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Auf der schwedischen Insel Gotland fand Heilwig Leipnitz neben vielen<br />
weiteren Fossilien auch eine Reihe von Schwämmen, die sie anhand der<br />
Fundschichten ins Zeitalter des Silur einordnen konnte. Wissenschaftler<br />
hatten bis dahin angenommen, dass diese Schwämme im Silur bereits ausgestorben<br />
waren. Anhand von Vergleichsfunden im Museum Visby, die bis<br />
dahin unbesehen dort lagerten, konnte sie ihre Erkenntnisse präzisieren.<br />
Ein Schwamm wurde ihr zu Ehren Multistella leipnitzae benannt.<br />
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großen Arbeitsplatte eingebaut sind. Kleinste muschelähnliche<br />
Fossilien tummeln sich einvernehmlich in der Nachbarschaft von<br />
Korallen und Schwämmen, Versteinerungen zeigen die Formen<br />
kleiner und großer Kopffüßer, prähistorischer Fische oder Pflanzenabdrücke.<br />
Da liegen Hölzer, die über und über von Gängen<br />
durchbohrt sind – Zeugnis vieler fleißiger Bohrmuscheln – ,<br />
Schnecken, ein Nautilus und diverse Feinschliffe. Und von jedem<br />
Stück weiß Heilwig Leipnitz eine Geschichte zu erzählen. »Das<br />
ist die Hohlform von einem Krebswohngang und das hier ist die<br />
Ausfüllung eines solches Ganges. So etwas kann man auch im Geschiebe<br />
finden. Die Krebse haben ihre Wohngänge <strong>mit</strong> Kotpillen<br />
ausgepolstert. Auf diese Art wurde das Sediment zusammengehalten<br />
und darin lebten sie«, zeigt Heilwig Leipnitz auf einen im ersten<br />
Moment unscheinbar erscheinenden grauen Stein <strong>mit</strong><br />
passendem Gegenstück. Es bedarf schon eines geschulten Blickes,<br />
um die Zeugnisse vergangenen Lebens im Stein zu entdecken.<br />
Wenn man nur gut hinschaut, eröffnet sich aber eine so vielfältige<br />
und reiche Welt, dass der Beschauer Gefahr läuft, selbst von der<br />
Steine-Leidenschaft erfasst zu werden. »Mit der Zeit entwickelt<br />
man einen Blick dafür«, ist sich Heilwig Leipnitz sicher. Sie selbst<br />
hat ihr Wissen stets durch zusätzliches Literaturstudium erweitert.<br />
Wichtig sei aber nicht nur das Schauen und Studieren. »Man muss<br />
die Steine auch anfassen können, um ein Gefühl für die Struktur<br />
und das Material zu bekommen«, meint sie. Und wenn sie einmal<br />
einen Fund nicht einordnen kann, scheut sie sich nicht, Fachleute<br />
hinzuzuziehen. Obwohl – eine kompetente Fachfrau ist die Autodidaktion<br />
ja längst selbst. »Hier sehen sie die Grenze zwischen<br />
Kreide und Tertiär«, hält sie einen Stein <strong>mit</strong> verschiedenen Einschlüssen<br />
in die Höhe. »Hier sind noch Kreidefossilien zu sehen,<br />
Reste von Seeigeln und kleine Cranien, also Armfüßer, die gerne<br />
<strong>mit</strong> Muscheln verwechselt werden, <strong>mit</strong> diesen aber nicht verwandt<br />
sind. Und dazwischen sind die ersten Tertiär-Fossilien zu finden.«<br />
Ein Stein – ein Schlaglicht auf die Erdgeschichte. Das Klima auf<br />
der Erde war im Zeitalter des Tertiär, das vor etwa 66 Millonen Jahren<br />
begann, wesentlich wärmer als heute. Nach dem Aussterben<br />
der Dinosaurier entwickelten sich damals nach und nach die Säugetiere<br />
zu den beherrschenden Landtieren auf der Erde.<br />
<strong>Calluna</strong> 17