UNIon - Europa-Universität Viadrina Frankfurt
UNIon - Europa-Universität Viadrina Frankfurt
UNIon - Europa-Universität Viadrina Frankfurt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
36<br />
[<strong>UNIon</strong>]<br />
Internationales<br />
„Verbuendungshaus fforst” feierte 5. Geburtstag<br />
Internationales studentisches Wohnprojekt lud zu vielfältiger Veranstaltungsreihe in die Forststraße<br />
„Wir sind weder eine Verbindung, noch ein Försterverein,<br />
sondern ein internationales studentisches<br />
Wohnprojekt“, wirbt das fforsthaus für<br />
sich. Studierende aus elf Ländern wohnen derzeit<br />
in der Forststraße 4 – einem ehemals größtenteils<br />
leer stehenden Plattenbau mitten im<br />
Zentrum von <strong>Frankfurt</strong> (Oder). Am 12. Mai feierte<br />
das „verbuendungshaus fforst“ sein 5-jähriges<br />
Bestehen. Entstanden war die Idee eines<br />
selbst verwalteten, internationalen Studentenwohnprojekts<br />
im Jahre 2006 in einem Seminar<br />
zum Thema „Innerstädtischer Leerstand“ unter<br />
der Leitung des Berliner Kollektivs „anschlaege.de“.<br />
Mehrere Bewohner-Generationen hat<br />
das Projekt seither erlebt und wurde u. a. mit<br />
dem Preis für Innovatives Wohnen der IKEA-<br />
Stiftung prämiert.<br />
Mit einem Haarreifen-Hirschgeweih – dem Erkennungszeichen<br />
der fförster – begrüßte Nina<br />
Riedel, Vorsitzende des „verbuendungshaus<br />
fforst“ die zahlreichen Geburtstagsgäste:<br />
„Dort, wo Sie jetzt sitzen, waren vor 5 Jahren<br />
noch leer stehende Ladenlokale und kahle<br />
Wände. Heute ist es die Event-Etage, in der seit<br />
fünf Jahren internationale Abende, Konzerte<br />
und öffentliche Veranstaltungen stattfinden.“<br />
Dass sich die „fförster“ – die ihre Schreibweise<br />
in Anlehnung an das Motto der Oderstadt „ff –<br />
freundliches <strong>Frankfurt</strong>“ gewählt haben – auf<br />
die Organisation von Events aufs Beste verstehen,<br />
konnten die rund 200 Gäste aus <strong>Universität</strong><br />
und Stadt live erleben: Neben einem Sektempfang<br />
gab es das obligatorische, von den Bewohnern<br />
selbst zubereitete internationale Buffet,<br />
einen Salsa-Kurs und live-Musik bis spät in<br />
die Nacht.<br />
Trendsetter gegen den Trend<br />
Tief beeindruckt von einer persönlichen Führung<br />
durch das gesamte Hausprojekt inklusive<br />
einiger Privatwohnungen, überbrachte Dezer-<br />
Die regelmäßig stattfindenden internationalen<br />
Abende in seiner Event-Etage sind<br />
ein Markenzeichen des „Verbündungshauses<br />
fforst” in der Forststraße 3-4 und stehen<br />
allen Interessierten offen.<br />
Sie gehören zu den beliebtesten und<br />
meistbesuchten Veranstaltungen des internationalen<br />
Wohnprojektes, werden von<br />
den zurzeit aus elf verschiedenen Ländern<br />
stammenden Bewohnern selbst organisiert<br />
und haben jedes Mal ein anderes<br />
Land zum Thema. Jenseits des eigenen<br />
kulturellen Tellerrandes können sich die<br />
Gäste nicht nur kulinarische Spezialitäten<br />
des jeweiligen Themenlandes, sondern<br />
auch landestypische Musik und Filme und<br />
vieles andere mehr zu Leibe und Gemüte<br />
