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Hof & Markt | Fleisch & Markt 01/2017

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Seite 20, 3/2<strong>01</strong>6<br />

Obst & Gemüse<br />

&<br />

<strong>Hof</strong> <strong>Markt</strong><br />

Zitrusfrüchte aus Österreich<br />

Der Kärntner Zitrusgarten und die Schönbrunner Orangerie zeigen Süßes und Saures. Von Andrea Jungwirth<br />

Zitronen, Pergamotten<br />

oder Orangen aus Österreich,<br />

das klingt nach<br />

Zukunftsutopie. Aber tatsächlich<br />

werden in Kärnten und in Wien<br />

Zitrusfrüchte aller Art geerntet.<br />

Info<br />

Der Zitrusgarten<br />

Michael Ceron<br />

Blumenweg 3<br />

A-9583 Faak am See<br />

Tel.:+43/664 540 33 21<br />

www.zitrusgarten.com<br />

Schönbrunner Orangerie<br />

Schönbrunner Schloßstraße 47<br />

A-1130 Wien<br />

In Faak am See in Kärnten hat<br />

sich Michael Ceron den Zitrusfrüchten<br />

verschrieben. In einer<br />

Kombination aus Botanischem<br />

Garten und Bio-Betrieb für<br />

Zitrusgewächse beherbergt er<br />

die größte Zitrussortensammlung<br />

im Bio-Anbau in Europa.<br />

Er ist stolzer Besitzer von rund<br />

280 Zitrussorten aus aller Welt.<br />

Neben einem riesigen mediterranen<br />

Garten, Gewächshäusern<br />

und einer Eventhalle betreibt er<br />

auch ein Café auf dem Gelände,<br />

in dem man zum Kaffee Süßes<br />

aus den geernteten Früchten<br />

genießen kann. Zitruspflanzen,<br />

Bücher und Eingemachtes aus<br />

den geernteten Früchten kann<br />

man ebenfalls erwerben. Zitrusfans<br />

können den Garten besuchen<br />

und auch Verkostungen<br />

oder Veranstaltungen buchen.<br />

Wer aber glaubt, dort regelmäßig<br />

Früchte kaufen zu können,<br />

der irrt. Denn Ceron verkauft<br />

seine Früchte in erster Linie an<br />

ausgewählte Haubenköche. Die<br />

Köche bestellen bereits vor der<br />

Ernte, nach der Ernte werden<br />

die vollreifen Früchte sofort<br />

verschickt. Köche haben anders<br />

als bei Supermarktfrüchten, die<br />

relativ unreif geerntet werden,<br />

nur drei bis fünf Tage Zeit, sie<br />

zu verarbeiten. Die Früchte, vor<br />

allem Raritäten oder Zedratzitronen,<br />

sind nicht billig. Diese<br />

können schon einmal 40 Euro<br />

pro Stück kosten, eine Speisezitrone<br />

dagegen etwa 2 Euro. Die<br />

Früchte des Kärntner Zitronenpapstes<br />

schmecken ganz anders<br />

als jene aus dem Supermarkt.<br />

Frisch, mild-würzig mit saurer<br />

Note, blumig, manchmal auch<br />

ein bisschen nach Gewürzen, um<br />

nur einige Geschmacksnuancen<br />

zu benennen, bei gewöhnlichen<br />

Zitronen ist das Geschmackserlebnis<br />

eine Überraschung für<br />

den Gaumen. Sie sind viel süßer<br />

als man es erwarten würde.<br />

Das liegt am Reifezustand der<br />

Früchte.<br />

Ortswechsel. In Schönbrunn<br />

werden nicht irgendwelche<br />

Zitruspflanzen gezüchtet, sondern<br />

die historische Zitrussammlung<br />

in der Gartenanlage<br />

von Schloß Schönbrunn betreut.<br />

Heimo Karner von den Bundesgärten<br />

ist der Herr über Zitronen<br />

und Orangen. Ungefähr 100<br />

Arten und ein Altbestand, der bis<br />

zu 180 Jahre alt ist, sowie einige<br />

seltene, sehr interessante Sorten,<br />

gehören zum Alltag des Gärtners,<br />

der für die Pflanzen und<br />

Früchte lebt und beinahe alles<br />

darüber weiß. Die Orangerie in<br />

Schönbrunn zählt nach Versailles<br />

zur zweitgrößten in Europa.<br />

Aber auch hier kann man die<br />

Ernte nicht käuflich erwerben.<br />

Nur manche Früchte, wie die<br />

Australische Fingerlimette oder<br />

Buddhas Hand, werden im Winter<br />

an die Spitzengastronomie<br />

verkauft. Interessierte haben<br />

aber an den Wiener Zitrustagen<br />

im Mai die Möglichkeit, kleine<br />

Bäume zu erwerben und Früchte<br />

