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O+P Fluidtechnik 6/2018

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HYDRAULIKSYSTEM<br />

Wenn der Außendruck p kleiner als p B<br />

– 2 ∙ S/R ist, wird die Blase<br />

wachsen. Das geschieht so lange, bis entweder das Gleichgewicht<br />

wieder hergestellt ist oder die Blase platzt. Das Wachstum einer<br />

Dampfblase ist also zum einen durch den Sättigungsdampfdruck<br />

bei gegebener Temperatur bestimmt, zum anderen durch den<br />

Außendruck. Dieser variiert in einem hydraulischen System aufgrund<br />

von Arbeitszyklen und Geschwindigkeitsänderungen, lokal<br />

wie auch zeitlich. Im Bereich eines lokalen Hochdruckgebietes<br />

kann es passieren, dass die Blase kollabiert. Unter der Annahme,<br />

dass die Blase eine Kugel ausbildet, kann der Druck p p<br />

der Schockwelle,<br />

die sich nach dem Platzen ausbreitet, mit Gl. 2-2 [Bre95]<br />

abgeschätzt werden. Dabei ist p ∞<br />

der durchschnittliche Druck in der<br />

Flüssigkeit, R m<br />

der Radius der Blase beim Platzen und r der Abstand<br />

vom Blasenmittelpunkt.<br />

Rm<br />

pp<br />

= 100 ⋅p∞<br />

⋅ Gl. 2−2<br />

r<br />

Der Schockwellendruck ist um zwei Größenordnungen größer als<br />

der Umgebungsdruck. Implodieren Blasen im Bereich einer Asymmetrie,<br />

bspw. im Bereich einer Wand oder in der Umgebung anderer<br />

Blasen, entstehen Mikrojets in Richtung der Asymmetrie. Beim<br />

Auftreffen des Jets auf die Wand wird ein Impuls übertragen, der zu<br />

Werkstoffermüdung führt. Dadurch entstehen die typischen,<br />

feinporigen Kavitationsschäden, wie Bild 05 zeigt.<br />

In [Tum82] wurden umfangreiche Untersuchungen von<br />

Kavitationsschäden durch Wasser im Modellversuch durchgeführt.<br />

Durch eine Düse wurde der Druck der feuchten Flüssigkeit<br />

im Modell aufbau mittels Wandlung in Strömungsgeschwindigkeit<br />

abgesenkt, sodass Blasen entstehen können. Diese Strömung wird<br />

auf einen Probekörper geleitet, wo der Druck durch Stauung wieder<br />

ansteigt. Als Messgröße wird die Gewichtsänderung aufgrund<br />

Kavitationserosion des Probekörpers heran gezogen. Es zeigte<br />

sich, dass bei höherem Wassergehalt der Druckflüssigkeit weniger<br />

Kavitationsschäden auftraten. Das wurde durch die Ausbildung<br />

einer schützenden Dampfschicht an der Wand des Versuchsträgers<br />

erklärt, wie es ebenfalls auch in [Kra16] beschrieben wird.<br />

Dampfblasen entstehen aufgrund des lokalen Absenkens des<br />

Drucks unter den Sättigungsdampfdruck, haften an der zu<br />

betrachtenden Stelle an und bilden allmählich die Dampfschicht.<br />

Die kinetische Energie platzender Blasen wird von dieser Schicht<br />

absorbiert, sodass die darunter liegenden Bauteile geschützt<br />

werden. Eine solche Schutzschicht ist im realen hydraulischen<br />

System nicht zu erwarten, da zum einen instationäre Vorgänge<br />

aufgrund der Arbeitszyklen vorliegen, zum anderen viele Bereiche<br />

turbulent durchströmt werden. Die Dampfschicht wird dadurch<br />

regelmäßig abgelöst. Die schützende Wirkung ist damit nicht<br />

mehr gegeben.<br />

Zur Vermeidung von Dampfkavitationsschäden in hydraulischen<br />

Systemen sind daher alle Maßnahmen zu ergreifen, um Dampfblasenbildung<br />

in Wandnähe zu vermeiden. Das kann zum einen<br />

durch besondere Gestaltung der Strömungsführung geschehen,<br />

sodass der lokale Druck nicht unter den Sättigungsdampfdruck des<br />

Wassers fällt. Zum anderen kann der Gesamtwassergehalt niedrig<br />

gehalten werden, sodass weniger Wassermoleküle zur Blasenbildung<br />

zur Verfügung stehen.<br />

2.5 LEBENSDAUERREDUKTIONEN DURCH<br />

STÖRUNG DES TRIBOLOGISCHEN SYSTEMS<br />

Ein tribologisches System besteht aus den Elementen Grundkörper,<br />

Gegenkörper, Zwischenstoff und Umgebungsmedium. Im<br />

Fall eines Stangendichtelements ist die Kolbenstange Grundkörper,<br />

der Dichtring der Gegenkörper, die Druckflüssigkeit der<br />

Zwischenstoff und die Umgebungsluft das Umgebungsmedium.<br />

