Alpsommer&Viehscheid 2014
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Links: Das Trachtenteil von Expertin Monika Hoede wurde Stücken aus dem Heimatmuseum<br />
Obergünzburg authentisch nachgearbeitet. Oben: <strong>Viehscheid</strong> im Jahr 1951 mit Allgäuer Hirten<br />
Festtagen sind Trachten hingegen häufiger zu sehen.<br />
Frühere Generationen hätten sie so – nämlich ohne<br />
Jacke und Kopfbedeckung (zumindest ein Kopftuch)<br />
– wohl eher werktags zu Hause getragen.<br />
Tracht zu tragen, hat sehr emotionale Aspekte, sie zeigt<br />
unsere Verbundenheit mit einer Region, einer Menschengruppe,<br />
einem nicht ganz in Worten zu greifenden<br />
Lebensgefühl – mit Lust auf Heimat und<br />
Landleben (um Zeitschriften andeutungsweise zu zitieren,<br />
die so zahlreich und auflagenstark erscheinen).<br />
Eindeutig wird im Allgäu mehr Tracht getragen als in<br />
nördlicheren Gefilden. Vielleicht, weil Gebirgstracht<br />
schon vom Namen her ins Gebirge gehört, die Gebirgstracht<br />
tragenden Trachtenvereine außerhalb der<br />
Alpen verraten schon mit ihrem Namen, dass ihre<br />
Tracht eine Vereinstracht und beschränkt auf Vereinsgeschichte<br />
authentisch ist.<br />
Natürlich finden wir im Allgäu Trachtenstücke, die typisch<br />
allgäuerisch sind. So gehört die Kotze (ein weiter<br />
Umhang) zu den Überwürfen, die als Schutzkleidungsstück<br />
aus Lodenstoff schon früh als typisch für das Allgäu<br />
genannt wird. Zur Biedermeierzeit wird ein<br />
Zylinder mit Knick in der Gupfmitte, der Allgäuer<br />
Knickzylinder, getragen. Die reiche Allgäuer Braut liebte<br />
es, mit besonders großen, meist goldenen Radhauben<br />
in der Kirche zu prunken. Und die seit dem letzten<br />
Drittel des 19. Jahrhunderts in Zusammenhang mit<br />
prominenten Sommerfrischlern gut ankommende Gebirgstracht<br />
bleibt eher schlicht. Die Joppen der Männer<br />
werden nicht bestickt, die Hosenträger dafür umso<br />
mehr mit den typischen Edelweißblüten. Die Frauen<br />
tragen schwarze Samtmieder und weite Lodenröcke.<br />
Wenn wir die »Allgäuer Gebirgstracht« als Import aus<br />
Oberbayern abtun, machen wir es uns zu leicht. Der<br />
Kenner findet auch in frühen Allgäuer Bildquellen »Gebirgstracht«.<br />
Diese frühe Gebirgstracht im authentischen<br />
Sinn zu rekonstruieren, ist denkbar, aber nur im Ansatz<br />
lösbar – eine intellektuelle Herausforderung. Aber ist<br />
sie nötig? Genießen wir lieber, dass Allgäuer Originale<br />
in ihrer Allgäuer Tracht sehr authentisch wirken. •<br />
Alpsommer<br />
&<strong>Viehscheid</strong> <strong>2014</strong><br />
Oben: Oberstdorfer Kinder in Allgäuer Gebirgstracht. Neben dieser Traditionskleidung wird hier<br />
vom Gebirgstrachten- und Heimatschutzverein auch das Tragen einer Historischen Tracht gepflegt<br />
Anlaufstelle für Tipps zum Thema Gewand<br />
Die Volkskundlerin und Trachtenschneidermeisterin Monika Hoede ist Ansprechpartnerin<br />
für regionale Kleidungskultur in Schwaben. Bei der Trachtenberaterin des Bezirks Schwaben<br />
können Museen, Vereine, Handwerker, Trachtensammler/-träger oder Theatergruppen<br />
Tipps und Hilfen zum Aufbewahren, Nacharbeiten, Gestalten und Erwerb der Kleidungsstücke<br />
erhalten. Mit ihrem Team vermittelt sie unter anderem in Nähkursen, Fortbildungsprojekten,<br />
Publikationen und auf Trachtenmärkten Fachwissen für Profis und Laien.<br />
Trachtenkulturberatung für den Bezirk Schwaben (Landauer-Haus)<br />
Hürbener Straße 15<br />
86381 Krumbach/Schwaben<br />
Tel. 08282/828389<br />
Fax 08282/828387<br />
trachtenberatung@bezirk-schwaben.de<br />
www.kleidungskultur.de<br />
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