führen. Ganz ohne Jetlag ist es hier möglich,<br />
an den internationalen Abenden im<br />
„fforst” andere Länder, Sitten und Kulturen<br />
zu erkunden und den Brückenschlag<br />
von der deutsch-polnischen Grenze hinaus<br />
in die Welt zu vollführen.<br />
FOTO: ANJA FRANZKE FOTO: HEIDE FEST<br />
nent Jens-Marcel Ullrich die Glückwünsche der<br />
Stadt im Namen des Oberbürgermeisters und<br />
brachte die Herausforderungen des Projekts<br />
auf den Punkt: „Entgegen dem demographischen<br />
Trend in <strong>Frankfurt</strong> (Oder) bleiben die Bewohner<br />
hier im fforsthaus immer gleich alt. Eine<br />
gute Nachricht für mich als Dezernent für<br />
Stadtentwicklung. Die damit einhergehende<br />
Fluktuation aber bedeutet auch eine enorme<br />
Herausforderung für das erfolgreiche Weiterleben<br />
des Projekts“. Die Stadt werde das Projekt<br />
nach Möglichkeit ihrer Kräfte unterstützen.<br />
„Das heißt nicht, dass ich morgen mit einem<br />
Geldkoffer hier erscheine, mich aber für die Belange<br />
des Hauses einsetzen werde.“<br />
Verrückt und verzückt<br />
Eine Ehrenmitgliedschaft als fförsterin erhielt<br />
Vizepräsidentin Janine Nuyken, die das Projekt<br />
vor mehr als 6 Jahren mit initiiert hatte. Sie<br />
dankte im Namen der <strong>Universität</strong> und ließ die<br />
ersten Schritte hin zu einer – wie es in den Anfängen<br />
hieß – „multikulturellen Platte“ als Begegnungs-<br />
und Belebungsraum in der Innenstadt<br />
Revue passieren: „Als ich das erste Mal<br />
zum damaligen Chef der Wohnungswirtschaft<br />
ging und ihn fragte, ob er mir nicht ein Haus<br />
schenke wolle, war klar: Er hält mich für verrückt.<br />
Beim zweiten Versuch beschlich mich das<br />
Gefühl, dass er mich immer noch für verrückt<br />
hält und mich ganz schnell wieder loswerden<br />
will. Zum dritten Termin nahm ich Gesine<br />
Schwan mit. Die Reaktion: Oh je, die sind verrückt<br />
und meinen es auch noch ernst“.<br />
Schnell aber sei die anfängliche Skepsis umgeschlagen<br />
in unkomplizierte und konstruktive<br />
Unterstützung.<br />
Hymne und Hauruck-Aktion<br />
Einen lebendigen Einblick in das Leben der fförster<br />
gab eine Lesung nebst Ausstellung. Zwei<br />
Bewohner lasen aus dem im Jahr 2009 erschienenen<br />
fförster-Kompendium das Kapitel über<br />
die „Hauruck-Aktion“: „Eine H. ist eine Aktion,<br />
bei der spontan und zum Teil viel Arbeit verrichtet<br />
wird. (...) Die Ergebnisse einer H. machen,<br />
trotz großer Anstrengungen, alle Beteiligten<br />
glücklich und waren wichtig, um die einzelnen<br />
fförster zu einer Gemeinschaft zusammenzuschmieden.“<br />
Wie diese Hauruck-Aktionen<br />
aussehen, konnten die Gäste auf Fotostrecken<br />
in einer nach Themen, wie „Bauen im fforst“,<br />
„Feiern im fforst“ und „Wohnen im fforst“, sortierten<br />
Ausstellung an den Wänden der Event-<br />
Etage verfolgen. Und dass die fförster eine ganz<br />
wunderbare Gemeinschaft sind, konnten die<br />
Gäste zum Abschluss des Programms live erleben:<br />
Dichtgedrängt auf der Bühne schmetterten<br />
alle Bewohner gemeinsam voller Freude ihre<br />
neue Hymne „A House in the middle of the<br />
street“. MICHAELA GRÜN