zu verkosten.<br />

Hülsenfrüchte liegen im Trend<br />

Fotos: Andrea Jungwirth<br />

Erbsen, Linsen, Bohnen<br />

und Co. zählen zu den<br />

vielfach unterschätzten<br />

Lebensmitteln, dabei ist der biologische<br />

Anbau klimaschonend,<br />

da Hülsenfrüchte Luftstickstoff<br />

speichern können und so die<br />

Bodenfruchtbarkeit verbessern.<br />

Die Vielfalt der Hülsenfrüchte<br />

ist bei den Bohnen mit etwa<br />

500 Sorten am größten. Die<br />

Palette reicht dabei von großen<br />

rot-schwarzen Feuerbohnen,<br />

wie sie in der Steiermark beliebt<br />

sind, bis hin zu kleinen weißen<br />

Bohnen mit einem schwarzen<br />

Punkt, den Wachtelbohnen.<br />

Genauso abwechslungsreich wie<br />

ihr Erscheinungsbild sind auch<br />

die Geschmacksvarianten. Um<br />

die positiven Wirkungen der<br />

Hülsenfrüchte optimal auszuschöpfen,<br />

sollte man am besten<br />

auf getrocknete Ware zurückgreifen.<br />

Dosenware ist auch<br />

in geschmacklicher Hinsicht<br />

zweite Wahl. Österreich ist nicht<br />

dafür bekannt, viele landestypische<br />

Bohnengerichte zu haben.<br />

Nur die Steirische Käferbohne<br />

hat sich durchgesetzt, andere<br />

Sorten haben es schwer. Dabei<br />

könnte der heimische Bedarf in<br />

den nächsten Jahren steigen, da<br />

immer mehr Veganer und Vegetarier<br />

eine wertvolle Proteinquelle<br />

suchen. Die Arche-Noah<br />

versucht im Projekt „Vielfaltsprodukte“<br />

zusammen mit Bio-Austria<br />

und Forschungseinrichtungen<br />

Sortenraritäten, unter<br />

anderem die Trockenbohne, für<br />

den Kunden und für Produzenten<br />

zugänglich zu machen. Um<br />

den österreichischen Anbau von<br />

Trockenbohnen zu erproben<br />

und zu entwickeln, werden verschiedene<br />

Buschbohnen gesichtet,<br />

die sich in Versuchsanbauten<br />

bewähren müssen. Vor allem die<br />

Anpassung an veränderte Klimabedingungen,<br />

sprich längere<br />

Trockenperioden im Sommer,<br />

werden getestet. Diese Sorten<br />

werden speziell für die Nutzung<br />

des Samens gezüchtet und nicht<br />

um die grünen Schoten – die<br />

Fisolen – zu ernten.<br />

Rundum g‘sund<br />

Bohnen sind wie auch die anderen<br />

Vertreter der Hülsenfrüchte<br />

äußerst eiweißreich. Aber nicht<br />

nur das. Bohnen bringen die<br />

Verdauung in Schwung, senken<br />

einen zu hohen Cholesterinspiegel<br />

und helfen, Krebs vorzubeugen.<br />

Hülsenfrüchte sind auch<br />

für Diabetiker geeignet, da die<br />

enthaltenen Kohlenhydrate nur<br />

sehr langsam ins Blut gelangen<br />

(immer mit dem Arzt abklären!).<br />

Der einzige Nachteil ist<br />

die blähende Wirkung der Hülsenfrüchte.<br />

Schuld daran sind<br />

unverdauliche Kohlenhydrate<br />

wie Stachyose oder Verbacose.<br />

Das Verwenden von verdauungsfördernden<br />

Gewürzen wie<br />

Thymian und Fenchel oder das<br />

Einweichen der Hülsenfrüchte<br />

vor dem Kochen machen sie<br />

besser bekömmlich. Ob Bohnen<br />

als Eintopf, scharf und mit<br />

arabischen Gewürzen, süß in<br />

Torten und Broten oder rustikal<br />

mit Sauerkraut und Speck<br />

verkocht werden, mit Gewürzen<br />

sollte man auf keinen Fall sparen.<br />

Wer es deftig mag, der wählt<br />

Majoran, Muskatnuss, Piment,<br />

Wacholderbeeren, Thymian<br />

und Lorbeerblätter. Asiatische<br />

Rezepte brauchen Curry, Ingwer,<br />

Koriander, Chili, Zitronengras,<br />

Sojasauce oder gar Minze<br />

und Limette. Die mediterranen<br />

Varianten bevorzugen Knoblauch,<br />

Tomaten, Rosmarin, Salbei<br />

oder Fenchel.<br />

Info<br />

Arche Noah<br />

VEREIN - Erhalternetzwerk,<br />

Sortenhandbuch, Kartoffelsammlung<br />

Mara Müller<br />

E-Mail: erhalternetzwerk@<br />

arche-noah.at<br />

www.arche-noah.at

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