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Hof & Markt | Fleisch & Markt 01/2017

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Seite 24, 1/2<strong>01</strong>7<br />

Geflügel<br />

&<br />

<strong>Hof</strong> <strong>Markt</strong><br />

Andrea Jungwirth<br />

Gefärbte Eier– direkt vom<br />

Huhn<br />

Grüne oder kaffeebraune<br />

Ostereier, dazu braucht<br />

man keine Eierfarben,<br />

sondern nur bestimmte Hühnerrassen,<br />

die einfach Eier<br />

legen, die nicht wie üblich weiß<br />

oder hellbraun sind. Hellgrüne,<br />

kaffeebraune oder dunkelgrüne<br />

nahezu olivfarbene Eierschalen<br />

sind zu Ostern der Hit, denn das<br />

erspart das Eierfärben.<br />

Die sogenannten „Grünleger“<br />

stammen von den<br />

„Araucana“-Hühnern aus Südamerika<br />

ab, durch unterschiedliche<br />

Kreuzungen mit anderen<br />

Rassen legen die Nachkommen<br />

Eier mit unterschiedlichen Grüntönen.<br />

Auracana Kreuzungen<br />

mit Sussex-Hühnern liefern<br />

sattgrüne Eier, Kreuzungen mit<br />

Marans dunkelgrün-olivfarbene<br />

Eier. Ziel der Kreuzungen<br />

ist ebenfalls, die Legeleitung zu<br />

erhöhen. Reinrassige Araucana-Hühner<br />

sind außerdem sehr<br />

scheue Tiere. Warum die Eierschalen<br />

grün sind, ist noch nicht<br />

ganz geklärt. Die Farbe stammt<br />

aber vom Biliverdin, das in der<br />

Galle aus dem roten Blutfarbstoff<br />

gebildet wird.<br />

Das Maranshuhn, eine Legerasse<br />

aus Frankreich, legt schokofarbene<br />

Eier. Die Schale kann<br />

mit dunklen Flecken bedeckt sein<br />

und ist etwas dicker. Die Eier sind<br />

daher sehr bruchfest – ideal zum<br />

Eierpecken.<br />

Solche Hühner sind Liebhaberrassen,<br />

zu Ostern sind die Eier<br />

gefragt, da könnten die Hennen<br />

das zigfache legen. Das restliche<br />

Jahr über sind diese Eier, außer<br />

im Direktverkauf mit Stammkunden,<br />

etwas weniger gefragt.<br />

Ob grünschalige Eier anders<br />

schmecken, hängt vom Esser ab.<br />

Die einen sagen, sie schmecken<br />

unterschiedlich, die anderen<br />

sagen, sie schmecken genau wie<br />

ein normales Ei.<br />

Die gekratzten Eier von Stinatz<br />

Es gibt Kunsthandwerk<br />

auf dieser<br />

Welt, das den<br />

modernen Menschen mit<br />

Ehrfurcht erfüllen sollte,<br />

so selten, so einzigartig<br />

und so phantasievoll ist<br />

es. Und das Schöne daran<br />

ist, dass es von Menschen<br />

geschaffen wurde und nicht<br />

von Maschinen. Es wird<br />

Maschinen zwar rein technisch<br />

möglich sein, optisch<br />

ein ähnliches Ergebnis zu<br />

erzeugen, doch es werden<br />

Liebe, Emotion und<br />

Seele fehlen, ohne der ein<br />

gekratztes Stinatzer Osterei<br />

nicht vorstellbar wäre. Wie<br />

alt diese heute noch in Teilen<br />

des Burgenland verbreitete,<br />

ursprünglich aber aus dem<br />

Kroatischen stammende, Tradition<br />

ist, kann niemand mehr<br />

sagen und so lautet die Antwort<br />

meist: „Das hat es schon immer<br />

gegeben …“. Das Wissen um das<br />

Handwerk wird ausschließlich<br />

von Generation zu Generation<br />

weitergegeben und ist gleichsam<br />

ein Zeugnis für große Gottesgläubigkeit,<br />

wie für Geschicklichkeit.<br />

Gerd W. Sievers<br />

Alle Eierkratzerinnen (es ist eine<br />

weibliche Kunst) haben mit Kindesbeinen<br />

angefangen, Eier zu<br />

kratzen, denn es ist eine Menge<br />

Wissen, Erfahrung und Übung<br />

von Nöten, bis es gelingt, kunstvolle<br />

Muster in den zuvor auf die<br />

Eierschalen aufgetragenen Lack<br />

hinein zu kratzen. „Im Schnitt<br />

braucht es mindestens 4 Jahre, bis<br />

das erste Kunstwerk perfekt von<br />

der Hand geht“, weiß die<br />

Meisterin Anna Stipsits aus<br />

Erfahrung. Früher waren<br />

die Hauptfarben der filigranen<br />

Kleinode auf die christliche<br />

Farbsymbolik bezogen:<br />

„rot“ für die Auferstehung,<br />

„violett“ für die Fastenzeit<br />

und „schwarz“ für einen verstorbenen<br />

Verwandten. Die<br />

nach dem Ausblasen lackierten<br />

Eier werden mit einem<br />

alten Rasiermesser kunstvoll<br />

gekratzt, bis das gewünschte<br />

Muster (religiöse Motive,<br />

Blumen, Bordüren, Ornamente<br />

und Phantasiemuster)<br />

