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Kapitel 37<br />
Ernst Rietschel<br />
Medallion auf dem Grab von Ernst Rietschel, Trinitatis Friedhof,<br />
Dresden<br />
Ernst Rietschel, gestochen von Julius Thaeter<br />
Ernst Rietschel (* 15. Dezember 1804 in Pulsnitz;<br />
† 21. Februar 1861 in Dresden; vollständiger Name<br />
Ernst Friedrich August Rietschel) war einer <strong>der</strong> bedeutendsten<br />
deutschen <strong>Bildhauer</strong> des Spätklassizismus. Die<br />
von ihm geschaffenen Skulpturen, wie das Goethe-<br />
Schiller-Denkmal in Weimar o<strong>der</strong> das Lessing-Denkmal<br />
in Braunschweig, haben das Bild Deutschlands als Land<br />
<strong>der</strong> Dichter und Denker entscheidend mitgeprägt.<br />
37.1 Leben und Wirken<br />
Ernst Rietschel wurde als drittes Kind des Beutlers Friedrich<br />
Ehregott Rietschel und dessen Frau Caroline in<br />
Pulsnitz (Sachsen) geboren. Nach erstem Zeichenunterricht<br />
und abgebrochener Kaufmannslehre in seiner Heimatstadt<br />
begann er 1820 ein Studium an <strong>der</strong> Königlichen<br />
Sächsischen Kunstakademie zu Dresden. In den darauf<br />
folgenden Jahren hatte er erste kleinere Erfolge und Auszeichnungen<br />
mit Zeichnungen; man wurde auf den jungen<br />
Künstler, <strong>der</strong> ab 1823 im Atelier bei Franz Pettrich<br />
lernte, aufmerksam. Dort entstand im Auftrag <strong>der</strong><br />
Gräflich Einsiedelschen Eisenwerke Lauchhammer seine<br />
erste eigenständige Arbeit, eine Figur des Meeresgottes<br />
Neptun für den Marktbrunnen in Nordhausen.<br />
Der Graf von Einsiedel vermittelte Rietschel 1826 die<br />
Übersiedlung 1826 Berlin in das Atelier von Christian<br />
Daniel Rauch. Bereits 1827 errang er ein Romstipendium,<br />
das er aber zunächst aufschob, um an verschiedenen<br />
Denkmalprojekten in Rauchs Atelier mitzuarbeiten.<br />
Im Jahr 1828 nahm er als Vertreter seiner Werkstatt<br />
an <strong>der</strong> Grundsteinlegung des Dürer-Standbildes in<br />
Nürnberg teil. Auf seiner Rückreise besuchte er den alternden<br />
Goethe in Weimar. Ein zweiter Besuch gemeinsam<br />
mit Rauch folgte 1829. Im August 1830 trat Rietschel<br />
seine Italienreise an. Dort erreichte ihn ein Jahr darauf<br />
<strong>der</strong> Auftrag für ein Denkmal des verstorbenen sächsischen<br />
Königs Friedrich August in Dresden.<br />
Im Jahr 1832 heiratete er Albertine Trautscholdt, mit <strong>der</strong><br />
er seit einem Jahr verlobt war. Im gleichen Jahr – noch<br />
nicht einmal 28-jährig – erhielt er die Professur für <strong>Bildhauer</strong>ei<br />
an <strong>der</strong> Dresdner Kunstakademie. Im Jahr 1833<br />
wurde seine erste Tochter Adelheid geboren. Nur drei<br />
Wochen alt wurde seine zweite Tochter Johanna: Sie starb<br />
schon im April 1835; im Juli desselben Jahres starb seine<br />
Frau Albertine. Dennoch blieb sein schöpferisches Schaffen<br />
ungebremst.<br />
In Zusammenarbeit mit vielen bedeutenden Architekten,<br />
unter an<strong>der</strong>en Gottfried Semper, war er für den bauplastischen<br />
Schmuck vieler Gebäude verantwortlich, vor allem<br />
in Dresden. Anfang 1836 wurde er zum ordentlichen<br />
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