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Altavista: Ausgabe Sommer 2017

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Das Maligne Melanom ist einer der<br />

aggressivsten Tumore.<br />

Wachstumshemmung des Signalproteins Raf und Bindung der Schutzmoleküle an<br />

die Immunzellen.<br />

Veränderung des Erbgutes der Tumorzellen,<br />

verantwortlich ist. Ein grosser Teil der<br />

Melanome weist in den Tumorzellen eine<br />

Mutation des sogenannten BRAF- Gens<br />

auf. Das Produkt von BRAF, ein Signalprotein<br />

namens Raf (englisch: rapidly accelerated<br />

fribrosarcoma), überträgt normalerweise<br />

Wachstumssignale aus der Zellumgebung<br />

in das Zellinnere und stimuliert<br />

dadurch das Zellwachstum. Durch die<br />

Mutation wird das Signalprotein Raf dauerhaft<br />

aktiviert und lässt sich durch körpereigene<br />

Mechanismen nicht mehr abschalten.<br />

Dies führt zu einem unbegrenzten und<br />

ungehemmten Wachstum der Melanom-<br />

Tumorzellen.<br />

Auf der Grundlage dieser Entdeckung<br />

wurden neue Medikamente entwickelt, die<br />

in der Lage sind, die Aktivität des mutierten<br />

Raf zu hemmen und dadurch das<br />

Wachstum der Melanomzellen effektiv zu<br />

bremsen. Die Medikamente Vemurafenib<br />

(Zellboraf) und Dabrafenib (Tafinlar) werden<br />

als Tabletten verabreicht. Ihre Wirkung<br />

wird durch weitere neue Medikamente<br />

(Cobimetinib, Trametinib) mit hemmender<br />

Wirkung auf das Raf-verwandte Molekül<br />

MEK noch weiter verstärkt.<br />

In klinischen Studien zeigten diese<br />

Medikamente eine Hemmung des Voranschreitens<br />

der Tumorerkrankung und eine<br />

deutliche Verlängerung der Überlebenszeit<br />

bei metastasiertem Malignem Melanom.<br />

Melanome schützen sich aktiv<br />

gegen Angriffe des Immunsystems<br />

Tumore wie das Melanom wachsen und<br />

metastasieren nicht nur durch überschiessende<br />

Wachstumssignale, sondern<br />

auch dadurch, dass sie die Angriffe des<br />

körpereigenen Immunsystems gegen den<br />

Tumor wirkungslos machen. Wie gelingt<br />

ihnen das? Die Tumorzellen nutzen einen<br />

Regulationsmechanismus, der die körpereigenen<br />

Zellen normalerweise vor Angriffen<br />

des Immunsystems schützt. Dazu bedecken<br />

viele Körperzellen ihre Oberfläche<br />

mit Schutzmolekülen, die bei Kontakt mit<br />

angreifenden Immunzellen diese inaktivieren<br />

und dadurch ihre eigene Vernichtung<br />

verhindern. Dieser Mechanismus wird<br />

auch Checkpoint genannt, also eine Kontrollstelle<br />

des Immunsystems.<br />

Eines dieser Schutzmoleküle, PD-1<br />

Ligand, bindet an den Rezeptor PD-1<br />

(engl.: programmed cell death-1) auf der<br />

Zelloberfläche von T-Lymphozyten. Diese<br />

Immunzellen sind in der Lage, Tumorzellen<br />

als Feinde zu erkennen und zu vernichten.<br />

Der Kontakt zwischen PD-1 und<br />

PD-1-Ligand löst jedoch im T-Lymphozyten<br />

ein Signal aus, das zur Selbstzerstörung<br />

durch programmierten Zelltod<br />

(Apoptose) führt. Die T-Lymphozyten<br />

sterben ab und stehen nicht mehr für den<br />

Kampf gegen den Tumor zur Verfügung.<br />

Auf diese Weise verhindert die Tumorzelle<br />

den Angriff und ihre Vernichtung durch<br />

das Immunsystem.<br />

Die neuen Medikamente gegen das<br />

Melanom, die auch als Checkpoint-Inhibitoren<br />

bezeichnet werden, greifen genau<br />

hier ein. Es sind Antikörper, also sehr körperverwandte<br />

Moleküle, die die Bindung<br />

zwischen PD-1 auf den T-Lymphozyten<br />

und PD-1-Ligand auf den Tumorzellen<br />

verhindern. Wenn diese Bindung verhindert<br />

wird, kommt es nicht mehr zur Selbstzerstörung<br />

der T-Lymphozyten. Die überlebenden<br />

T-Lymphozyten können dann<br />

die Tumorzellen angreifen und vernichten.<br />

Die neuen Medikamente, Nivolumab<br />

(Opdivo) und Pembrolizumab (Keytruda),<br />

werden als Infusion in die Vene gegeben.<br />

Die bisherigen klinischen Studien haben<br />

klar gezeigt, dass die Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren<br />

der bisher üblichen Chemotherapie<br />

weit überlegen ist; es zeigten<br />

sich deutlich bessere Überlebensraten bei<br />

sehr guter Verträglichkeit. Von der Fachpresse<br />

wurde die neue Immuntherapie als<br />

Durchbruch gefeiert.<br />

Forschung Hautkrebs <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> ALTA VISTA 11

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