auf der Oberseite zu sehen<br />

ist. Es ist eine anstrengende<br />

und arbeitsintensive Handwerkskunst,<br />

die nur gelingt,<br />

wenn man sie mit Liebe macht,<br />

wie die Stinatzer Eierkratzerinnen<br />

beteuern. Und wenn man<br />

das Leuchten in ihren Augen<br />

sieht und wie stolz sie auf ihr<br />

Handwerk sind, dann weiß man,<br />

dass diese Tradition der Burgenland-Kroaten<br />

noch lang weiterleben<br />

wird – und der moderne,<br />

von Hektik getriebene Mensch ist<br />

geneigt zu sagen: Gottlob!<br />

Zu Ostern:<br />

Der „Oarkas“<br />

Eine Innviertler Spezialität<br />

zur Osterzeit ist der<br />

sogenannte „Oarkas“,<br />

was soviel wie Eierkäse bedeutet.<br />

An den Ostertagen wurde<br />

nach jeder Mahlzeit davon<br />

gegessen, denn dem Ei wurden<br />

von alters her besondere Kräfte<br />

zugesprochen – vor allem den<br />

sogenannten Antlasseiern, also<br />

den am Gründonnerstag gelegten.<br />

Es gibt viele unterschiedliche<br />

Hausrezepte für den<br />

Oarkas, allen gemeinsam sind<br />

aber die Grundzutaten Eier,<br />

Milch oder Sahne und reichlich<br />

Zucker. Manche geben<br />

noch Zibeben dazu, andere<br />

Rosinen, Korinthen, Nüsse<br />

oder sonstige Leckereien. Was<br />

die Milch anbelangt so verlangt<br />

das Originalrezept, dass von<br />

der Gesamtmilchmenge jeweils<br />

1/3 Milch vom Gründonnerstag,<br />

1/3 Milch vom Karfreitag<br />

und 1/3 Milch vom Karsamstag<br />

stammen sollte. Das mag<br />

möglich sein, wenn man einen<br />

eigenen <strong>Hof</strong> mit Kühen hat,<br />

für den Normalverbraucher ist<br />

Rezept<br />

uu3 Liter Vollmilch<br />

uu½ L Schlagobers<br />

uu30 Eier<br />

Oarkas<br />

das eher weniger umsetzbar. Es<br />

tut – das darf an dieser Stelle<br />

ohne blasphemisch sein zu<br />

wollen – auch dem Geschmack<br />

keinen Abbruch, wenn man<br />

normale Heumilch nimmt.<br />

Sehr wohl wirkt sich aber die<br />

Verwendung von Schlagobers<br />

geschmacksverbessernd aus.<br />

Zum Teil gravierende Unterschiede<br />

gibt es aber bei den<br />

Rezepturen – vor allem beim<br />

Verhältnis Ei zu Milch. Während<br />

die sehr alten Überlieferungen<br />

20 Eier auf 6 Liter<br />

Milch empfehlen, so werden<br />

heutzutage bis zu 30 Eier auf 3<br />

Liter Milch hergenommen, was<br />

die Sache von der Konsistenz<br />

her „fester“ werden lässt. Wie<br />

viel Zucker man verwenden<br />

soll, das empfiehlt seltsamerweise<br />

kein einziges der traditionellen<br />

Rezepte – offenbar<br />

war dies das Geheimnis der<br />

Bäuerinnen, welche den Oarkas<br />

herstellen. Der Umstand,<br />

dass dies aber eine Osterspeise<br />

war, lässt darauf schließen, dass<br />

an Zucker nicht gespart wurde!<br />

uu30 TL Zucker<br />

uuEtliche Rosinen oder<br />

Zibeben<br />

Die Milch zusammen mit dem Obers in einen Topf<br />

geben und auf milder Flamme „handwarm“ werden<br />

lassen. Nun den Zucker dazu geben und auflösen – die<br />

Masse darf zu keiner Zeit aufkochen, sondern sollte<br />

gleichbleibend warm bleiben. Die Eier aufschlagen und<br />

in einer Schüssel leicht vermischen – nicht mixen, sondern<br />

lediglich mit einer Gabel die Dotter anstechen und<br />

mit dem Eiweiß leicht vermengen (keine Luft unterziehen).<br />

Die Eiermasse zusammen mit den Rosinen zur<br />

nach wie vor handwarmen Milch geben und mit einem<br />

Löffel verrühren. Das Ganze nun auf den Herd (mittlere<br />

Flamme) stellen und unter ständigem Rühren erhitzen,<br />

bis die Masse dicklich und „fest“ wirkt. Die Oarkas-Masse<br />

am besten in saubere Kasmodel (die haben<br />

am Boden Abflusslöcher) gießen (angegebene Menge<br />

reicht für 15-20 normale Model). Die vollen Model in<br />

größere Schüsseln stellen, damit die nun austretende<br />

sogenannte „Stiermili“ aufgefangen werden kann – die<br />

Stiermili (Stiermilch) durfte von den Kindern bereits<br />

am Karsamstag getrunken werden. Danach lässt man<br />

den Oarkas auskühlen. Der fertige Oarkas kann aus<br />

dem Model gestürzt werden und wird nach Belieben mit<br />

Rosinen, Zibeben, getrockneten Früchten, Nüssen usw.<br />

garniert.

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