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Geschichte des Marien Hospital
Geschichte des Marien Hospital
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Bautätigkeit 1946-1955<br />
Obwohl das Marienhospital alle finanziellen<br />
Mittel ausschöpfte, um den Fortgang des<br />
Wiederaufbaues zu beschleunigen, blieb<br />
der erreichte Baufortschritt weit hinter den<br />
Bedarfen zurück. Im <strong>Jahre</strong>sbericht 1951<br />
stellt der Vorstand resignierend fest: „Der<br />
Bettenmangel bei den einzelnen Stationen<br />
des Hauses ist nach wie vor groß. Noch<br />
immer müssen schwerverletzte oder schwer<br />
kranke Aufnahmesuchende abgewiesen<br />
werden“. Neben dem allgemeinen Mangel<br />
an Krankenhausbetten in Düsseldorf führte<br />
der Vorstand die unbefriedigende Situation<br />
auf spezifische Besonderheiten der Pempelforter<br />
Anstalt zurück: „Das Marienhospital<br />
liegt in dem bevölkertsten Stadtteil von<br />
Düsseldorf mit zahlreichen Industrien und<br />
gewerblichen Betrieben, vielen Baustellen,<br />
großen Eisenbahnanlagen usw.. Der Anfall<br />
von Kranken ist daher sehr groß, nicht zuletzt<br />
auch deshalb, weil sich unsere Schwestern<br />
einer besonderen Beliebtheit in diesem Stadtbezirk<br />
Düsseldorfs erfreuen“.<br />
Nach der Fertigstellung des Westflügels<br />
geriet die Wiederherstellung der noch zerstörten<br />
Teile des Marienhospitals ins Stocken,<br />
da der Vorstand in Bauangelegenheiten sich<br />
nicht mehr auf ein gemeinsames Vorgehen<br />
verständigen konnte. In der Vorstandssitzung<br />
vom 27. Dezember 1951 kam der Richtungsstreit<br />
erstmals offen zum Ausbruch. Während<br />
einige Vorstandsmitglieder die sofortige Instandsetzung<br />
des Ost‐ und Mittelflügels forderten,<br />
was „eine überaus wertvolle Vermehrung<br />
der Bettenzahl um 115 Kranken- und<br />
mindestens 111 Personalbetten und damit<br />
eine erhebliche Verbesserung der Einnahmemöglichkeiten<br />
mit sich bringen würde“,<br />
wollten andere Mitglieder lieber den „zahlreichen<br />
und berechtigten Wünschen der<br />
Ärzte und Schwestern zur Modernisierung<br />
und Verbesserung bestehender Stationen,<br />
Liquidität<br />
Die zahlreichen Baumaßnahmen blieben nicht<br />
ohne Auswirkung auf die Bilanzen des Marienhospitals.<br />
Im Rechnungsabschluss für das Jahr 1951<br />
wird dies ausdrücklich vermerkt, doch werden für<br />
das Defizit auch andere Kostentreiber benannt:<br />
„Die finanzielle Lage des Hauses hat sich ...<br />
verschlechtert, eine Tatsache, die zwar bedauerlich<br />
ist, mit der unser Haus aber nicht allein steht.<br />
Die finanzielle Anspannung, um nicht zu sagen<br />
Verschuldung, hat bei den freien und gemeinnützigen<br />
Krankenhäusern mehr und mehr zugenommen.<br />
Der Wiederaufbau der Kriegszerstörungen<br />
konnte zum großen Teil nur mit Krediten und<br />
den entsprechenden Zinslasten durchgeführt<br />
werden. ...<br />
Auch durch das Pflege‐ und sonstige Personal<br />
des Hauses geht der Drang nach Erhöhung der<br />
Löhne und Gehälter, der bei der starken dienstlichen<br />
Beanspruchung vielfach berechtigt ist. Durch<br />
die Überbeanspruchung werden insbesondere<br />
auch die Ordensschwestern betroffen, die immer<br />
noch unter einem Mangel an Nachwuchs leiden,<br />
dem vorerst nur durch einen vermehrten Einsatz<br />
von freien Schwestern abgeholfen werden kann.<br />
Die Lage der freien Krankenhäuser in dem<br />
Zwiespalt zwischen der freien Marktwirtschaft,<br />
den Lohn- und Gehaltssteigerungen einerseits<br />
und der staatlichen Lenkung der Pflegesätze andererseits<br />
ist im hohen Maße kritisch geworden.<br />
Die staatlichen und kommunalen Krankenanstalten<br />
können ihre Betriebe durch Zuschüsse der<br />
öffentlichen Hand aufrechterhalten. Diese sollten<br />
auch den freien und gemeinnützigen Krankenhäusern<br />
gegeben werden, um sie lebensfähig<br />
zu erhalten, um so mehr als sie, wie u.a. auch in<br />
Düsseldorf, stets voll- und überbelegt sind und<br />
dadurch die Gemeinden von der Verpflichtung<br />
entlasten, übergroße und oft unwirtschaftliche<br />
Krankenanstalten zu errichten“.<br />
Marienhospital, Situationsplan, 1952<br />
Berliner Allee/Graf-Adolf-Straße, 1955<br />
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