O+P Fluidtechnik 6/2018
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Gewichtsänderung<br />
HYDRAULIKSYSTEM<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG PEER REVIEWED<br />
03<br />
04<br />
Schädigungsstellen an einem dreifachen Ester [Boy02], [Tot03]<br />
Hydrolyse<br />
Thermolyse<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
-1%<br />
-2%<br />
Oxidation<br />
Gewichtsänderung der Axialscheibendichtelemente aus Polyamid [Tum82]<br />
freihängend im Tank<br />
Einbauzustand<br />
0%<br />
und eine ohne Wasser durchgeführt. Die Ergebnisse der Untersuchungen<br />
sind in Bild 02 gezeigt.<br />
Die Neutralisationszahl und damit die Menge der sauren Oxidationsprodukte<br />
ist mit Wasser jeweils deutlich größer als ohne. Noch<br />
deutlicher wird der Einfluss des Wassers, wenn der zeitliche Verlauf<br />
der Oxidationszahlen berücksichtigt wird. Während es beim<br />
Kupferkatalysator 3000 h dauerte, um die Neutralisationszahl ohne<br />
Wasser zu erreichen, dauerte es mit Wasser nur 100 h. Bei Wasser<br />
und Eisen wurde die Neutralisationszahl nach 400 h bestimmt. Alle<br />
anderen Versuche dauerten länger als 3500 h.<br />
Bioverträgliche Flüssigkeiten, wie z.B. auf Esterbasis, werden<br />
insbesondere in ökologisch sensiblen Gebieten der Land- und<br />
Forstwirtschaft sowie in Trinkwasserschutzgebieten verwendet. Sie<br />
zeichnen sich durch schnelle Abbaubarkeit aus. Der Grund hierfür<br />
ist die Hydrolyse, die durch Anwesenheit von Wasser stattfindet. In<br />
Bild 03 sind verschiedene Schädigungsstellen an einem dreifachen<br />
Ester gezeigt (links). Eingekreist ist die Schädigungsstelle durch<br />
Hydrolyse. Im rechten Teil des Bildes ist die Zersetzungsreaktion<br />
gezeigt.<br />
Die zweiwertige Alkoholgruppe (im Bild links, eingekreist) weist<br />
nur eine geringe hydrolytische Stabilität auf. Wasser löst diese Stelle<br />
auf und bildet einen Alkohol. Der abgespaltete Molekülrest wird zu<br />
einer Säure (im Bild rechts). Dadurch kann eine Versäuerung des<br />
O<br />
1%<br />
Wassergehalt (Volumen-%)<br />
O<br />
H 2<br />
O R 1<br />
C<br />
H +<br />
R 1<br />
O<br />
H + R 2<br />
R2<br />
5%<br />
C<br />
OH<br />
OH<br />
Systems entstehen, wodurch metallische<br />
Komponenten korrosiv angegriffen<br />
werden können. Des<br />
Weiteren greift die Säure Farben,<br />
Kunststoffe und Dichtelemente an,<br />
was weitere Schäden im System<br />
nach sich zieht. Insbesondere kann<br />
es durch Partikelablösungen zu einer<br />
beschleunigten Beeinträchtigung<br />
der Zuverlässigkeit und einen<br />
beschleunigten Verschleiß der<br />
eingesetzten hydraulischen Komponenten<br />
kommen [Boy02, Jac12].<br />
2.2 DICHTELEMENTQUEL-<br />
LUNG UND -SCHWINDUNG<br />
Dichtelemente in hydraulischen<br />
Systemen haben die Aufgabe, das<br />
Austreten von Flüssigkeit in die<br />
Umgebung zu verhindern. Dadurch<br />
wird die ordnungsgemäße Funktion<br />
des Systems gewährleistet. Dichtelemente<br />
kommen direkt mit der<br />
Flüssigkeit in Kontakt und reagieren<br />
mit dieser. Durch Wasserkontamination<br />
der Druckflüssigkeit können<br />
Dicht elemente Quellen oder<br />
Schwinden [Tum82]. Wenn spezifische<br />
Grenz werte überschritten<br />
werden, nimmt im Quellfall das<br />
Volumen sowie bei dynamischen<br />
Dichtelementen die Reibung zwischen<br />
den abzudichtenden Partnern<br />
zu und es besteht die Gefahr, dass<br />
das Element aus seiner Montagenut<br />
gequetscht wird, wodurch die Dichtwirkung<br />
schlagartig wegfällt. Beim<br />
Schwinden nimmt das Volumen des<br />
Dichtelements ab wodurch es zu<br />
Leckage kommen kann.<br />
In [Tum82] wird der Einfluss von<br />
Wasser in Druckflüssigkeiten auf<br />
Dichtelemente aus Polyamid, einem Thermoplast, die die<br />
Axialscheiben einer Innenzahnradpumpe gegen das Gehäuse<br />
abdichten, untersucht. Als Kriterium wurde die Gewichtsänderung<br />
der Elemente nach einer definierten Zeit unter Einwirkung<br />
verschie dener Flüssigkeitstypen und Wassergehalte herangezogen.<br />
Die Dichtelemente wurden im eingebauten Zustand und frei<br />
hängend im Tank untersucht.<br />
Bild 04 zeigt die Ergebnisse der Untersuchungen mit der Druckflüssigkeit<br />
HLP. Die Proben wurden der Flüssigkeit mit unterschiedlichen<br />
Wassergehalten für 2000 h ausgesetzt. Die resultierenden<br />
Gewichtsänderungen sind auf der Ordinate aufgetragen.<br />
Es zeigt sich ein Einfluss des Wassergehaltes der Flüssigkeit auf<br />
die Gewichtsänderung des Bauteils. Bei trockener Flüssigkeit<br />
(0% Wassergehalt) verlieren die Dichtelemente an Gewicht. Das<br />
kann durch das Herauslösen von Weichmachern und anderen<br />
löslichen Stoffen erklärt werden. Bei höheren Gehalten wurde<br />
Quellen beobachtet was mit einer Gewichtszunahme verbunden<br />
war. Wasser diffundiert aus der Flüssigkeit in den Dichtungswerkstoff.<br />
Dieser Effekt ist umso ausgeprägter, je höher der Wassergehalt<br />
in der Flüssigkeit ist.<br />
Hersteller von Dichtelementen geben für die eingesetzten<br />
Materialien Beständigkeitslisten mit Umgebungsmedien, sowie<br />
Empfehlungen aus, an denen sich Anwender orientieren können.<br />
54 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> 6/<strong>2018</strong>