Abrufen - Goldman Sachs
Abrufen - Goldman Sachs
Abrufen - Goldman Sachs
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Zurück zu etwas Anschaulichem! Eine<br />
wichtige Eigenschaft der Brown’schen Bewegung<br />
ist, dass sie durch symmetrische Irrfahrten<br />
beliebig genau angenähert werden<br />
kann. Stellen Sie sich vor, ein Pollenteilchen<br />
käme pro Zeiteinheit nur einen Schritt voran:<br />
mit einer Wahrscheinlichkeit von 1⁄2 einen<br />
Schritt nach oben oder mit der gleichen<br />
Wahrscheinlichkeit einen Schritt nach unten.<br />
Ein Beispiel für eine solche Irrfahrt<br />
während 10 Zeiteinheiten sehen Sie in Abbildung<br />
2.<br />
Pro Zeiteinheit lassen wir nun mehr und<br />
mehr solcher Schritte geschehen. Zusätzlich<br />
strecken wir aber deren räumliche Ausdehnung<br />
immer weiter – damit verhindern wir,<br />
dass sich Schritte nach oben und unten zu<br />
schnell gegenseitig aufheben. Wie Abbildung<br />
3 zeigt, lassen sich zunächst noch einige<br />
längere, gerade Abschnitte ausmachen.<br />
Je mehr solcher Schritte aber pro Zeiteinheit<br />
geschehen, desto unregelmässiger wird der<br />
gesamte Verlauf. In Abbildung 4 haben wir<br />
uns auf diese Weise einer Brown’schen Bewegung<br />
aber schon so gut angenähert, dass<br />
kaum mehr ein Unterschied zu erkennen ist.<br />
Symmetrische Irrfahrten<br />
auch bei Aktien?<br />
Der Zusammenhang zu Aktienkursen ist<br />
nun leichter zu erläutern. Wenn der Kurs einer<br />
Aktie zu Beginn 1 Euro beträgt und diese<br />
pro Tag entweder 10% steigt oder 10%<br />
KnowHow 06/2007<br />
fällt, dann errechnen sich alle Schlusskurse<br />
aus dem Produkt von Startkurs und den bisherigen<br />
relativen Kursgewinnen und -verlus -<br />
ten. Logarithmiert man diese Kurse, so erhält<br />
man eine Summe aus (logarithmierten)<br />
Tagesrenditen. Die einzelnen Summanden<br />
sind nun gerade die oben beschriebenen<br />
Schritte einer symmetrischen Irrfahrt nach<br />
oben und unten – entsprechen also einem<br />
Kursverlust oder -gewinn.<br />
Wie gut sich allerdings die Kurse an den<br />
Börsen unserer Welt überhaupt durch diesen<br />
oder einen anderen mathematischen Ansatz<br />
beschreiben lassen, steht auf einem anderen<br />
Blatt. Preisbestimmend sind Angebot<br />
und Nachfrage der Marktteilnehmer, deren<br />
komplexe Entscheidungswege sich wohl<br />
von keinem Modell präzise einfangen lassen.<br />
So gut wie jeder Versuch einer Vorhersage<br />
aber beinhaltet eine Brown’sche Bewegung<br />
– und gesteht uns Menschen damit zumindest<br />
ebenso viel chaotischen Einfluss auf<br />
Kurse zu, wie ihn Wassermoleküle auf Blütenpollen<br />
haben können.<br />
➔<br />
2.5<br />
2.0<br />
1.5<br />
1.0<br />
0.5<br />
0.0<br />
-0.5<br />
-1.0<br />
-1.5<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
MARKT<br />
7<br />
8<br />
9<br />
23<br />
Abb. 2: Symmetrische Irrfahrt: Pro Zeit -<br />
einheit nur einen Schritt<br />
t<br />
10<br />
Wenige Schritte: Ob es um eine Einheit nach oben oder<br />
nach unten geht, hat die gleiche Wahrscheinlichkeit.<br />
➔<br />
2.5<br />
2.0<br />
1.5<br />
1.0<br />
0.5<br />
0.0<br />
-0.5<br />
-1.0<br />
-1.5<br />
0<br />
Abb. 3: Symmetrische Irrfahrt mit<br />
10 Schritten pro Zeiteinheit<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
t<br />
10<br />
Viele Zacken: Je mehr Schritte pro Zeiteinheit<br />
geschehen, desto unregelmässiger wird der gesamte<br />
Verlauf.<br />
➔<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
0<br />
Abb. 4: Reale Renditekurve oder<br />
Computersimulation?<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
t<br />
10<br />
Hier sehen wir eine Irrfahrt mit 100 Schritten pro<br />
Zeiteinheit – ein Unterschied zur Renditekurve einer<br />
Aktie ist kaum auszumachen.