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150 Jahre MHD (Buch)

Geschichte des Marien Hospital

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Das Marienhospital<br />

in den <strong>Jahre</strong>n 1943/44<br />

der Schwestern vom armen Kinde Jesu,<br />

Dienstmägde Christi, Clarissen, Ursulinen,<br />

Theresienhospital, Martinus-Krankenhaus,<br />

alles brennt und haben alles verloren, und<br />

kommen hierhin Obdach zu suchen. Die<br />

Schwestern schlafen teilweise hier im<br />

Hospital und auswärts; die Schwestern<br />

von Rochus, Dienstmägde Christi wohnen<br />

in unserer Clausur, im Kapitelzimmer zu<br />

sieben Schwestern; 4 Clarissen wurden<br />

am folgenden Tag nach Heerdt ins Krankenhaus<br />

geholt. ... Am Sonntag den 13.<br />

Juni 1943 schickte uns die Stadt einen<br />

Wasserwagen mit Trinkwasser, was uns<br />

alle sehr erfrischte und erquickte, war es<br />

uns jetzt ermöglicht, einen Trunk reinen<br />

Wassers zu trinken; die Menschen waren<br />

ja wie innerlich verbrannt und ausgedörrt<br />

von der Feuersbrunst und Rauch; so sorgt<br />

der liebe Gott doch immer wieder für die<br />

Seinen. ... Warmes Wasser, Suppe und<br />

Gemüse holten wir in der Duisburgerstraße<br />

in der Metzgerei Gliedt, der das Hospital<br />

großen Dank schuldet, da die Familie in<br />

rührender Weise für uns sorgte“. Nach<br />

dem schweren Pfingstangriff wurden im<br />

Marienhospital über zwei Wochen lang<br />

an ausgebombte Menschen täglich 200<br />

bis 300 Essen in einer improvisierten Suppenküche<br />

ausgegeben.<br />

Im weiteren Verlauf des <strong>Jahre</strong>s 1943<br />

wurden die Intervalle zwischen den einzelnen<br />

Fliegerangriffen auf Düsseldorf und<br />

damit auch auf das Marienhospital immer<br />

kürzer. Jedes Bombardement hinterließ<br />

am Pempelforter Krankenhaus sichtbare<br />

Schäden und ließ den Zustrom von Verletzten<br />

anschwellen. So berichtet die Chronik<br />

beispielsweise: „Am 5. Oktober 1943 um<br />

7 Uhr abends ist Großalarm, 16 Volltreffer<br />

trafen die Rhein-Metallfabrik und kamen<br />

dann auch die Verletzten; Tag und Nacht<br />

Theresienhospital, Josephskapelle, um 1945<br />

Alt-Pempelfort/Prinz-Georg-Straße, 1943<br />

Kaufhof, Königsallee 1, um 1945<br />

Schreiben der Oberin Sw. Annuntiata an die Generaloberin Sw. Rufina in<br />

Aachen (Auszug)<br />

Düsseldorf, den 14. Juni 1943<br />

Liebe, teure Mutter.<br />

Herzliche Grüsse, liebe Würdige Mutter. ... Wir haben<br />

einen Bombenangriff hinter uns, wie wir bisher noch<br />

keinen erlebten. Eine Unmenge Spreng- und Brandbomben<br />

und sehr viele Luftminen kamen über uns.<br />

Durch unser neues, schweres Betondach konnten die<br />

Brandbomben nicht durchschlagen. Sie blieben im<br />

Beton stecken. ...<br />

Dem Herrn sei Dank für seinen gnädigen Schutz.<br />

Es ist niemandem, weder Schwestern noch Patienten<br />

etwas passiert. Alle waren im Keller. Im ganzen Haus<br />

sind Tür- und Fensterrahmen stark beschädigt und<br />

zertrümmert, die Decken und Wände sehr gerissen.<br />

Unsere beiden neuen Baracken sind abgebrannt, die<br />

waren so schön – und nun stehen wieder 60 Mädchen<br />

obdachlos da. Aber alles wie Gott will.<br />

Düsseldorf allerdings ist ein großer Brand. Die<br />

ganze Stadt ist zertrümmert. Die armen Menschen<br />

sitzen auf der Strasse und behüten die paar geretteten<br />

Sachen. Wir haben die Obdachlosen abwechselnd zu<br />

Hunderten im Flur sitzen. Alle bekommen zu essen und<br />

zu trinken. Zur Augenabteilung strömen die Menschen<br />

zur Behandlung der entzündeten Augen. Der Andrang<br />

ist so stark, daß wir in drei verschiedenen Abteilungen<br />

die Augen versorgen bis in die Nacht hinein. Im Operationszimmer<br />

ist beständig an den Verletzten zu arbeiten.<br />

Viele sterben. Es ist kein elektrischer Strom da, kein Gas,<br />

kein Wasser. So fahren also auch keine Aufzüge, was<br />

die Arbeit ungeheuer erschwert. Alle Schwerkranken<br />

bleiben Tag und Nacht im Luftschutzkeller – wir können<br />

sie ja nicht alle hin- und hertragen. ...<br />

Mehrere Krankenhäuser mussten räumen – es ist<br />

kaum ein einziges Krankenhaus der Stadt in Ordnung. ...<br />

Kein Geschäft besteht mehr. Die großen Geschäftsstrassen<br />

bilden ein wahres Trümmerfeld.<br />

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