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Berliner Zeitung 13.12.2018

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10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 291 · D onnerstag, 13. Dezember 2018<br />

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Berlin<br />

Berlin<br />

kriegt die<br />

Welle<br />

In Lichtenberg öffnet<br />

2019 eine Halle für Surfer<br />

VonStefan Strauß<br />

Sie sind zwischen 26 und 35<br />

Jahren alt, leben in Berlin<br />

und sind begeisterte Surfer.<br />

Gewöhnlich fahren und fliegen<br />

sie für diesen Wassersport an<br />

ferne Orte am Meer mit großen Wellen,<br />

etwa nach Portugal und Bali.<br />

Doch das ist den sieben Gründern<br />

des <strong>Berliner</strong> Start-ups Wellenwerk<br />

mittlerweile zu weit weg und zudem<br />

auch viel zu unökologisch. Also<br />

bauen sie sich ihr Surferparadies in<br />

Berlin.<br />

Auf dem Gelände der <strong>Berliner</strong><br />

Wasserbetriebe an der Landsberger<br />

Allee in Lichtenbergentsteht in einer<br />

alten Industriehalle aus DDR-Zeiten<br />

Berlins erste Indoor-Surfhalle. „Wir<br />

holen die Welle nach Berlin“, sagt Julius<br />

Niehus, Sprecher des Wellenwerk-Teams.<br />

Früher diente die etwa 1000 Quadratmeter<br />

große Halle als Lager für<br />

Geräte und Fahrzeuge. Inden kommenden<br />

Monaten wird indem Gebäude<br />

eine zehn Meter breite und 18<br />

Meter lange Wellenreitanlage errichtet,<br />

wie es sie auch in anderen Städten<br />

wie Moskau und Seattle gibt. Diestehende<br />

Welle wird künstlich erzeugt.<br />

Sie ist konstant, die Surfer bewegen<br />

sich auf ihr vonlinks nach rechts.„Die<br />

Surfanlage ist für alle da, wir wollen<br />

keine Klischees bedienen und kein<br />

elitärer Club sein“, sagt Niehus.„Jeder<br />

kann surfen lernen. Es ist eines der<br />

schönsten Gefühle der Welt.“ Kinder<br />

und Senioren seien willkommen, es<br />

gibt Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene.Das<br />

Team vonWellenwerk<br />

will auch mit Behindertenverbänden<br />

kooperieren. Der Vorverkauf für<br />

Kurse und Surfstunden hat im Internet<br />

begonnen. Eine Stunde Wellenreiten<br />

mit Leihmaterial und Surflehrerkostet<br />

zurzeit ab 35 Euro.<br />

Neubau aus Holz<br />

Über die Kosten der Surfhalle sprechen<br />

die Gründer nicht. Nur soviel:<br />

Das Projekt wird aus Bankkrediten<br />

und Eigenkapital finanziert. Im<br />

Frühjahr soll die Surfhalle öffnen, so<br />

der Plan. Gleich nebenan befindet<br />

sich „Windobona“. Dort können Besucher<br />

im Windkanal durch die Luft<br />

fliegen wie Fallschirmspringer.<br />

Neben der Industriehalle errichten<br />

die Wellenwerker nebenan einen<br />

schlichten Neubau aus Holz mit Terrassen<br />

und Biergarten. In dem Anbau<br />

soll es dann auch einen Surf-<br />

Shop geben, eine Werkstatt sowie<br />

eine Bar und ein Gourmet-Restaurant.<br />

Denn zu den Gründern und<br />

Teilhabernder Surfhalle gehörtauch<br />

Robert Havemann, Mitinhaber des<br />

Bistro Rosa Lisbert inder Arminiusmarkthalle<br />

in Moabit und Enkel des<br />

DDR-Kritikers Robert Havemann.<br />

2016 würdigten die <strong>Berliner</strong> Meisterköche<br />

das Rosa Lisbert, ausgerichtet<br />

auf elsässische Küche, mit dem Titel<br />

„<strong>Berliner</strong> Szene-Restaurant“.<br />

Zum gastronomischen Angebot<br />

gehört auch ein Ableger der Velvet<br />

Bar aus Neukölln, Bar des Jahres<br />

2019. Nach dem Wellenreiten könnten<br />

die Surfer beim Cocktail mitWassermelone<br />

dann den Sonnenuntergang<br />

über Berlin genießen.<br />

Im Internet: wellenwerk-berlin.de<br />

Wellen in Lichtenberg: Die neue Surferhalle<br />

öffnet im Frühjahr 2019. WELLENWERK<br />

Es ist ziemlich schwierig, einen<br />

Termin mit Regine<br />

Günther zu bekommen.<br />

Mit ihrer Entscheidung,<br />

Verkehrs-Staatssekretär Jens-Holger<br />

Kirchner (Grüne) in den Ruhestand<br />

zu versetzen, hat die 56-Jährige viel<br />

Kritik auf sich gezogen. Am Dienstagabend<br />

klappte es nicht mehr,weil<br />

