Gsungen&Gspielt 02/2017
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INT´RESSANTERWEIS<br />
schon bestehende Kompositionen den<br />
Musikanten vor Ort maßgeschneidert<br />
auf ihre Bedürfnisse „auf den Leib“ zu<br />
schreiben. Egg hatte viele Melodien<br />
im Kopf und konnte fließend Tanzmusikstücke<br />
und Märsche für kleine oder<br />
große Besetzung arrangieren. Die<br />
vielen handgeschriebenen Noten in<br />
den Marschbüchlein in den Archiven<br />
zahlreicher Südtiroler Musikkapellen<br />
zeugen vom Fleiß und Einsatz, von<br />
den genialen Einfällen und blühender<br />
Phantasie dieses Erzmusikanten, der<br />
auch einem guten Glas Wein in geselliger<br />
Runde nicht abgeneigt war.<br />
FK: Es gab natürlich kleinere Tanzmusikgruppen<br />
mit Harmonika, Geige<br />
und Gitarre. Im Vinschgau spielte die<br />
„Kapelle Federspiel“ rund um den<br />
legendären Harmonikaspieler Alois<br />
Federspiel, vulgo „Storchn Lois“,<br />
der zusätzlich zur Harmonika mit<br />
Geige, Kontrabass und Schlagzeug<br />
auf Bällen aufspielte. In den 1960er<br />
Jahren entstanden natürlich Tanzmusikgruppen,<br />
die den zu dieser Zeit<br />
modernen Oberkrainer Stil oder später<br />
den Klang von Ernst Mosch nachahmten.<br />
Die „Auswendigen“ im<br />
Schlerngebiet<br />
Besonders im Schlerngebiet wurde<br />
während der Heumahd auf der Seiser<br />
Alm auswendig (!) in Bläserformationen<br />
ähnlich der Böhmischen musiziert.<br />
Meist waren es zweiteilige<br />
Stücke, die keine Namen hatten bzw.<br />
spontan nach den Flurnamen benannt<br />
wurden. Durch Vor- und Nachspielen<br />
werden die Melodien heute noch gespielt<br />
und erfahren immer wieder neue<br />
Aufmerksamkeit. Bekannte Gruppen<br />
wie die Seppl Musig aus Völs, die Seiser<br />
Böhmische, die Völser Volksmusikanten<br />
mit Toni Federer und aktuell<br />
Die Egarter Musikanten, v. l. n. r.: Alfons Kröss, Luis Kröss, Siegfried Unterhofer, Hubert Schweigkofler,<br />
Franz Kofler – bei einer Hochzeit in Schabs/Brixen 1972 (Foto: privat)<br />
die 6 Kraxn mit Manuel Goller musizieren<br />
und pflegen dieses besondere<br />
Spielgut des Schlerngebietes.<br />
Die Egarter Musikanten seit 1972<br />
FK: Mit den „Rittner Buabm“ wurden<br />
wir in den 1970er-Jahren viel<br />
nach Bayern oder nach Tirol zu Musikantentreffen<br />
eingeladen. Bei den<br />
Musikantentreffen in vielen Orten<br />
Südtirols, die meist vom RAI Sender<br />
Bozen organisiert und aufgezeichnet<br />
wurden, gab es noch keine „Tanzlmusig“-Gruppen<br />
im heutigen Sinne. Ab<br />
und zu eine Böhmische, sonst aber<br />
ausschließlich kleine Volksmusikformationen<br />
wie Saitenmusik- und Gesangsgruppen.<br />
1972 kam es aus Freude am Musizieren<br />
und am wachsenden Bedürfnis<br />
nach einer bodenständigen kleinen<br />
„Tanzlmusi“ zur Gründung der „Egarter<br />
Musikanten“. Der Name „Egarter<br />
Musikanten“ kommt vom Egarter-Hof<br />
in Mittelberg am Ritten, wo Luis Kröss<br />
und sein Onkel Alfons daheim waren.<br />
Diese erste „Tanzlmusi“ dieser Art<br />
in Südtirol hatte die Besetzung mit 2<br />
Klarinetten, Steirischer Harmonika,<br />
B-Tuba und Gitarre/Posaune. Noten bekamen<br />
die Musikanten vor allem vom<br />
Rittner Otto Untermarzoner, der in Samenberg<br />
bei Rosenheim verheiratet ist<br />
(wohnt heute in Nußdorf am Inn) und<br />
viele Stücke aus Bayern oder von Tobi<br />
Reiser „importierte“, wie die „Klarinetten-Polka“,<br />
den „Salzburger Landler“<br />
oder die „Jodlerpolka“.1979 wurde die<br />
Besetzung auf Flügelhorn, Klarinette,<br />
Posaune, Tuba, Steirische Harmonika<br />
und Harfe umgestellt und bis zur Auflösung<br />
der Gruppe 1999 beibehalten.<br />
FK: Bei den Musikantentreffen in<br />
Tirol mit Sepp Landmann haben wir<br />
G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 42. JAHRGANG | HEFT <strong>02</strong> | JUNI <strong>2017</strong> 15