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Calluna Winter18 mit Heidja

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Beim Kontrollieren der Brutkästen entstanden diese Bilder, welche die Jungvögel in verschiedenen Entwicklungsstufen zeigen. Ab der sechsten Lebenswoche<br />

sind sie befiedert und nach achteinhalb Wochen flügge.<br />

Fotos: Horst Seeler<br />

Seeler, hätten die Schleiereulen in den Scheunen im Stroh gebrütet,<br />

und die Marder hätten ein leichtes Spiel gehabt. Da es damals<br />

aber noch viel mehr Schleiereulen gab, haben die Ausfälle durch<br />

Marder die Population insgesamt nicht gefährdet. Das wäre heute<br />

anders. Ohne die Kästen, die jetzt im Winter gereinigt und bei Bedarf<br />

repariert werden, stünden die Schleiereulen vielleicht schon<br />

auf der Roten Liste der bedrohten Arten.<br />

Obwohl er nicht mehr der Jüngste und zudem schwerbehindert<br />

ist, kümmert sich Horst Seeler unermüdlich um »seine« Schleiereulen,<br />

fährt <strong>mit</strong> seinen Helfern in jedem Jahr Tausende von Kilometern,<br />

um alle Kästen und Bruten zu kontrollieren und die<br />

Jungvögel zu beringen. Als Computerfachmann im Ruhestand fällt<br />

es ihm leicht, aus den gesammelten Daten aufwändige Diagramme<br />

und Statistiken zu erstellen, die Auskunft über die Bestandsentwicklung<br />

und das Wanderverhalten geben – eine der<br />

hier in der Region beringten Schleiereulen wurde später in Spanien<br />

gesichtet. Ganz nebenbei gewinnen die Ornithologen dabei<br />

auch neue Erkenntnisse. Hatten sie früher angenommen, dass Eulenvögel<br />

relativ partnertreu sind, stellte sich im Laufe der Jahre heraus,<br />

dass genau das Gegenteil der Fall ist. Schmunzelnd berichtet<br />

Horst Seeler von einer Eulenmutter, die ihre Jungen im Kasten zurückgelassen<br />

hat – sie wurden fortan vom Vater alleine gefüttert<br />

–, um sich <strong>mit</strong> einem anderen Eulenmännchen zu verpaaren und<br />

in einem Kasten in der Nähe erneut zu brüten.<br />

Bild links: Horst Seeler hat auf einer Karte alle Orte, in denen im vergangenen<br />

Jahr Schleiereulen gebrütet haben, <strong>mit</strong> einem roten Punkt markiert.<br />

Seine Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Barnbruch betreut in<br />

den Kreisen Gifhorn und Helmstedt und in der Stadt Wolfsburg<br />

414 Brutkästen in 210 Dörfern. In diesem Gebiet wurden 2017 insgesamt<br />

96 Bruten <strong>mit</strong> 328 Jungvögeln verzeichnet.<br />

Foto: Inka Lykka Korth<br />

NACHWUCHS GESUCHT<br />

Um Kinder für den Naturschutz im Allgemeinen und den Vogelschutz<br />

im Besonderen zu sensibilisieren, geht Horst Seeler gerne<br />

in Schulen und berichtet über seine Arbeit. Befindet sich ein gut<br />

zugänglicher Eulenkasten im Ort, lässt er die Schüler auch schon<br />

einmal einen Blick in der Kinderstube der Schleiereulen werfen.<br />

Das geschieht nicht ganz ohne Hintergedanken: Die zurzeit aus<br />

rund 15, überwiegend älteren Vogelfreunden bestehende Arbeitsgemeinschaft<br />

braucht dringend Nachwuchs. Gesucht werden<br />

Leute, die in ihrer Freizeit bei der Kontrolle der Eulenkästen, beim<br />

Beringen und Datensammeln helfen. Besonders fehle es an Helfern,<br />

die schwindelfrei sind und auf langen Leitern keine Höhenangst<br />

haben, denn das Einflugloch eines Eulenkastens befinde sich<br />

in mindestens fünf Meter Höhe.<br />

Horst Seeler (Telefon 05362 63331) erwartet von seinen Helfern<br />

nicht, dass sie ebensoviel Zeit in den Schleiereulenschutz investieren<br />

wie er. Ideal wäre eine Beteiligung an einem Tag in der<br />

Woche von Mai bis Juli sowie Oktober bis Februar. Willkommen<br />

sind aber auch Helfer, die nur an einem Tag im Monat zur Verfügung<br />

stehen. Er selbst kann als Rentner den Großteil seiner Zeit<br />

den Eulen widmen. »Andere fahren in den Urlaub, ich zu den<br />

Eulen«, sagt er. Stünde er heute allerdings noch einmal vor der<br />

Entscheidung, in der Naturschutzarbeit eine bestimmte Aufgabe<br />

zu übernehmen, dann wäre es wohl der Insektenschutz, denn das<br />

Insektensterben sei ein ganz großes Probleme, dass Pflanzen, Tiere<br />

und Menschen gleichermaßen betrifft. Und das lässt sich auch<br />

nicht durch den Bau von Insektenhotels lösen. Horst Seeler weiß<br />

von »seinen« Schleiereulen: Wenn die Nahrungsgrundlage fehlt,<br />

nützen auch die besten Nisthilfen nichts. »Jeder braucht zunächst<br />

einmal etwas zu essen, und dann erst kommt die Wohnung.«<br />

<strong>Calluna</strong> 23

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