Abrufen - Goldman Sachs
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KnowHow startet eine neue Serie und<br />
stellt Ihnen die entscheidenden Köpfe<br />
der Finanzmarkttheorie und ihre Entdeckungen<br />
vor. Wir beginnen unsere<br />
Reihe mit Robert Brown, dem die<br />
wichtigsten Zufallsprozesse ihren Namen<br />
verdanken.<br />
Es gibt wohl kaum einen Anleger, der sich<br />
nicht wünscht, zukünftige Wertpapierkurse<br />
mit einer gewissen Präzision und Verlässlichkeit<br />
vorhersagen zu können. Ob man<br />
aber allein aufgrund bislang realisierter<br />
Kurse deren weitere Entwicklung vorhersagen<br />
kann, erscheint fraglich angesichts<br />
von Kursdiagrammen, die auf Wochenoder<br />
Tagesbasis völlig willkürlich zu verlaufen<br />
scheinen. Tatsächlich aber sind die<br />
Fieberkurven der Aktienmärkte nicht ohne<br />
natürliches Vorbild – denn grundlegend für<br />
das gebräuchlichste mathematische Modell<br />
für Preisbewegungen an unseren Börsen<br />
waren Beobachtungen eines Botanikers des<br />
19. Jahrhunderts.<br />
Auf der Suche nach der Essenz<br />
des Lebens<br />
Robert Brown wurde am 21. Dezember<br />
1773 im schottischen Montrose geboren<br />
und studierte Medizin an der Universität<br />
Edinburgh. Als Militärarzt wurde er 1795<br />
nach Irland versetzt, wo er sich mehr und<br />
mehr der Pflanzenwelt widmete. Wenige<br />
Jahre später machte er in London Bekanntschaft<br />
mit Sir Joseph Banks, der ihn für<br />
eine Entdeckungsfahrt nach Australien<br />
gewinnen konnte. Am 18. Juli 1801 verliess<br />
Brown seine Heimat und segelte als Botaniker<br />
an Bord der „Investigator“ in den<br />
Südpazifik.<br />
Vier Jahre lang blieb er in Australien und<br />
sammelte dort etwa 3’400 Pflanzenarten,<br />
von denen 2’000 bis dahin noch völlig unbekannt<br />
waren. Nach Grossbritannien zurückgekehrt,<br />
benötigte Brown fünf weitere<br />
Jahre, um seine Ergebnisse zu katalogisieren<br />
und der wissenschaftlichen Öffentlichkeit<br />
zugänglich zu machen. Lohn seiner Mühen<br />
waren die gesellschaftliche Anerkennung als<br />
Fellow der Academic Royal Society und ein<br />
sicheres Auskommen im Dienste des Britischen<br />
Museums.<br />
KnowHow 06/2007<br />
NEUE SERIE TEIL 1 KÖPFE DER FINANZMARKTTHEORIE<br />
Der Pflanzenfreund:<br />
Robert Brown<br />
Was Blütenpollen und der DAX ®<br />
gemeinsam haben<br />
Seine der Nachwelt am besten bekannte<br />
Entdeckung machte Brown jedoch Jahre<br />
später in aller Stille im heimischen Labor.<br />
Eigentlich auf der Suche nach Fortpflanzungsmechanismen<br />
der Blütenpflanzen, un -<br />
tersuchte er 1827 im Wasser schwimmende<br />
Pollen. Sein Mikroskop zeigte ihm viele<br />
kleine Teilchen, die sich in vollkommen<br />
willkürlicher, ungeordneter Bewegung befanden.<br />
Gingen diese Bewegungen vom Pollen<br />
selbst aus, wäre Brown möglicherweise<br />
der „Essenz des Lebens“ auf der Spur gewesen.<br />
Schnell schloss Brown jedoch eine<br />
solche Eigenbewegung aus – denn spätere<br />
Experimente, bei denen der Pollen durch<br />
leblose Staubpartikel ersetzt wurde, wiederholten<br />
die ursprünglichen Resultate.<br />
Eine Erklärung für dieses Phänomen blieb<br />
Brown aber schuldig. Heute wissen wir, dass<br />
sich die Wassermoleküle gemäss den Gesetzen<br />
der Thermodynamik in ständiger Be-<br />
MARKT<br />
wegung befinden, daher gegen den viel grösseren<br />
Pollen stossen und so dessen zufällige,<br />
mit dem Mikroskop zu beobachtende<br />
Bewegung verursachen. Statt solche Überlegungen<br />
anzustellen und damit auf das Gebiet<br />
der Chemie und Physik zu wechseln,<br />
blieb Brown jedoch der Botanik treu. Bis zu<br />
seinem Tode im Jahr 1858 entdeckte er dabei<br />
unter anderem die Bedeutung des Zellkerns,<br />
dem er seine bis heute gebräuchliche<br />
Bezeichnung „Nukleus“ gab.<br />
Von Pollen und Preisen ...<br />
Doch welcher Zusammenhang besteht nun<br />
zwischen Browns Beobachtungen und<br />
finanzmathematischen Preismodellen? Hierzu<br />
sind zwei Schritte notwendig: Erstens<br />
können die statistischen Eigenschaften tatsächlich<br />
beobachteter Pfade von Pollenkörnern<br />
idealisiert beschrieben werden durch<br />
die Gauß’sche Normalverteilung. Zusammen<br />
mit gewissen zusätzlichen Annahmen<br />
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