150 Jahre MHD (Buch)
Geschichte des Marien Hospital
Geschichte des Marien Hospital
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Der Wiederaufbau<br />
Stadt jemals wieder aufgebaut werden<br />
würde, wurden im Marienhospital erste<br />
Maßnahmen zur Reorganisation eines geregelten<br />
Krankenhausbetriebes in Gang<br />
gebracht. Patienten, Ärzte, Schwestern und<br />
Angestellte verließen die Schutzkeller der<br />
Anstalt und bezogen wieder die oberirdischen<br />
Krankenzimmer, Operationsräume,<br />
Behandlungsräume und die Klausur. „Ostern<br />
(1. April 1945) war noch Beschuß“, so die<br />
Hauschronik der Franziskanerinnen, „kurz<br />
darauf drang der Feind durch und die Stadt<br />
Düsseldorf ergab sich (17. April 1945).<br />
Auf Mariä Verkündigung und Ostern war<br />
die Gemeinde noch im Untergeschoß, der<br />
Namenstag unserer ehrwürdigen Schwester<br />
Annuntiata wurde still, ohne Festlichkeit<br />
gehalten und später, nachdem wir am<br />
Schutzfest des hl. Josef (18. April 1945)<br />
heraufgezogen waren, still und einfach<br />
nachgeholt. ... Die ganzen Clausurzellen,<br />
Refectorium und Recreationszimmer wurden<br />
wieder bezogen, nachdem die Hauptsache<br />
an Schutt usw. fortgeschafft, die Löcher notdürftig<br />
zugemacht und die zertrümmerten<br />
Scheiben vielfach mit Pappendeckel ersetzt<br />
waren. ... Vor und nach wurden auch die<br />
Stationen gesäubert und eingerichtet und<br />
die Kranken wieder herauftransportiert;<br />
mehrere Kranke waren so geschwächt und<br />
die Kellerluft hatte ihnen so zugesetzt, daß<br />
sie hintereinander starben, weil sie diese<br />
reine Luft nicht mehr vertragen konnten“.<br />
Der allgemeine Gesundheitszustand<br />
der Bevölkerung war den Lebensumständen<br />
entsprechend schlecht. Tuberkulose<br />
nahm gegenüber 1939 um 50 % zu. Die<br />
Säuglingssterblichkeit betrug 1945 mehr<br />
als 10 % (1939: 5 %). Hungerödeme und<br />
Eiweißmangelerkrankungen führten nicht<br />
selten zum Tod. Rachitische Symptome bei<br />
Säuglingen und Kleinkindern hatten extrem<br />
Schreiben der Oberin Sw. Annuntiata an die<br />
Generaloberin in Aachen (Auszug)<br />
Düsseldorf, den 20. April 1945<br />
Liebe, teure Mutter!<br />
... Gestern waren die Amerikaner hier<br />
und machten bezüglich des Krankenhauses<br />
statistische Aufnahmen. Heute<br />
baten sie, ihnen 10 Betten für ihre<br />
Verbandsstation zu überlassen, ein<br />
Offizier wurde hier verbunden. Ob<br />
sie noch kommen und einen Teil des<br />
Hauses vielleicht in Anspruch nehmen,<br />
weiß man noch nicht. Wir haben ihnen<br />
10 Betten gegeben, liebe Mutter. Seit<br />
vorgestern sind wir nun aus dem Keller.<br />
Im Augenblick haben wir 229 Kranke<br />
und außerdem viele Bombenbeschädigte<br />
im Hause wohnen.<br />
Erkrankungen und Sterbefälle an anzeigepflichtigen übertragbaren Krankheiten<br />
im Stadtkreis Düsseldorf in den <strong>Jahre</strong>n 1945 bis 1948<br />
Jahr Scharlach Diphtherie Typhus Ruhr Tbc<br />
Geschlechtskrankheiten<br />
1945 Erkrankungen 416 1070 225 124 627 -<br />
1945 Sterbefälle 11 88 23 5 292 20<br />
1946 Erkrankungen 211 1225 159 29 662 2119<br />
1946 Sterbefälle - 76 8 5 336 23<br />
1947 Erkrankungen 274 750 190 42 726 3696<br />
1947 Sterbefälle 1 30 14 1 317 34<br />
1948 Erkrankungen 405 423 114 5 66 5718<br />
1948 Sterbefälle 3 19 6 - 8 24<br />
Verwaltungsbericht der Landeshauptstadt Düsseldorf 1945 bis 1949 (Auszug)<br />
Gesundheitsamt (Amt 40)<br />
Außer den Städtischen Krankenanstalten<br />
(einschließlich Krankenhaus Benrath und<br />
Westdeutsche Kieferklinik) mit zusammen<br />
2145 Betten und der Heil‐ und Pflegeanstalt<br />
mit rund 1000 Betten, befanden sich<br />
US-Panzer rücken über die Flurstraße ein, 1945<br />
in Düsseldorf am Ende der Berichtszeit 19<br />
Krankenhäuser mit zusammen 2280 Betten,<br />
insgesamt also 5425 Krankenhausbetten<br />
gegenüber 4617 zu Beginn der Berichtszeit.<br />
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