Lebens.Haus Magazin 04/2018
Wir möchten mit Dir ins Gespräch kommen, über Themen, die in unseren Leben wichtig sind: Leben Heute - Meditation - Kreativität - Spiritualität - Genuss
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Christopher<br />
Achtsamkeitsspaziergang<br />
Mehrweg statt Einweg<br />
Der Weg ist das Viel<br />
Sonntagsspaziergänge sind etwas Schönes.<br />
Traditionell ist dieser Spaziergang der ideale<br />
Zeitpunkt, um die vergangene Woche Revue<br />
passieren zu lassen oder auf die kommenden<br />
Tage vorauszublicken. Für uns ist es ein<br />
richtiges Ritual!<br />
Dass ich heute zum ersten Mal von diesem<br />
Ritual erzähle, hat einen ganz bestimmten<br />
Grund: Der letzte sonntägliche Spaziergang<br />
war gleichzeitg Ritual und doch etwas ganz<br />
Neues. Er thematisiert sich selbst – ein Meta-Spaziergang,<br />
sozusagen.<br />
Wenn es bei Konfuzius heißt, dass<br />
der Weg das Ziel ist, dann klingt<br />
es mittlerweile etwas abgedroschen.<br />
Diesmal steht<br />
der Weg aber tatsächlich<br />
im Fokus. Der Weg im<br />
Singular ist vielleicht die<br />
falsche Formulierung.<br />
Es sind eigentlich viele<br />
Wege, die ich an diesem<br />
Sonntag gehe. Der Weg<br />
ist nicht das Ziel, der Weg ist<br />
auch viel!<br />
Der Weg ist schneebedeckt. Dann wieder<br />
sandig. Steinhart gefroren – und auf einmal<br />
wieder matschig. Auf Stein folgt Gras folgt<br />
Sand folgt Moos. Querfeldein und geradeaus.<br />
Schattig, sonnig und alles dazwischen.<br />
Jeder Schritt klingt anders, jeder Schritt<br />
fühlt sich anders an. Viel mehr geht nicht –<br />
schaut es Euch selbst an!<br />
Achtsamkeitsspaziergang Anleitung – worauf<br />
Du beim Spaziergang achten kannst<br />
Achtsam zu sein – das heißt für mich, bewusst<br />
im Moment zu sein und alle Sinne einzusetzen.<br />
• Was siehst Du? Welche Lichtstimmung<br />
herrscht? Ich habe zum Beispiel<br />
die ersten Schneeglöckchen entdeckt<br />
– und mich wahnsinnig gefreut!<br />
• Was hörst Du? Die Vögel zwitschern,<br />
der Weg knirscht unter Deinen Schuhen,<br />
der Wind rauscht. Versuche so viel<br />
wie möglich wahrzunehmen. Meine<br />
Lieblingsübung: Ich suche mir einen<br />
Ort, an dem ich ungestört einige Minuten<br />
lang die Augen schließen darf. Ich<br />
schließe meine Augen so lange, bis ich<br />
zehn verschiedene Geräusche gefunden<br />
habe.<br />
• Was riechst Du? Ich<br />
mag den „Geruch“ von Kälte<br />
und frischer Luft. Im Frühling<br />
sind es die ersten<br />
Blüten – und zur Mittagszeit<br />
manchmal auch<br />
die herrlichen Düfte, die<br />
durch offene Küchenfenster<br />
ausströmen!<br />
• Was fühlst Du? Den Boden<br />
unter Deinen Füßen. Die<br />
Sonne auf der Haut. Die Hand<br />
Deines Lieblingsmenschen!<br />
• Was schmeckst Du? „Wie war Dein<br />
Spaziergang – Danke, hat gut geschmeckt!“<br />
Im Frühling findet man<br />
eigentlich immer etwas – ein Blättchen<br />
wilden Bärlauch, eine Brombeere,<br />
Walderdbeeren…<br />
Eine tolle Idee ist es, einen bestimmten<br />
Weg öfters zu gehen und sich jeweils auf<br />
einen speziellen Sinn zu konzentrieren. So<br />
erlebst Du ein und den selben Weg völlig<br />
anders, völlig neu.<br />
Jeder Weg hat so die Chance, ein neues<br />
Abenteuer werden. Um es mit Bilbo Beutlins<br />
Worten zu sagen:<br />
„Die Straße gleitet fort und fort,<br />
weg von der Tür, wo sie begann,<br />
weit über Land, von Ort zu Ort,<br />
ich folge ihr, so gut ich kann,<br />
ihr lauf’ ich raschen Fußes nach,<br />
bis sie sich groß und breit verflicht’<br />
mit Weg und Wagnis tausendfach.<br />
Und wohin dann? Ich weiß es nicht.“<br />
Darum tut mir das Spazierengehen so gut!<br />
Beim Meditieren ist es der Atem, der uns im<br />
Moment hält. Einatmen – Ausatmen. Das<br />
ist alles, worauf es ankommt. In meinem Artikel<br />
über unser „Affenhirn“ habe ich es so<br />
zusammengefasst:<br />
„Ich muss mich nicht unglaublich hart<br />
konzentrieren, um meine Gedanken von<br />
mir zu halten. Ich kann mein „Affenhirn“<br />
einfach beschäftigen, um nicht ständig<br />
sein „yada yada yada“ zu verfolgen.<br />
Das Affenhirn möchte nur eine Banane<br />
oder – im übertragenen Sinne – mit<br />
unserem Atem beschäftigt werden.“<br />
Beim Spazierengehen pendle ich meine<br />
Achtsamkeit mit meinem eigenen Schritt<br />
ein: Links, rechts, links – das ist genauso<br />
leicht wie Ein- und Ausatmen, aber trotzdem<br />
genug um mein Affenhirn zu beschäftigen.<br />
Die besten Gespräche habe ich häufig<br />
dann, wenn ich meinen Körper warm- und<br />
meinen Kopf leergelaufen habe.<br />
Christopher<br />
<strong>Lebens</strong>.<strong>Haus</strong> <strong>Magazin</strong> April <strong>2018</strong> - 32