Gsungen&Gspielt 02/2017

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INT´RESSANTERWEIS rität, die Kirchtagmusig war in Volksmusikkreisen bald in aller Munde. Die Stücke wurden „aus dem Kopf“ einfach zusammengespielt, zwei Melodiestimmen, dazu Gegenstimme und Begleitung oder solistische Teile in der Harmonika, für das rhythmische Fundament sorgten Harfe und Bassgeige. Dazu brauchte es keine Noten! Das besonders „Musikantische“ der Kirchtagmusig ergab sich neben dem äußerst tänzerischen Musizieren aus der Kleinheit der Besetzung mit nur fünf Mann und dem Einsatz der C-Trompete, die Peter Moser zusehends öfter verwendete. Eine erste Änderung der Besetzung ergab sich ab 1980. Florian Pedarnig hatte neben dem vollen Orchesterdienst 1978 auch die ehrenamtliche Stelle als Tiroler Landeskapellmeister in der Nachfolge von Sepp Tanzer angetreten. Da gab es keinen zeitlichen Spielraum für die Tanzmusik mehr, Sepp Blaickner aus Angerberg trat als Klarinettist ein, Georg Nolf aus Rum war schon etwas früher als Tubist und Kontrabassist dabei. In dieser Besetzung wurde 1981 auch die erste Schallplatte produziert. Neben Volksweisen und Stücken von Gottlieb Weißbacher waren mit dem „Gratlspitz- Marsch“, dem „Auanger Landler“ und der Polka „Übern Jagasteig“ auch erstmals Stücke von Peter Moser im Repertoire. Die Stücke aus eigener Feder sollten dann auch zum besonderen Markenzeichen der Kirchtagmusig werden. Für Auftritte bei großen Volkstanzveranstaltungen war die Fünfmann-Besetzung manchmal klanglich fast zu klein. So ergänzte später Wolfgang Schafferer aus Rinn die Kirchtagmusig auf dem Osttiroler Hackbrett, Franz Die Gründungsmitglieder der Tiroler Kirchtagmusig 1974 in Tiflis, v. l. n. r.: Peter Reitmeir, Florian Pedarnig, Peter Moser Posch spielte nun manchmal auch statt der Harmonika die Posaune. Ein größerer personeller Umbau ergab sich Anfang der 90er-Jahre, als sich Franz Posch und Georg Nolf vermehrt der Jazz-Musik zuwandten, mit den Haller Dixielanders viel unterwegs waren und aus der Kirchtagmusig austraten. Peter Moser und Sepp Blaickner musizierten weiterhin, in die neue Formation stiegen nun Sepp Margreiter (Posaune) und Lois Moser (Tuba) aus Alpbach, Christian Margreiter (Harmonika) aus Radfeld und Otto Ehrenstrasser (Harfe) aus Angerberg ein. Kurzzeitig trat man als Angerbacher auf (da der Großteil der Musikanten aus Angerberg und Alpbach stammte), führte dann aber doch den Namen Tiroler Kirchtagmusig weiter. Einen gravierenden Einschnitt in die musikalische Gemeinschaft brachte einerseits der schwere Arbeitsunfall von Sepp Margreiter im Jahr 1999 – er konnte viele Monate nicht musizieren und sitzt seitdem im Rollstuhl – und dann ein weiterer katastrophaler Unfall, der dem Alpbacher Waldaufseher Lois Moser im Jahr 2002 das Leben kostete. Während für Sepp Margreiter das Musizieren bei den Alpbacher Bläsern und der Kirchtagmusig ein wichtiger Antrieb für seine intensive Arbeit an Reha und Genesung war, musste für den tragisch verunglückten Lois Moser ein Ersatz gesucht werden: Josef Ehrenstrasser – der Bruder des Harfenisten – spielt seitdem die Tuba. Es waren und sind sechs großartige Musikanten, die das musikalische Gesicht der Kirchtagmusig abgeben. Die Standardbesetzung ist nun mit Flügelhorn, Klarinette, Posaune, Harmonika, Tuba und Harfe gegeben, aber die Flexibilität und Vielseitigkeit der Musikanten ermöglicht eine Vielzahl von Erweiterungen: So nimmt Christian Margreiter manchmal statt der Harmonika das diatonische Hackbrett zur Hand, Peter Moser statt dem Flügelhorn oder der Trompete die Klarinette, eine Stubenmusikbesetzung ist mit Zither, Harfe, Gitarre oder Kontrabass gegeben und als außergewöhnliche Besonderheit kann jeder der sechs Musikanten auf ein Blechblasinstrument zugreifen, wodurch sich mit drei Flügelhörnern, zwei Posaunen und Tuba eine ganz besondere Besetzung zum Weisenblasen ergibt, die im Alpenraum einzigartig ist. Die Tiroler Kirchtagmusig: Ein Aushängeschild der Tiroler Volksmusik seit Jahrzehnten mit nachhaltiger Wirkung und bedeutendem Einfluss für die 8 G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 42. JAHRGANG | HEFT 02 | JUNI 2017
INT´RESSANTERWEIS Volksmusik im Alpenraum für viele weitere Jahrzehnte! Die Mitterhögl Hausmusik Text: Barbara Oberthanner Die heute unter „Mitterhögl Hausmusik“ bekannte Gruppe aus Kitzbühel wurde schon 1931 unter dem Namen „Altertumsmusik“ gegründet. Zu den Mitgliedern gehörte Josef Aufschnaiter vulgo „Fiechter Sepp“ (1871-1957), der den selbst restaurierten dreisaitigen Kontrabass spielte. Josef Feller sen. (1894- 1972), der Vater von Andreas Feller, dem heutigen Leiter der Mitterhögl Hausmusik, spielte Hackbrett, Jakob Astlinger vulgo „Zuckerbacher Joggei“ (1904-1993), von Beruf Landwirt und „Viehdoktor“, spielte damals die Harfe. Als „Viehdoktor“ kam er in der Umgebung weit umher und brachte auch Musikstücke aus anderen Regionen in das Repertoire der Altertumsmusik ein. Hans Lechner sen. (1908-1967) spielte die Drehleier. Ende der dreißiger Jahre trat der Altertumsmusik Robert Mayr (1906-1944) vulgo „Scherl Wertei“ mit der Geige bei. Die Gruppe spielte zu Anlässen des Trachtenvereins, bei Trachtenbällen, zur Unterhaltung der Gäste bei Folkloreveranstaltungen oder in Hotels der Gegend sowie bei privaten Feiern. Schon damals war die Region für den Tourismus interessant. 1945 wurde die Altertumsmusik neu formiert. Josef Feller sen. wechselte zur Gitarre und ließ Josef Feller jun. Die Altertumsmusik, die Vorgängergruppe der Mitterhögl Hausmusik, spielte in einer ganz besonderen Besetzung (Foto: privat, im Besitz von Hans Hechenberger) Die Altertumsmusik im Jahre 1950 mit dem jungen Andreas Feller am Kontrabass (Foto: Karl Horak; im Besitz von Andreas Feller) G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 42. JAHRGANG | HEFT 02 | JUNI 2017 9
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