Melanie Wawra Perspektiven ... - Sparkling Science
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Der Begriff des Umweltbewusstseins wird in der empirischen Sozialforschung in der Regel in<br />
drei Komponenten zerlegt: Umweltwissen, Umwelteinstellungen und Umweltverhalten.<br />
Problematisch ist, dass nicht immer zwischen der Handlungsbereitschaft von Personen und<br />
dem tatsächlichen Verhalten unterschieden wird. Die meisten Studien basieren auf<br />
selbstberichtetem Verhalten, wo nicht zuletzt aufgrund der sozialen Erwünschtheit oft<br />
tatsächliches Verhalten abgeändert zu Protokoll gegeben wird. Der Zusammenhang bzw. die<br />
Diskrepanz zwischen Umweltwissen und Umweltverhalten ist im Rahmen der Diskussion um<br />
das Konzept der Nachhaltigkeit von eminenter Bedeutung. Daher ist diese Differenz als<br />
besonders wichtig zu erachten und eine Ausdifferenzierung des Begriffs Umweltbewusstsein<br />
unbedingt notwendig (vgl. de Haan/Kuckartz 1996, 37). Die Definition orientiert sich an der<br />
Beschreibung von de Haans und Kuckartz´ ausführlichem Werk über den Forschungsstand zum<br />
Thema Umweltbewusstsein 17 . Unter Umweltwissen wird der Kenntnis- und Informationsstand<br />
einer Person über Natur, über Trends und Entwicklungen in ökologischen<br />
Aufmerksamkeitsfeldern, über Methoden, Denkmuster und Traditionen in Hinblick auf<br />
Umweltfragen verstanden (vgl. de Haan/Kuckartz 1996, 37). Unter Umwelteinstellungen<br />
werden Ängste, Empörung, Zorn, normative Orientierungen und Werthaltungen sowie<br />
Handlungsbereitschaft in Bezug auf die gegenwärtigen Umweltzustände subsumiert. Das<br />
Umweltverhalten meint schließlich das tatsächliche Verhalten in Alltagssituationen. Wenn alle<br />
drei Komponenten gemeinsam gemeint sind, dann spricht man vom Umweltbewusstsein (vgl.<br />
de Haan/Kuckartz 1996, 37).<br />
Die zentrale Frage in diesem Kontext ist: „Führt mehr Umweltwissen auch zu (mehr)<br />
Umweltverhalten?“. Die klare Antwort ist: Nein, bzw. nicht notwendigerweise. Der Grund<br />
wieso diese Idee, „mehr Wissen“ zu einem Thema ist gleich „mehr richtiges Verhalten“ in<br />
diesem Bereich, so präsent in unseren Köpfen ist, entstammt einer einfachen Aufklärungsidee.<br />
Aus Wissen wird Einsicht und daraus resultiert schließlich das richtige Verhalten (vgl. de<br />
Haan/Kuckartz 1996, 104). Die angenommene Wirkungskette in Bezug auf Umweltbewusstsein<br />
lautet: Umweltwissen bewirkt positive Umwelteinstellungen. Umwelteinstellungen wirken auf<br />
das Umweltverhalten. Oder: Umweltwissen wirkt auch direkt auf das Umweltverhalten (vgl. de<br />
Haan/Kuckartz 1996, 37; vgl. Kuckartz 1998, 2). Diese Kausalkette, die hier unterstellt wird,<br />
baut jedoch auf falschen Voraussetzungen auf, denn sie konstruiert eine eindimensionale<br />
Beziehung zwischen Bewusstsein und Handeln (Brunner et al. 2007, 16). Das Bewusstsein sei<br />
die treibende Kraft, das Handeln die lineare und logische Folge daraus. Im Alltag findet man<br />
jedoch keine isolierten einheitlichen und linearen Denk- und Handlungsmuster. Keine der<br />
17 De Haan, Gerhard/Kuckartz, Udo (1996): Umweltbewusstsein. Denken und Handeln in Umweltkrisen,<br />
Opladen: Westdeutscher Verl.<br />
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