Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Beim Kontrollieren der Brutkästen entstanden diese Bilder, welche die Jungvögel in verschiedenen Entwicklungsstufen zeigen. Ab der sechsten Lebenswoche<br />
sind sie befiedert und nach achteinhalb Wochen flügge.<br />
Fotos: Horst Seeler<br />
Seeler, hätten die Schleiereulen in den Scheunen im Stroh gebrütet,<br />
und die Marder hätten ein leichtes Spiel gehabt. Da es damals<br />
aber noch viel mehr Schleiereulen gab, haben die Ausfälle durch<br />
Marder die Population insgesamt nicht gefährdet. Das wäre heute<br />
anders. Ohne die Kästen, die jetzt im Winter gereinigt und bei Bedarf<br />
repariert werden, stünden die Schleiereulen vielleicht schon<br />
auf der Roten Liste der bedrohten Arten.<br />
Obwohl er nicht mehr der Jüngste und zudem schwerbehindert<br />
ist, kümmert sich Horst Seeler unermüdlich um »seine« Schleiereulen,<br />
fährt <strong>mit</strong> seinen Helfern in jedem Jahr Tausende von Kilometern,<br />
um alle Kästen und Bruten zu kontrollieren und die<br />
Jungvögel zu beringen. Als Computerfachmann im Ruhestand fällt<br />
es ihm leicht, aus den gesammelten Daten aufwändige Diagramme<br />
und Statistiken zu erstellen, die Auskunft über die Bestandsentwicklung<br />
und das Wanderverhalten geben – eine der<br />
hier in der Region beringten Schleiereulen wurde später in Spanien<br />
gesichtet. Ganz nebenbei gewinnen die Ornithologen dabei<br />
auch neue Erkenntnisse. Hatten sie früher angenommen, dass Eulenvögel<br />
relativ partnertreu sind, stellte sich im Laufe der Jahre heraus,<br />
dass genau das Gegenteil der Fall ist. Schmunzelnd berichtet<br />
Horst Seeler von einer Eulenmutter, die ihre Jungen im Kasten zurückgelassen<br />
hat – sie wurden fortan vom Vater alleine gefüttert<br />
–, um sich <strong>mit</strong> einem anderen Eulenmännchen zu verpaaren und<br />
in einem Kasten in der Nähe erneut zu brüten.<br />
Bild links: Horst Seeler hat auf einer Karte alle Orte, in denen im vergangenen<br />
Jahr Schleiereulen gebrütet haben, <strong>mit</strong> einem roten Punkt markiert.<br />
Seine Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Barnbruch betreut in<br />
den Kreisen Gifhorn und Helmstedt und in der Stadt Wolfsburg<br />
414 Brutkästen in 210 Dörfern. In diesem Gebiet wurden 2017 insgesamt<br />
96 Bruten <strong>mit</strong> 328 Jungvögeln verzeichnet.<br />
Foto: Inka Lykka Korth<br />
NACHWUCHS GESUCHT<br />
Um Kinder für den Naturschutz im Allgemeinen und den Vogelschutz<br />
im Besonderen zu sensibilisieren, geht Horst Seeler gerne<br />
in Schulen und berichtet über seine Arbeit. Befindet sich ein gut<br />
zugänglicher Eulenkasten im Ort, lässt er die Schüler auch schon<br />
einmal einen Blick in der Kinderstube der Schleiereulen werfen.<br />
Das geschieht nicht ganz ohne Hintergedanken: Die zurzeit aus<br />
rund 15, überwiegend älteren Vogelfreunden bestehende Arbeitsgemeinschaft<br />
braucht dringend Nachwuchs. Gesucht werden<br />
Leute, die in ihrer Freizeit bei der Kontrolle der Eulenkästen, beim<br />
Beringen und Datensammeln helfen. Besonders fehle es an Helfern,<br />
die schwindelfrei sind und auf langen Leitern keine Höhenangst<br />
haben, denn das Einflugloch eines Eulenkastens befinde sich<br />
in mindestens fünf Meter Höhe.<br />
Horst Seeler (Telefon 05362 63331) erwartet von seinen Helfern<br />
nicht, dass sie ebensoviel Zeit in den Schleiereulenschutz investieren<br />
wie er. Ideal wäre eine Beteiligung an einem Tag in der<br />
Woche von Mai bis Juli sowie Oktober bis Februar. Willkommen<br />
sind aber auch Helfer, die nur an einem Tag im Monat zur Verfügung<br />
stehen. Er selbst kann als Rentner den Großteil seiner Zeit<br />
den Eulen widmen. »Andere fahren in den Urlaub, ich zu den<br />
Eulen«, sagt er. Stünde er heute allerdings noch einmal vor der<br />
Entscheidung, in der Naturschutzarbeit eine bestimmte Aufgabe<br />
zu übernehmen, dann wäre es wohl der Insektenschutz, denn das<br />
Insektensterben sei ein ganz großes Probleme, dass Pflanzen, Tiere<br />
und Menschen gleichermaßen betrifft. Und das lässt sich auch<br />
nicht durch den Bau von Insektenhotels lösen. Horst Seeler weiß<br />
von »seinen« Schleiereulen: Wenn die Nahrungsgrundlage fehlt,<br />
nützen auch die besten Nisthilfen nichts. »Jeder braucht zunächst<br />
einmal etwas zu essen, und dann erst kommt die Wohnung.«<br />
<strong>Calluna</strong> 23