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Berliner Zeitung 20.10.2018

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 245 · 2 0./21. Oktober 2018 27 *<br />

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Feuilleton<br />

Ein<br />

fatales<br />

Zeichen<br />

Grütters kritisiert<br />

Bauhaus-Konzertabsage<br />

„Es ist ein<br />

Experiment für<br />

den Sender, aber<br />

ich war in<br />

meinen fünfzig<br />

Jahren schon bei<br />

vielen<br />

Experimenten<br />

dabei.“<br />

Die Schauspielerin Iris Berben<br />

IMAGO<br />

ZUR PERSON<br />

Iris Berben wurde am 12. August 1950<br />

in Detmold geboren. Aufgewachsen ist sie<br />

in Hamburg.Ihre Schullaufbahn verlief<br />

holprig.Dreimal wurde sie vonInternaten<br />

verwiesen, ehe sie das Gymnasium ohne<br />

Abitur verließ. Ihren ersten Fernsehauftritt<br />

hatte Iris Berben 1967, im Jahr darauf<br />

zog sie nach München um, wo sie zu einer<br />

Protagonistin des jungen deutschen<br />

Films wurde. Heute lebt Iris Berben in<br />

Berlin. Seit 2013 ist sie Präsidentin der<br />

Deutschen Filmakademie.<br />

Die Protokollantin Sa, 21.45 Uhr,ZDF.<br />

Die weiteren vier Folgen sind an den darauffolgenden<br />

Sonnabenden zu sehen.<br />

Alle fünf Teile der Serie sind in der ZDF-<br />

Mediathek abrufbar<br />

Die Stiftung Bauhaus in Dessau<br />

hat, wie gemeldet, die Aufzeichnung<br />

eines vom ZDF organisierten<br />

Konzerts der mecklenburgischen<br />

Band Feine Sahne Fischfilet abgesagt.<br />

Siereagierte damit auf Proteste<br />

aus der AfD sowie aus der CDU-geführten<br />

Landesregierung Sachsen-<br />

Anhalts, die monierten, dass die<br />

Band –bekannt für ihr Engagement<br />

gegen Neonazis und Rassismus –<br />

zwischen 2011 und 2014 vomVerfassungsschutz<br />

beobachtet worden sei.<br />

DieStiftung Bauhaus teilte mit, man<br />

befürchtete Proteste. Kultusminister<br />

Rainer Robra(CDU) unterstützte die<br />

Entscheidung von Direktorin Claudia<br />

Perren, es habe die Gefahr von<br />

Gewalttaten gegeben. Doch wächst<br />

die Kritik. Auf Anfrage der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> teilte Kulturstaatsministerin<br />

