e Stadtvilla h<strong>in</strong>stellen,<br />

mit Tiefgarage.“<br />

Schock! Seit 30 Jahren wohne ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Wohnung, <strong>in</strong> diesem Häuschen,<br />

ohne Komfort und vernünftige Heizung, aber für mich als freischaffender<br />

Künstler bezahlbar.<br />

Jetzt wird unser Viertel gentrifiziert und die Investoren f<strong>in</strong>den besonders<br />

chic, dass es die Aura e<strong>in</strong>es Künstlerviertels hat.<br />

Des Nachts träume ich schwer, von Vertreibung, Zwangsumsiedlung ... und<br />

ich b<strong>in</strong> auch noch mit schuld - am Künstlerviertel.<br />

Ich habe ke<strong>in</strong>e Kalaschnikow im Genick, auch vom Hungertod b<strong>in</strong> ich weit<br />

entfernt, je<strong>des</strong> Flüchtl<strong>in</strong>gs-Schicksal lässt me<strong>in</strong> Problem als Lachnummer ersche<strong>in</strong>en,<br />

aber e<strong>in</strong>es sche<strong>in</strong>en wir geme<strong>in</strong>sam zu haben: wir s<strong>in</strong>d an unserer<br />

Situation, <strong>in</strong> unserer Vulnerabilität, selbst schuld.<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge, die es trotz aller lebensgefährlicher Hürden zu uns geschafft haben,<br />

um e<strong>in</strong>en Asylantrag zu stellen, werden generell verdächtigt, als „Wirtschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge“,<br />

„Sozialschmarotzer“ und potentielle „Krim<strong>in</strong>elle“ unser<br />

Vaterland zu unterwandern, unsere „re<strong>in</strong>rassige Leitkultur“ zu verunre<strong>in</strong>igen,<br />

„Parasiten am (gesunden?) Volkskörper“ zu se<strong>in</strong>.<br />

Sie genießen bei uns erst mal das Menschen-Unrecht, e<strong>in</strong>gesperrt und schikaniert<br />

zu werden.<br />

Jugendliche Flüchtl<strong>in</strong>ge ohne Begleitung werden <strong>in</strong>terniert, man macht ihnen<br />

ke<strong>in</strong>e Angebote und ke<strong>in</strong>e Hoffnung, sie werden für ihre Herkunft bestraft.<br />

Schändlich!

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