UNIon - Europa-Universität Viadrina Frankfurt
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Ehrungen 5<br />
[<strong>UNIon</strong>]<br />
Karl Dedecius mit einem Festakt zum 90. Geburtstag<br />
wurde das „Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien” eröffnet<br />
Der Jubilar dankte mit einer ergreifenden Lesung<br />
aus seinem Übersetzungswerk und nahm<br />
die Zuhörer gemeinsam mit einer polnischen<br />
Schauspielerin und einem deutschen Schauspieler<br />
auf eine lebendige Reise durch die polnische<br />
Literaturgeschichte mit.<br />
Gelesen wurde abwechselnd in deutscher und<br />
polnischer Sprache – die Originaltexte konnte<br />
das Publikum auf einer Großleinwand verfolgen<br />
und so erleben, wie es Dedecius gelingt,<br />
sowohl bei einem romantischen Liebesgedicht<br />
eines Adam Mickiewicz, der nüchternen Sprache<br />
eines Zbigniew Herbert, als auch im<br />
dadais tischen Wortspiel, „die polnische Seele in<br />
die deutsche Sprache zu übersetzen“, wie Jacek<br />
Witkoś, Vertreter der Adam-Mickiewicz-<strong>Universität</strong><br />
Poznan, in seinen Glückwünschen hervorgehoben<br />
hatte. Bis in die letzte Reihe der Aula<br />
war Dedecius seine Freude an Sprache, Wortspiel<br />
und Sprachmelodie anzumerken: Der Jubilar<br />
sprühte vor Elan, Einfühlsamkeit und Witz in<br />
Ausdruck und Gestik.<br />
„Haben wir gestern noch Sie, verehrter Herr<br />
Dedecius, ganz persönlich geehrt, so feiern wir<br />
heute Ihre Auszeichnung mit der Ehrenpromotion<br />
der Kulturwissenschaftlichen Fakultät“, begrüßte<br />
<strong>Viadrina</strong>-Präsident Dr. Gunter Pleuger<br />
die Gäste am Folgetag im voll besetzten Senatssaal<br />
der <strong>Viadrina</strong> und unterstrich die enge<br />
Verbindung des Jubilars mit der <strong>Europa</strong>-<strong>Universität</strong>:<br />
„So wie Sie mit Ihrer Arbeit die Neugier<br />
auf die polnische Sprache und Literatur geweckt<br />
haben, so wird auch die <strong>Viadrina</strong> das Interesse<br />
an unserem Nachbarn nie verlieren. Immer<br />
wieder werden hier junge Menschen an Ihr<br />
Lebenswerk herangeführt, werden ehrfurchtsvoll<br />
die Originale Ihres Archivs in die Hand nehmen<br />
und sich neu inspirieren lassen von der<br />
Leidenschaft, mit der Sie, verehrter Herr Dedecius,<br />
sich Ihrer Lebensaufgabe gewidmet haben.“<br />
FOTO: ADAM CZERNENKO<br />
In ihrer Laudatio hob <strong>Viadrina</strong>-Literaturwissenschaftlerin<br />
Prof. Dr. Bożena Chołuj die Bedeutung<br />
des Lebenswerks von Karl Dedecius hervor,<br />
das weit über die Literatur- und Übersetzungswissenschaft<br />
hinausgehe: „Unter Ihrer<br />
Hand verwandelte sich die Übersetzertätigkeit<br />
in eine richtungsweisende Friedenspolitik zwischen<br />
Deutschland und Polen, ohne die es kein<br />
Deutsches Polen-Institut und keine Polnische<br />
Bibliothek im Suhrkamp-Verlag gegeben hätte,<br />
auch nicht deren polnisches Pendant, Pisarze<br />
Jeyzna Niemieckiego, und kein Panorama der<br />
polnischen Literatur.“<br />
Prof. Dr. Konstanze Jungbluth, Dekanin der Kulturwissenschaftlichen<br />
Fakultät, betonte die Bedeutung<br />
der Verleihung der Ehrendoktorwürde<br />
für die <strong>Viadrina</strong>: „Dass Sie, hochverehrter Karl<br />
Dedecius, Ihre siebte Ehrendoktorwürde hier an<br />
der Grenze zwischen Deutschland und Polen<br />
entgegen nehmen wollen, ist uns Ehre und Verpflichtung<br />
zugleich.“<br />
Die drei ersten Stipendiaten des Zentrums für interdisziplinäre Polenstudien freuten sich über die Urkunden<br />
aus den Händen von Karl Dedecius (li.), hier Inez Okulska. Im Hintergrund die Dekanin der<br />
Kulturwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Konstanze Jungbluth, und Prof. Dr. Stephan Kudert.<br />
FOTO: HEIDE FEST<br />
„Heute ist ein guter Tag für die <strong>Viadrina</strong> – das<br />
hört sich pathetisch an, ist aber so gemeint“,<br />
eröffnete der Vorsitzende des Senats, Prof. Dr.<br />
Stephan Kudert, seine Ansprache zur Eröffnung<br />
des Zentrums für interdisziplinäre Polenstudien<br />
und ließ die Geschichte der <strong>Viadrina</strong> Revue passieren.<br />
Auch wenn die <strong>Viadrina</strong> vor 17 Jahren, als er<br />
selbst an die <strong>Europa</strong>-<strong>Universität</strong> berufen worden<br />
war, „optisch nicht einladend wirkte“ und<br />
viele Skeptiker auf den Plan rief, habe sie die<br />
einmalige Lage an der Grenze zu Polen genutzt<br />
und sich in den 20 Jahren ihres Bestehens zu einer<br />
renommierten internationalen und interdisziplinären<br />
<strong>Universität</strong> und einer „Brückenbauerin<br />
nach Polen und Osteuropa“ entwickelt.<br />
Ausdruck dieses Erfolgs sei die heutige Gründung<br />
des deutschlandweit einmaligen Zentrums<br />
für interdisziplinäre Polenstudien (ZiP) in<br />
Anwesenheit von Karl Dedecius.<br />
MICHAELA GRÜN<br />
Das Zentrum für interdisziplinäre Polenstudien<br />
(ZiP) bündelt die bereits an der<br />
<strong>Viadrina</strong> existierende exzellente Lehre<br />
und Forschung zum Nachbarland Polen.<br />
Ermöglicht wird der Aufbau des ZiP durch<br />
eine von der brandenburgischen Landesregierung<br />
neu eingerichtete Professur für<br />
interdisziplinäre Polenstudien, deren Berufungsverfahren<br />
derzeit läuft.<br />
Dazu sagte <strong>Viadrina</strong>-Präsident Dr. Gunter<br />
Pleuger: „Die <strong>Viadrina</strong> will mit der Gründung<br />
zu einem europäischen Zentrum der<br />
interdisziplinären Forschung und Lehre zu<br />
Polen werden. Besonders freut mich, dass<br />
die Eröffnung zum 20. Jahrestag des am<br />
17. Juni 1991 unterzeichneten Vertrages<br />
über gute Nachbarschaft und freundschaftliche<br />
Zusammenarbeit stattfindet.<br />
Das ist ein Signal der <strong>Viadrina</strong> und des<br />
Landes Brandenburg, dass unser Nachbar<br />
wie in den vergangenen 20 Jahren auch in<br />
Zukunft im Mittelpunkt unseres Interesses<br />
stehen wird.“