150 Jahre MHD (Buch)
Geschichte des Marien Hospital
Geschichte des Marien Hospital
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<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Marien Hospital Düsseldorf<br />
Betriebskosten<br />
Die jährlichen Betriebskosten deckte das Marienhospital<br />
vor allem aus den Pflegegeldern,<br />
deren Höhe sich im Laufe der Zeit nur wenig<br />
änderte. Die Pflegesätze für Patienten wurden<br />
bei der Eröffnung des allgemeinen Krankenhauses<br />
im <strong>Jahre</strong> 1871 für die I. Klasse auf<br />
2 Taler, für die II. Klasse auf 1,10 Taler und<br />
für die III. Klasse auf 20 Silbergroschen pro<br />
Tag festgesetzt. Die Pflegesätze blieben mit<br />
kleineren Schwankungen bis zum <strong>Jahre</strong> 1911<br />
gültig, als die Krankenkassen mit den anderen<br />
Düsseldorfer Krankenanstalten neue Tarife<br />
vereinbarten. Patienten der I. Klasse zahlten<br />
nun 7 Mark, Kranke der II. Klasse 5 Mark und<br />
Angehörige der III. Klasse 2,75 Mark, Kinder<br />
unter 12 <strong>Jahre</strong>n 2 Mark. Für die städtischen<br />
Armen kam die Stadtverwaltung auf, deren<br />
Verpflegungssatz mit dem Marienhospital<br />
jährlich neu ausgehandelt wurde, aber stets<br />
unter dem Betrag für die dritte Klasse lag.<br />
AOK Düsseldorf, Kasernenstraße 61, um 1910<br />
Donatus-Bruderschaft, Statuten, 25. Februar 1798<br />
Kranken- und Sterbekassen in Düsseldorf, 1889<br />
Marienhospital, Bilanzrechnung, 1886<br />
Die Einnahmen aus den Pflegegeldern<br />
waren viel geringer als die Auslagen an<br />
Pflegekosten, mit der Folge, dass in den<br />
Rechnungsbüchern des Marienhospitals<br />
schon in den ersten drei <strong>Jahre</strong>n ein Fehlbetrag<br />
von über 3100 Talern verzeichnet ist.<br />
Die Pflegegelder wurden teils von den<br />
Patienten selbst, teils von der Städtischen<br />
Armenverwaltung oder den Krankenkassen<br />
bezahlt. Letztere hatten sich schon lange<br />
vor der unter Reichskanzler Otto von Bismarck<br />
1883 eingeführten Krankenversicherung<br />
als freie Kranken-, Sterbe- und Unterstützungskassen<br />
etabliert. Die zur Vorsorge<br />
vor Verarmung gegründeten Kassen waren<br />
auf dem Prinzip der Selbsthilfe beruhende<br />
Vereinigungen von Handwerkern oder<br />
Arbeitern zur gegenseitigen Unterstützung<br />
in Fällen von Krankheit, Arbeitsunfähigkeit<br />
und Tod, teils konfessionell, teils örtlich,<br />
teils beruflich organisiert. Die ersten<br />
Düsseldorfer Kranken- und Sterbeladen<br />
gingen aus Unterstützungseinrichtungen<br />
hervor, die kirchliche Bruderschaften oder<br />
Sodalitäten bereits vor der Säkularisation<br />
entweder als Kranken-, Alten- oder Hinterbliebenenkasse<br />
ins Leben gerufen hatten.<br />
Dazu gehörte etwa der seit 1692 nachweisbare<br />
„Verein zur Unterstützung alter<br />
und kranker Sodalen“ der Marianischen<br />
Junggesellensodalität oder die 1798 als<br />
Sterbekasse gegründete „Bruderschaft unter<br />
dem Schutze und zu Ehren des heiligen<br />
Donati, Patronen des Hochgewitters in der<br />
Hauptstadt Düsseldorf“. Das zunehmende<br />
Bedürfnis nach nichtbruderschaftlicher<br />
Absicherung sozialer Risiken führte in der<br />
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur<br />
Gründung einer Vielzahl neuer Unterstützungskassen,<br />
die sich bewusst auch niedrigeren<br />
Ständen öffneten. Unter dem Diktat<br />
konkurrierender Mitarbeiterabwerbung,<br />
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