Alpsommer&Viehscheid 2014
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das Fällen von Bäumen<br />
(Holzernte) dient der<br />
Naturverjüngung im Bergwald<br />
Fotos: Bergwaldoffensive<br />
Liste der aktuellen BWO-Projektgebiete<br />
PG Anatswald-Leiterberg (Oberstdorf)<br />
PG Hirschberg (Bad<br />
Hindelang/Oberjoch)<br />
PG Balderschwang<br />
PG Blaichach<br />
PG Grünten (Burgberg/Rettenberg)<br />
PG Immenstädter Horn/Steigbachtal<br />
PG Hintersteiner Tal (Bad Hindelang)<br />
PG Rottachberg (Rettenberg)<br />
PG Salmersberg (Weiler-Simmerberg)<br />
PG Scheffau-Scheidegg<br />
PG Sonnenköpfe<br />
(Sonthofen/Oberstdorf)<br />
Für Bestandsaufnahmen der Wälder<br />
informiert sich der BWO-Beirat vor Ort<br />
»Mit dem Bau des Weges verpflichten sich die beteiligten<br />
Waldbesitzer gleichzeitig auch zur nachfolgenden<br />
Waldpflege mit Durchforstungen oder Pflanzungen«,<br />
so Martin Wenzel vom Projektbüro der Bergwaldoffensive<br />
am Amt für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Forsten in Kempten.<br />
Die Bergwaldoffensive erfuhr bislang eine gute Resonanz.<br />
Sie hat die Wälder im gesamten Freistaat ein gutes<br />
Stück widerstandsfähiger gegen den Klimawandel<br />
gemacht. Diese positive Zwischenbilanz zog Forst -<br />
minister Helmut Brunner im vergangenen Sommer<br />
im Projektgebiet Sonnenköpfe bei Oberstdorf. Für den<br />
Minister ist jeder Cent gut angelegt, denn: »Der Erhalt<br />
unserer Berg- und Schutzwälder ist unverzichtbare<br />
Zukunftsaufgabe und aktive Vorsorgepolitik für die<br />
Menschen im Alpenraum.«<br />
Der Wald hat ein Gedächtnis<br />
Im 15. Jahrhundert war der »Bannwald« als Schutzwald<br />
gegen Lawinen und Steinschlag weit verbreitet,<br />
bis ihm die seinerzeitige Industrie durch Kahlschlag<br />
zur Holzkohlegewinnung für die Eisen- und Glas -<br />
produktion nach und nach den Garaus machte. Überschwemmungen,<br />
Murenabgänge und Lawinen waren<br />
die Folgen, die Todesopfer forderten und hohe Sachschäden<br />
verursachten. Als Reaktion darauf wurde in<br />
Bayern 1850 das erste Forstgesetz erlassen, das den<br />
Schutz wald selbst unter Schutz stellte. Auf den großen<br />
Kahlflächen kam der Wald allmählich wieder zurück.<br />
Durch die Ausrottung von Wolf, Luchs und Bär wuchs<br />
der Bestand von Rot- und Rehwild stark an. Verbiss -<br />
empfindliche Baumarten wie Weißtanne oder Rot -<br />
buche gerieten ins Hintertreffen. Vielfach blieb nur die<br />
robuste Fichte übrig. Sie bildet die noch immer weit<br />
verbreiteten Reinbestände. Der Wald hat eben ein gutes<br />
Gedächtnis.<br />
Wald vor Wild<br />
Der diesbezüglichen Mediendiskussion kann man entnehmen,<br />
dass sich der Wald-Wild-Konflikt heute wieder<br />
verschärft. »Die Jagd ist so zu betreiben, dass der<br />
Wildbestand die natürliche Entwicklung des Waldes<br />
nicht hemmt«, lautet das Leitbild der Stadt Immenstadt.<br />
Hier sind vor allem die Jäger gefragt, die bei den<br />
Jagdkonzepten mit der Bergwaldoffensive an einem<br />
Strang ziehen müssen. Dass das gut funktioniert, ist<br />
bereits in vielen Projektgebieten erkennbar.<br />
Was Monokulturen bewirken können, steckt den<br />
Oberallgäuern noch tief in den Knochen, denen die<br />
Murenabgänge im Hintersteiner Tal und die Folgen<br />
der Orkane Vivian und Wiebke unvergessen sind.<br />
Schutzwälder hingegen können hohen, durch die<br />
Natur bedingten Belastungen wie Sturm oder Schnee<br />
widerstehen. Dadurch erfüllen sie wichtige Schutzfunktionen,<br />
beispielsweise vor Steinschlag und Lawinen.<br />
Dies gilt vor allem für einen Mischwald, in dem<br />
Bäume und Gehölze verschiedener Art, Größe und<br />
von unterschiedlichem Alter wie in einem kleinflächigen<br />
Mosaik beieinanderstehen. Die flach wurzelnde<br />
Fichte bekommt hier gute Gesellschaft von tief wurzelnden<br />
Bäumen wie der Weißtanne. •<br />
Viola Elgaß/Thomas Niehörster<br />
Alpsommer<br />
&<strong>Viehscheid</strong> <strong>2014</strong><br />
29