13.07.2017 Aufrufe

Alpsommer&Viehscheid 2014

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Alpgenuss<br />

Die Wurzelbehandler<br />

mit dem Recht zum Graben<br />

Von vielen Liebhabern hochprozentiger Spezialitäten wird<br />

diese Pflanze, die auch auf Allgäuer Bergwiesen zu Hause ist,<br />

besonders geschätzt – und zwar vor allem in flüssiger Form:<br />

Der Enzian ist geschütztes Gewächs und als Schnaps Gaumen -<br />

kitzel im Glas zugleich. Nur einige wenige mit besonderer<br />

Erlaubnis dürfen ihn überhaupt aus dem Boden holen<br />

Die Enzianernte auf einem Wand ge -<br />

mälde (u.). Blauer Enzian (r.) ist oft<br />

auf den Flaschen zu sehen, er ist in<br />

der Spirituose aber nicht enthalten<br />

Mit seinem Ohrwurm »Blau blüht der Enzian«<br />

schuf Heino vor vielen Jahren nicht<br />

nur einen Kult-Schlager. Außerdem hat der<br />

Barde den Enzian neben dem Edelweiß zu einer der<br />

bekanntesten Alpenpflanzen gemacht. Der gleichnamige<br />

Schnaps hat noch dazu beigetragen.<br />

Die aromatisch-bittere Spirituose soll besonders bei<br />

Magenbeschwerden helfen. Man sagt, dass im Allgäu<br />

die alten Weible am Morgen als Erstes einen Enzian zu<br />

sich nehmen, weil der so gut für den Magen sei. Eine<br />

erste Erwähnung der Heilwirkung von Enzian findet<br />

sich schon 100 n.Chr. bei Pedanios Dioskurides,<br />

einem griechischen Arzt und Pharmakologen.<br />

»Etikettenschwindel« und Naturschutz<br />

38<br />

Obwohl auf den allermeisten Flaschen die trichterförmige<br />

tiefblaue Blüte prangt, enthält die Spirituose<br />

»Enzian« nicht die Spur jener blau blühenden Pflanze.<br />

Der Enzian wird vielmehr aus der Wurzel des wesentlich<br />

größeren und daher ergiebigeren Gelben Enzians<br />

gebrannt. Da der Gelbe Enzian – wie auch die Blüten<br />

und die Bestandteile sämtlicher Enziane – unter<br />

Naturschutz steht, ist die Entnahme der Wurzeln in<br />

freier Natur streng geregelt.<br />

Wenige sogenannte »Wurzengraber« haben aufgrund<br />

uralter Grab- und Brennrechte die Erlaubnis, die Wurzeln<br />

mit einer speziellen, zweizinkigen Hacke auszugraben.<br />

Sie dürfen jedoch nur die dicksten<br />

Enzianwurzeln in einem Abstand von sieben Jahren<br />

vom Gesamtstock trennen. Dadurch ist gesichert, dass<br />

die Wurzeln der Pflanze wieder nachwachsen.<br />

Für die regelmäßige Erteilung der Genehmigungen<br />

zur Entnahme nach strengen Naturschutzvorgaben ist<br />

die Untere Naturschutzbehörde bei der Bezirksregierung<br />

in Augsburg zuständig. Auch die Maximalmengen,<br />

die pro Jahr gegraben werden dürfen, sind ge regelt:<br />

Alpsommer<br />

&<strong>Viehscheid</strong> <strong>2014</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!