Zwischen den Elementen herrschen komplexe Wechselwirkungen<br />

wie in Bild 06 dargestellt ist [Jac12].<br />

Wasser gelangt über das Umgebungsmedium Luft in den Zwischenstoff<br />

der dieses absorbiert. Es ist also nach [Jac12] eine Störgröße. Es<br />

beeinflusst die Schmierung und die Trennung von Grund- und<br />

Gegenkörper und löst chemische Reaktion dort aus. Zurück in den<br />

Zwischenstoff kommen dadurch Verschleißpartikel.<br />

In [Can77] wurden die Auswirkungen von Wasser in Schmierflüssigkeiten<br />

auf die Lebensdauer von Kegelrollenlagern untersucht.<br />

Solche finden sich unter anderem in Axialkolbeneinheiten in<br />

Schrägscheibenbauweise [Mur12], wo sie mit Hydraulikflüssigkeit<br />

geschmiert werden. In der Untersuchung wurde ein Prüfstand entwickelt,<br />

mit dem Lagerlebensdauertests durchgeführt werden können.<br />

Als Wassergehalte wurden 25 ∙10 -4 %, 100 ∙10 -4 % und 400 ∙10 -4 %<br />

gewählt, wodurch das Wasser gelöst und nicht als freie Phase<br />

vorliegt. Als Schmierstoff wurde eine SAE 20-Flüssigkeit verwendet.<br />

Im Versuch wurde die L15,9 Lebensdauer ermittelt, d.h. die Anzahl<br />

der Umdrehungen, bei der 15,9% der untersuchten Lager ausfallen.<br />

Ausfallkriterium waren aufgetretene Abplatzungen größer als<br />

0,0645 cm².<br />

Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden auf die Lebensdauer<br />

bei 100 ∙10 -4 % Wassergehalt bezogen und in einem doppellogarithmischen<br />

Diagramm über dem Wassergehalt aufgetragen, siehe<br />

Bild 07.<br />

Es zeigt sich, dass der Zusammenhang zwischen der relativen<br />

Lebensdauer L der untersuchten Lager und dem Wassergehalt X<br />

der Schmierflüssigkeit durch die folgende Gl. 2-3 beschrieben werden<br />

kann. L ist die Lebensdauer für den untersuchten Wassergehalt<br />

bezogen auf die Lebensdauer bei einem Gehalt von 100 ∙10 -4 %.<br />

0,6<br />

−4<br />

⎛100 ⋅10<br />

⎞<br />

L = ⎜ ⎟<br />

Gl. 2−3<br />

⎝ X ⎠<br />

Eine Erhöhung des Wassergehaltes von 25 ∙10 -4 % auf 100 ∙10 -4 %<br />

reduziert die Lebensdauer um 60%. Eine weitere Erhöhung des<br />

Wassergehaltes sorgt für einen weiteren Abfall der Lebensdauer,<br />

jedoch nicht mehr so stark wie bei geringeren Wassergehalten.<br />

Steigerungen bei geringeren Wassergehalten sind daher kritischer<br />

zu betrachten als bei größeren.<br />

3. ZUSAMMENFASSUNG / AUSBLICK<br />

In diesem Beitrag wurden die Auswirkungen von Wasser in Ölhydraulischen<br />

Anlagen aufgezeigt und die daraus resultierenden<br />

Schäden erläutert. Wasser wirkt beschleunigend auf die Oxidation<br />

bzw. ist Voraussetzung für die Hydrolyse der eingesetzten<br />

Druckflüssigkeit. Es wirkt außerdem korrosiv auf metallische<br />

Oberflächen, wodurch die Partikelkonzentration durch Ablösen der<br />

Korrosionsprodukte von Bauteilen im System erhöht wird.<br />

Dichtungswerkstoffe können bei Anwesenheit von Wasser quellen<br />

und ihre Zugspannung verlieren, wodurch ihre Funktionssicherheit<br />

gefährdet wird. Wasserdampfkavitation und die damit einhergehende<br />

Erosion schädigen das System zusätzlich. Zuletzt sei noch<br />

die Störung der tribologischen Systeme, u.a. in den Wälzlagern,<br />

genannt, die deren Lebensdauer deutlich herabsetzt.<br />

In einer auf diesem Artikel aufbauenden Abhandlung in der<br />

folgenden Ausgabe werden die Wege von Wasser ins System<br />

beschrieben. Es werden dazu Modelle entwickelt, mit deren Hilfe<br />

die eingetretenen Wassermengen quantifiziert werden können.<br />

4. DANKSAGUNG<br />

Das Projekt „Wassereinzug über Stangendichtungen“ (FKM-Nr.<br />

703360) wird durch einen industriedominierten Arbeitskreis des<br />

Forschungsfonds des Fachverbandes <strong>Fluidtechnik</strong> im VDMA<br />

begleitet und unterstützt. Die Autoren danken allen Beteiligten für<br />

die finanzielle Förderung und die fachliche Unterstützung.<br />

<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> 6/<strong>2018</strong> 57

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