die parteilose, von den Grünen nominierte<br />

Politikerin während Der<br />

Grünen-Fraktionssitzung lange<br />

Rede und Antwort stehen musste.<br />

Mittwochmorgen, nach der Vereidigung<br />

des neuen Staatssekretärs Ingmar<br />

Streese (Grüne), ist endlich Zeit.<br />

Frau Günther, Jens-Holger Kirchner<br />

hat Ihre Verwaltung verlassen, an<br />

diesem Mittwoch um 8.30 Uhrhaben<br />

SieIhren Wunschkandidaten Ingmar<br />

Streese vereidigt. Sie haben sich<br />

durchgesetzt und den Wechsel an der<br />

Spitze vollzogen. Sind Sie erschöpft,<br />

erleichtertoder beides?<br />

Es ist gut, dass wir nun eine einvernehmliche<br />

Lösung – auch mit<br />

Herrn Kirchner –gefunden haben.<br />

Aber meine erste Empfindung ist<br />

nicht Erleichterung, sondernBedauern.<br />

Es tut mir sehr leid, dass ich<br />

Jens-Holger Kirchner mit meinem<br />

Handeln so stark belastet habe. Ich<br />

bedaure sehr, dass wir nicht mehr<br />

zusammenarbeiten können, denn<br />

wer näher dran war, weiß genau: Es<br />

war eine gute, vertrauensvolle und<br />

auch erfolgreiche Zusammenarbeit.<br />

Ichmusste feststellen, dass eine Personalentscheidung,<br />

die formal nur<br />

mein Haus betrifft, sehr viel Verunsicherung<br />

in die Stadtgesellschaft hineingetragen<br />

hat und dass die Koalition,<br />

die Politik insgesamt, dabei erheblichen<br />

Schaden genommen hat.<br />

Das tut mir sehr leid – und ich<br />

möchte dafür um Entschuldigung<br />

bitten.<br />

Wenn es nach den Christdemokraten<br />

ginge, hätten Sie keinen Grund, aufzuatmen.Wassagen<br />

Siezudem angekündigten<br />

CDU-Missbilligungsantrag<br />

gegen Sie?<br />

Wenn es im Abgeordnetenhaus<br />

Diskussionsbedarf und Fragen gibt,<br />

werdeich mich dem selbstverständlich<br />

stellen.<br />

Allerdings ist man auch in der Koalition<br />

darüber befremdet, wie Sie mit<br />

Herrn Kirchner umgegangen sind.<br />

Rechnen Sie damit, dass auch einige<br />

rot-rot-grüne Abgeordnete für den<br />

CDU-Antrag stimmen?<br />

Darüber spekuliere ich nicht. Ich<br />

kann nur sagen: Es war ein schweres<br />

Dilemma, das mich natürlich nicht<br />

kalt gelassen hat. Seit Monaten ringe<br />

ich hier um eine Lösung. Einerseits<br />

trage ich Verantwortung für einen<br />

schwer erkrankten Mitarbeiter, andererseits<br />

bin ich aber auch für 1300<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

meines Hauses und die Umsetzung<br />

unserer neuen Verkehrspolitik verantwortlich.<br />

Ich habe über Monate<br />

immer wieder neue Anstrengungen<br />

unternommen, um diesen Schritt zu<br />

vermeiden. Die Entscheidung, die<br />

am Schluss stand, war keine einfache<br />

Entscheidung. Am Ende war sie<br />

jedoch unvermeidlich.<br />

Hatdie bisherige Diskussion über die<br />

Personalie Kirchner den Grünen, der<br />

Partei, die Sie für Ihr Amt nominiert<br />

hat, geschadet?<br />

Ja.<br />

Grünen-Mitglieder von der Basis fordern,<br />

dass Sie Ihren Posten verlassen.<br />

Haben Sie schon einmal über Rücktritt<br />

nachgedacht – oder damit gedroht?<br />

Weder habe ich mit Rücktritt gedroht<br />

noch ihn angeboten.<br />

IhreKritiker sagen, dass es herzlos sei,<br />

einen Krebskranken loswerden zu<br />

wollen –noch dazu vorWeihnachten.<br />

Können Siedie Kritik verstehen?<br />

Es war sicher die schwierigste<br />

Entscheidung, die ich bislang zu treffen<br />

hatte. Esist aber falsch, dass ich<br />

Jens-Holger Kirchner aus seinem<br />

Amt hätte drängen wollen. Menschlich<br />

und fachlich schätze ich ihn<br />

sehr. Ich bedauere esaußerordentlich,<br />

dass ich diesen anerkannten<br />

Verwaltungsfachmann und Verkehrsexperten<br />

verliere –und auch,<br />

dass unser bisher gutes persönliches<br />

Verhältnis so beschädigt wurde.<br />

„Es tut mir<br />

sehr leid“<br />

Verkehrssenatorin Regine Günther über<br />

ihren Umgang mit Staatssekretär<br />

Jens-Holger Kirchner und den<br />

politischen Schaden der Personaldebatte<br />

Regine Günther,seit 2016 Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz.<br />

