13.07.2017 Aufrufe

Alpsommer&Viehscheid 2014

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Reproduktion: Thomas Niehörster; Fotos: Pfronten Tourismus/Erwin Reiter; Touristinfo Wertach; Walsermuseum Riezlern<br />

Oben: Abbildung einer Vor -<br />

führung des Laubschnitter -<br />

tanzes vor Kurfürst Clemens<br />

Wenzeslaus in Bad Hinde lang.<br />

Rechts: Die Trachten gruppe<br />

Riezlern zeigt den Webertanz<br />

(ca. 1960er-Jah re).<br />

Ganz rechts: Der Nach wuchs<br />

des Trachten- und Heimat -<br />

vereins Altstädten beim<br />

Pfarrfest 2005 in Altstädten<br />

Foto: Trachten- und Heimatverein Altstädten<br />

Vergessener Reigen für den Fürsten<br />

Beim Laubschnittertanz handelt es sich dagegen um einen<br />

Brauchtumstanz aus dem 18. Jahrhundert, der einzig<br />

und allein in Hindelang aufgeführt wurde. Somit<br />

würde er für die Gemeinde – ähnlich wie der heute<br />

noch alle fünf Jahre aufgeführte Wilde-Männle-Tanz<br />

in Oberstdorf – ein Alleinstellungsmerkmal darstellen.<br />

Dies jedoch nur theoretisch, denn niemand in Bad Hindelang<br />

erinnerte sich noch an den Reigen, bis er in dem<br />

Buch »Pfarrei Hindelang« von Alois Schmid um 1900<br />

zum ersten Mal wieder publik gemacht wurde.<br />

Ebenso ist kaum bekannt, dass sich im Trauzimmer des<br />

Hindelanger Rathauses die Kopie eines Bildes befindet,<br />

das die Zeremonie des Laubschnittertanzes bei einer<br />

Aufführung vor Kurfürst Clemens Wenzeslaus darstellt.<br />

Trotz Recherchen konnten bis heute keine Noten<br />

zum Laubschnittertanz oder Melodien jener Tage aufgefunden<br />

werden. Sicher sind jedoch bei den Tanzliedern<br />

sogenannte Schwegelpfeifen, eine Urform der<br />

Querflöte, eingesetzt worden, sodass sich anhand hierfür<br />

beispielhafter Noten jene Tänze nachkomponieren<br />

und wieder aufführen ließen.<br />

Alois Schmid beschrieb den Ablauf im Jahr 1906 folgendermaßen:<br />

»Der Laubschnittertanz des jungen Volkes<br />

zu Hindelang wurde am Fuße des Imberger Hornes<br />

in einem Maskenspiel dargestellt. Da kamen ein Dutzend<br />

Mädchen oder mehr mit ihren Laubsäcken, welche<br />

sie quer über dem Hals, den Schultern und den in<br />

die Hüften gestemmten Armen trugen, den buschigen<br />

Bergwald herab über die Ostrach-Brücke, wo ihnen<br />

dann plötzlich aus dem Dickicht ein Schwarm von Hirten<br />

entgegen sprang, sie drohend umringte und zwang,<br />

zu Gesang und Hirtenpfeife die Tänze der Gegend aufzuführen.«<br />

Der Text von Alois Schmid erschien im<br />

»Oberländer Erzähler« (Unterhaltungsblatt zum »Allgäuer<br />

Anzeigeblatt«), Nr. 77, 1906.<br />

Dieser Tanzaufführung lag der Beschreibung von<br />

Schmid zufolge wohl der örtliche Brauch zugrunde,<br />

dass die Mädchen im Sommer auf die Berge stiegen,<br />

um Laub für die Ziegen zu sammeln. Dabei kamen sie<br />

nicht selten an den Sennhütten vorbei, wo die Sennen<br />

und Hirten schon lungerten, um den einen oder anderen<br />

Streich zu spielen. Mit dem folgenden Haschen und<br />

Necken begründete sich der Laubschnittertanz, wie<br />

Schmid 1906 schilderte. • Thomas Niehörster<br />

42 Alpsommer<br />

&<strong>Viehscheid</strong> <strong>2014</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!