UNIon - Europa-Universität Viadrina Frankfurt
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Tagungen 13<br />
[<strong>UNIon</strong>]<br />
Forum: Geschichte für alle! Aber wie?<br />
Public History, Angewandte Geschichte und History Marketing an der <strong>Viadrina</strong><br />
Das Forum Angewandte Geschichte bot zum<br />
Ende des Wintersemesters 2010/2011 über<br />
fünfzig Geschichtswissenschaftlern und Akteuren<br />
der historisch-politischen Bildung sowie<br />
des Geschichtsmarketings die Möglichkeit, sich<br />
an der <strong>Europa</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Viadrina</strong> über aktuelle<br />
Entwicklungen auf dem Gebiet der Angewandten<br />
Geschichte zu informieren und auszutauschen.<br />
Während der Veranstaltung wurden<br />
verschiedene Zugänge zur Geschichte im Spannungsfeld<br />
zwischen Wissenschaft, Gesellschaft<br />
und Markt vorgestellt und hinterfragt.<br />
Geschichte erlebt seit einigen Jahren einen<br />
bemerkenswerten Boom. Längst hat sie die<br />
engen Grenzen fachwissenschaftlicher Publikationen<br />
und gelehrter Debatten im Feuilleton<br />
verlassen und neben Hochglanzmagazinen,<br />
Fernsehsendungen, historischen Romanen<br />
und Kinofilmen auch die Welt der Computerspiele<br />
und des Internets für sich erobert.<br />
Die Vergangenheit präsentiert sich „zunehmend<br />
bunt, laut, interaktiv und zum Anfassen“.<br />
Diese Vielzahl populärer Geschichtsformate<br />
spiegelt dabei ebenso sehr das in den letzten<br />
Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts rapide gestiegene<br />
und pluralisierte Bedürfnis nach geschichtlicher<br />
Orientierung, wie die allgemeine<br />
Nachfrage nach neuen Formen der Unterhaltung<br />
wider. Mindestens ebenso vielfältig<br />
wie dieser Geschichtsboom sind die Begriffe,<br />
mit denen die akademische Geschichtswissenschaft<br />
diese Entwicklungen und Phänomene<br />
zu beschreiben, zu analysieren und zu<br />
deuten versucht: Public History, Histotainment,<br />
History Marketing sowie populäre Geschichtsschreibung,<br />
um nur einige der am intensivsten<br />
diskutierten Begriffe zu erwähnen.<br />
Vor diesem Hintergrund verfolgte das vom Institut<br />
für angewandte Geschichte veranstaltete<br />
Forum das Ziel, neuere Ansätze des Umgangs<br />
mit Geschichte in Wissenschaft und Zivilgesellschaft<br />
im Hinblick auf die relativ junge<br />
Begriffsprägung „Angewandte Geschichte”<br />
zu reflektieren. In den verschiedenen Panels<br />
und Workshops sollten mögliche Reibungsflächen<br />
zwischen wissenschaftlichen Diskursen,<br />
zivilgesellschaftlichen Positionen und ökonomisch<br />
motivierten Formen des Umgangs mit<br />
Geschichte neu verhandelt werden.<br />
Während einige Autoren jedoch Angewandte<br />
Geschichte synonym mit Public History verwenden<br />
und eine ausgeprägte Marktorientierung<br />
als „integrales Definitionsmerkmal“ ansehen,<br />
verstehen die Initiatoren des „Forums<br />
Angewandte Geschichte” sie als „Gestaltungsmöglichkeit<br />
historischer Sinnbildung,<br />
welche den jeweils spezifischen Ort und seine<br />
Akteure sowie auch die dadurch geprägten<br />
kulturellen Formen von Geschichtsbildern in<br />
den Mittelpunkt stellt und Kompetenzen für<br />
derartige Aushandlungsprozesse an universitäre<br />
und außeruniversitäre Interessierte vermittelt“.<br />
Das Alleinstellungsmerkmal eines so<br />
verstandenen Begriffes „Angewandte Geschichte”<br />
liege darin, „die Methoden und<br />
Theorien der kompetenzorientierten Geschichtsdidaktik<br />
so zu nutzen, dass in der Öffentlichkeit<br />
reflektierter und selbstreflexiver<br />
mit Geschichte umgegangen“ wird.<br />
Die Veranstaltung bot ganz unterschiedlichen<br />
Akteuren im Feld der Angewandten Geschichte<br />
die Möglichkeit, sich zu vernetzen, setzte<br />
wichtige Anknüpfungspunkte und warf zahlreiche<br />
Fragen für die weitere Diskussion zur<br />
„Angewandten Geschichte” auf.<br />
Für das Jahr 2012 ist eine Ausweitung des Forums<br />
um europäische Diskurse in Kooperation<br />
mit der Polnischen Akademie der Wissenschaften<br />
in Berlin geplant.<br />
Dokumentation<br />
der Veranstaltung unter:<br />
www.instytut.net<br />
Den Eröffnungsvortrag hielt Prof. Dr. Gangolf Hübinger zum Thema „Forschen und Vermitteln. Über die Aufgaben des Historikers”.<br />
STEPHAN FELSBERG,<br />
TADZIO SCHILLING<br />
INSTITUT FÜR ANGEWANDTE GESCHICHTE E.V.<br />
FOTO: HEIDE FEST