150 Jahre MHD (Buch)
Geschichte des Marien Hospital
Geschichte des Marien Hospital
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<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Marien Hospital Düsseldorf<br />
Ellerstraße/Kruppstraße,<br />
Spartakistenunruhen, 1919<br />
Ellerstraße 97,<br />
Spartakistenunruhen, 1919<br />
Als Spartakisten am 8. Januar 1919 in Düsseldorf die Herrschaft<br />
ergriffen und alle öffentlichen Einrichtungen der Stadt<br />
unter ihre Kontrolle brachten, stand auch das Marienhospital<br />
in der Gefahr, in den Strudel der politischen Ereignisse hineingerissen<br />
zu werden. Ein Vollzugsrat übernahm die öffentliche<br />
Gewalt. Am 10. Januar 1919 erklärten die Spartakisten Oberbürgermeister<br />
Adalbert Oehler für abgesetzt und machten<br />
einen Mann aus ihrer Mitte zum Chef der Stadtverwaltung.<br />
Die Folge war, dass die städtischen Beamten die Arbeit niederlegten<br />
und die demokratische und die sozialdemokratische<br />
Partei, zusammen mit den christlichen Gewerkschaften,<br />
Gegendemonstrationen veranstalteten. In blutigen Zusammenstößen,<br />
bei denen es auf der Graf-Adolf-Straße 14 Tote<br />
und 28 Schwerverwundete gab, blieben die Spartakisten<br />
aber Herren der Stadt. Sie riefen den Generalstreik aus, verboten<br />
die bürgerlichen Zeitungen, sperrten den gesamten<br />
Telefonverkehr nach außerhalb. Der Vollzugsrat kontrollierte<br />
die öffentliche Sicherheit, es gab Ausgangsbeschränkungen.<br />
Auch das Personal und die Schwestern des Marienhospitals<br />
machten hier keine Ausnahme.<br />
Unter dem 11. Januar 1919 ist in der Hauschronik des<br />
Marienhospitals über die Unruhen in Düsseldorf zu lesen:<br />
„Einer der schlimmsten Tage und der traurigsten Ereignisse<br />
die Düsseldorf je gesehen, sollte der heutige Tag bieten.<br />
Die Empörung über das Treiben der Spartakusleute war bei<br />
der gutgesinnten Bevölkerung auf das<br />
höchste gestiegen; deshalb wurde eine<br />
große Demonstration gegen erstere beschlossen;<br />
Bürger und Arbeiter vereinigten<br />
sich zu einem großen Zuge und vaterländische<br />
Lieder singend, zogen sie durch<br />
die Hauptstraßen der Stadt; in die Nähe<br />
des Bahnhofes angekommen, wurden sie<br />
plötzlich von Schüssen, welche die Spartakisten<br />
aus Maschinengewehren abgaben,<br />
empfangen, wohin sich die Menge auch<br />
wendete, an fast allen Straßenecken wurde<br />
geschossen und bald gab es zahlreiche<br />
Verwundete und Tote unter den harmlosen<br />
Teilnehmern. Gleich bei den ersten<br />
Schüssen wurden wir auch schon mit den<br />
unglücklichen Opfern bedacht; um 5 ½<br />
Uhr kam der erste Verletzte und in Zeit von<br />
einer starken Stunde hatten wir schon sieben;<br />
die Feuerwehr fuhr dauernd die Leute<br />
aufzusuchen, das Licht brannte infolge der<br />
Spartakusregierung nur spärlich, jede Tragbahre<br />
mußte mit einer Kerze beleuchtet ins<br />
Operationszimmer gebracht werden, das<br />
alles erschwerte die erste Hülfeleistung. Der<br />
erste, welcher an den Folgen eines schweren<br />
Bauchschusses starb, war ein Bürger<br />
aus unserer nächsten Nachbarschaft, Herr<br />
Vogel, nach 2-3 Stunden hatte er schon<br />
ausgelitten. Der zweite, ein junger Mann,<br />
Prokurist der Mannesmannwerke starb<br />
infolge schwerer Unterleibsschüsse unter<br />
großen Schmerzen am zweiten Tage nach<br />
seiner Einlieferung; sein alter Vater und seine<br />
junge Frau, er war erst 4 Monate verheiratet,<br />
waren untröstlich. Ein anderer junger<br />
Mann, Herr Adler, hatte offenbar Gottes<br />
Schutz erfahren; mit einem Kopfschuß<br />
wurde er eingeliefert, immer rief er: ‚Nun<br />
verbindet mich schnell, damit ich wieder<br />
heraus kann, die Spartakusbande niederschießen!‘.<br />
Seine Geduld wurde aber auf<br />
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