Monika Grütters mit: „Es ist ein fatales<br />

Zeichen, wenn der Druck der<br />

rechten Szene kulturelle Angebote<br />

unterbindet. Die Sicherheitsbedenken<br />

der Stiftung Bauhaus Dessau<br />

und deren Sorgeumdie Unversehrtheit<br />

von Besuchern und Weltkulturerbe<br />

im Vorfeld des Bauhausjubiläums<br />

2019 muss man ernst nehmen.<br />

Doch es wäre Aufgabe der Behörden<br />

in Sachsen-Anhalt gewesen,<br />

das Konzert zuermöglichen und die<br />

Sicherheit zu gewährleisten –auch<br />

wenn die Band nicht jedem gefällt.<br />

Der Stiftungsrat wird sich mit dem<br />

Vorgang intensiv befassen müssen.“<br />

Das BKM ist einer der Hauptfinanziers<br />

der Stiftung. Jan Gorkow<br />

(„Monchi“), der Sänger der Band, erklärte:<br />

Wenn die Absage politisch<br />

motiviert sei, „dann ist das in unseren<br />

Augen erbärmlich“. Gerhard<br />

Kämpfe, Intendant des Kurt-Weill-<br />

Festes Dessau, sagte dem MDR, er<br />

„habe immer dann Angst, wenn Kultur<br />

sich ducken“ müsse.(nb)<br />

wir die Diskussion führen, wie<br />

schwierig sie auch sein mag.<br />

Dann hätte ich noch etwas dazu. Im<br />

Film gibt es die Figur einer jungen<br />

Frau, die als Prostituierte im Escort-<br />

Service arbeitet. Schickes Appartement,<br />

Champagner, Luxus, schöne<br />

Kleider.Eine Männerfantasie, könnte<br />

man sagen, wäre das Buch nicht von<br />

einer Frau geschrieben worden.<br />

Es gibt Frauen, die sehr selbstbestimmt<br />

in der Pornobranche arbeiten<br />

oder eben diese Form des Escort-<br />

Service betreiben. Auch wenn wir<br />

wissen, dass es überwiegend Zwänge<br />

und Abhängigkeiten sind, die in die<br />

Prostitution führen. Hier ist jemand,<br />

der dieses Leben frei für sich gewählt<br />

hat. Das kann man auch als Ausdruck<br />

einer starken weiblichen Autorität<br />

verstehen.<br />

VomZDF wird „Die Protokollantin“<br />

als „Highend-Crime-Serie“ beworben.<br />

Ichbrauchte relativ lange,bis mir<br />

das locker über Lippen kam.<br />

Es ist auch ganz schön hoch gegriffen.<br />

Wirkönnen uns ja darauf einigen,<br />

dass wir in aller Bescheidenheit eine<br />

wunderbare Miniserie gemacht haben,<br />

die es so im deutschen Fernsehen<br />

noch nicht gab.<br />

Fünf Teile, auf vier Wochen verteilt.<br />

Das ist so, als würde man bei einem<br />

Roman nach dem ersten Kapitel das<br />

Buch zuklappen und eine Woche warten,<br />

bis man weiterliest. Peter Kurth<br />

etwa, der den Kommissar spielt, ist am<br />

Anfang noch gar nicht dabei.<br />

Es gibt die Mediathek, in der Sie<br />

alles hintereinanderweg anschauen<br />

können. Die Streaming-Dienste<br />

verändern unsere Sehgewohnheiten<br />

in einer Weise,wie wir es bis vor<br />

kurzem kaum für möglich gehalten<br />

hätten. Sendeplätze und Formate,<br />

die jahrzehntelang unantastbar waren,<br />

stehen zur Disposition. Endlich!<br />

Ich finde, man kann und muss<br />

den Zuschauern viel mehr zumuten.<br />

Es wird sich zeigen, ob das bei<br />

der „Protokollantin“ mit der wöchentlichen<br />

Pause funktioniert. Es<br />

ist ein Experiment für den Sender,<br />

aber ich war in meinen fünfzig Jahren<br />

schon bei vielen Experimenten<br />

dabei. Wenn ich an „Sketch up“<br />

denke, diese neue Art der Comedy<br />

oder „Das Erbe der Guldenburgs“,<br />

unsere Antwort auf „Dallas“. Dreimal<br />

dreizehn Teile. Das war damals<br />

schon horizontal erzählt, lange vor<br />

den heutigen Serien. Daran kann<br />

sich bloß keiner mehr erinnern.<br />

Ich habe das nachgeprüft, Sie sind<br />

seit 1968 tatsächlich fast lückenlos in<br />

jedem Jahr mit Filmen und Fernsehproduktionen<br />

präsent, lediglich 1973<br />

und 1975 steht nichts zu Buche. Was<br />

war da los?<br />

1971 wurde mein Sohn geboren,<br />

wahrscheinlich habe ich da viel Zeit<br />

mit ihm verbracht.<br />

Ihr Sohn ist heute als Produzent für etliche<br />

Ihrer Filme verantwortlich. Das<br />

klingt komfortabel. Wann waren Sie<br />

zum letzten Malbei einem Casting?<br />

Ich gehe nie zu Castings. Das hat<br />

aber nichts mit meinem Sohn zu tun.<br />

Ich arbeite extrem viel mit anderen<br />

Produktionen zusammen. Demnächst<br />

kommt ein Film mit Dominik<br />

Graf, der mir als Regisseur enorm<br />

viel bedeutet. Ichbin jetzt 68 und die<br />

Angebote werden immer interessanter.<br />

Mein Casting-Trauma ist 1971 in<br />

den Bavaria-Studios entstanden, als<br />

Bob Fosse „Cabaret“ besetzt hat. Ich<br />

habe dortfür die Rolle der jüdischen<br />

Erbin Natalia Landauer vorgesprochen<br />

und sie nicht bekommen, wie<br />

Sie gemerkt haben. Gespielt hat sie<br />

schließlich Maria Berenson. Das hat<br />

bei mir so tief gesessen. Ich dachte:<br />

Siehste,dukannst es eben nicht.<br />

DasGespräch führte Frank Junghänel<br />

Deutsche Bank Collection<br />

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