150 Jahre MHD (Buch)
Geschichte des Marien Hospital
Geschichte des Marien Hospital
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<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Marien Hospital Düsseldorf<br />
Stadtdechant Max Döhmer<br />
(1934-1946), um 1945<br />
Graf-Adolf-Platz, um 1935<br />
Der angedrohte Boykott gegen das Marienhospital blieb aus.<br />
Bereits am 25. August 1934 wandte sich Heinrich Seiler erneut<br />
an seine „Kollegen“ und teilte mit, „die von der Verwaltung<br />
des Marienhospitals getroffenen Maßnahmen rechtfertigen<br />
die hiermit ausgesprochene Aufhebung meiner Verfügung<br />
vom 22.8.1934“. Außerdem habe der Vorstand des Marienhospitals<br />
„mit größter Vorbehaltlosigkeit zum Ausdruck<br />
gebracht, daß er das Abstimmungsergebnis in seinem Hospital<br />
auf das tiefste bedauere und bereit ist, jeden vom Hospital<br />
fernzuhalten und von ihm auszuschließen, der die Einheit der<br />
Deutschen Volksgemeinschaft zu stören sucht“.<br />
Welche „Maßnahmen“ den Widerruf der angedrohten<br />
Sanktionen „rechtfertigten“, erschließt ein am 30. August<br />
1934 von Stadtdechant Max Döhmer an das Generalvikariat<br />
gerichtetes Protestschreiben, das folgende Mitteilung enthielt:<br />
„Der Vorsitzende des Kuratoriums des Marienhospitals hat<br />
nach Rücksprache mit einem der beiden Chefärzte des<br />
Hauses, angeblich weil größte Eile im Handeln geboten gewesen<br />
sei, die Drohungen des Vorsitzenden des Ärztevereins<br />
dadurch abwenden zu sollen geglaubt, daß er ohneweiters<br />
die in dessen Schreiben enthaltenen Vorwürfe als berechtigt<br />
anerkannte und als Sühne die Entfernung der Oberin sowie<br />
des Anstaltspfarrers anbot. Ich kann nicht anders als diese<br />
Aktion als eine himmelschreiende Ungerechtigkeit bezeichnen<br />
und zwar aus folgenden Gründen: 1. Nichts berechtigt<br />
den Vorsitzenden<br />
des Ärztevereins<br />
zu der Behauptung,<br />
daß die im Marienhospital<br />
abgegebenen<br />
124 ‚Nein‘-<br />
Stimmen von den<br />
Schwestern und<br />
dem Dienstpersonal<br />
des Hauses stammen.<br />
Selbst wenn<br />
es richtig wäre, was<br />
die Gegner behaupten,<br />
daß die Zahl<br />
der ‚Nein‘-Stimmen<br />
genau der Zahl der<br />
Schwestern und<br />
Hausangestellten entspräche, so könnte<br />
daraus doch nicht gefolgert werden, daß<br />
diese ‚Nein‘-Stimmen von den Schwestern<br />
und dem übrigen Hauspersonal herrührten.<br />
Aber tatsächlich haben, wie dies aus den<br />
Wahlscheinen nachgeprüft werden kann,<br />
nur 64 Schwestern bzw. ca. 15 Hausangestellte<br />
im Marienhospital gewählt. 2. Der<br />
Vorwurf, die Oberin habe die Schwestern<br />
und Hausangestellten zur Abgabe der<br />
‚Nein‘‐Stimmen beeinflußt, ist eine durch<br />
nichts begründete willkürliche Verdächtigung<br />
und kann durch die gegenteilige<br />
eidliche Erklärung sämmtlicher Schwestern<br />
widerlegt werden. Geradezu absurd muß<br />
demgegenüber der andere von denselben<br />
Leuten erhobene Vorwurf gegen die Oberin<br />
erscheinen, sie habe ihre Pflicht versäumt,<br />
wenn sie die ihr unterstellten Schwestern<br />
und Hausangestellten nicht im Sinne der<br />
Abgabe von ‚Ja‘‐Stimmen beeinflußt habe.<br />
3. Vor allem möchte ich darauf hinweisen,<br />
daß die Freiheit der Wahl garantiert war.<br />
Das besagt aber doch wohl, daß vor der<br />
Wahl niemand genötigt sein solle, seine<br />
Stimme in einer bestimmten Richtung<br />
abzugeben und daß nach der Wahl niemandem<br />
aus seiner Stimmabgabe irgend<br />
welcher Nachteil erwachsen solle. Gegen<br />
den Anstaltspfarrer sind meines Wissens<br />
von keiner Seite im Zusammenhang mit<br />
der Wahl Anklagen erhoben worden. Da<br />
fragt man sich doch, mit welchem Rechte<br />
der Vorsitzende des Kuratoriums zur Beschwichtigung<br />
kirchenfeindlicher Geister<br />
den Herrn als Sündenbock in die Wüste<br />
schicken will“.<br />
Da der Ärzteverein seine Boykottandrohung<br />
bereits zurückgezogen hatte,<br />
gab das Generalvikariat am 4. September<br />
1934 Max Döhmer beschwichtigend zur<br />
Antwort: „Der Vorsitzende des Kuratoriums<br />
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