Stimmt es, dass der Staatssekretär einen<br />

Maulkorb bekommen hat, spätestens<br />

nachdem er bei einer öffentlichen<br />

Diskussion 2017 die Anwohnerparkgebühren<br />

als zu niedrig bezeichnet<br />

hat?<br />

Das ist Unsinn. Es gab keinerlei<br />

Maulkorb,sonderneinen höchst normalen<br />

Vorgang auf Leitungsebene: Es<br />

hatte einige beiläufige Bemerkungen<br />

vonihm zur Verkehrspolitik gegeben,<br />

die für enorme Aufregung sorgten. Da<br />

haben wir uns gemeinsam darauf<br />

verständigt, die Kommunikation<br />

ZUR PERSON<br />

Regine Günther wurde 1962 in Kaiserslauterngeboren, seit 1986 lebt sie in Berlin. Hier hat<br />

sie auch ihr in Heidelberg begonnenes Politik- und Geschichts-Studium abgeschlossen.<br />

Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz ist sie seit Dezember 2016. Die Parteilose<br />

wurde vonBündnis 90/Grüne nominiert. Vorihrer politischen Karriere arbeitete sie bei der<br />

<strong>Berliner</strong> Energieagentur (1995 bis 1998) und bei der Umweltstiftung WWF (1999 bis 2015).<br />

Die Mutter einer erwachsenen Tochter gilt als Energie-Expertin.<br />

IMAGO<br />

konsequent in der Pressestelle zu verorten.<br />

So etwas geschieht in vielen<br />

Verwaltungen jeden Tag.<br />

Wann haben Sie damit begonnen, einen<br />

Nachfolger für Herrn Kirchner zu<br />

suchen?<br />

Als Jens-Holger Kirchner im Sommer<br />

ins Krankenhaus ging, haben wir<br />

erst einmal versucht, die Arbeit intern<br />

anders zu verteilen. Nach einiger Zeit<br />

haben wir aber gemerkt, dass daraus<br />

kein Erfolgsmodell wird. DieZahl der<br />

Themen, die Dichte der Termine und<br />

Absprachen ist einfach zu groß. Es<br />

wurde deutlich, dass jemand fehlt,<br />

der die Fäden zusammenhält. Deshalb<br />

haben wir Kandidaten für eine<br />

vorübergehende Lösung gesucht. Allerdings<br />

wollte sich niemand darauf<br />

einlassen, für Kirchner einzuspringen<br />

und wieder abzutreten, wenn er in<br />

sein Amt zurückkehrt. Wirhaben vergeblich<br />

auszuloten versucht, ob wir<br />

einen dritten Staatssekretärsposten<br />

schaffen könnten. Am Schluss stand<br />

die Entscheidung, Herrn Kirchner in<br />

den einstweiligen Ruhestand zu versetzen.<br />

Er ist damit zumindest finanziell<br />

gesehen sehr gut abgesichert.<br />

Warum haben Sie ihm keine andere<br />

Beamtenstelle in IhrerVerwaltung angeboten?<br />

Ich habe mit Herrn Kirchner eine<br />

solche Option erörtert. Aber eine derartige<br />

Stelle kann man nicht fest versprechen,<br />

denn sie müsste ausgeschrieben<br />

werden. Die Lösung, die<br />

jetzt die Koalition gefunden hat, ist<br />

ein anderes Angebot.<br />

Herr Kirchner sagt, dass er gern Verkehrs-Staatssekretär<br />

geblieben wäre.<br />

Für mich war es eine schwierige<br />

Abwägung. Doch am Ende musste<br />

ich natürlich auch sicherstellen, dass<br />

die Verwaltung wieder voll funktionsfähig<br />

wird. Es gab gerade in den vergangenen<br />

Wochen viele Fragen an<br />

mich, wie es denn nun weitergeht,<br />

wann die Lücke geschlossen wird.<br />

Auch zum Wohle der Mitarbeiter<br />

musste ich mich so entscheiden.<br />

Warum hat nun Ingmar Streese, ein<br />

Biologe und Verbraucherschützer, das<br />

wichtige Amt des <strong>Berliner</strong> Verkehrs-<br />

Staatssekretärs bekommen?<br />

Ingmar Streese hat Leitungserfahrung.<br />

Und er hat sehr viel Verwaltungskompetenz,<br />

er war jahrelang in<br />

der Bundes- und in einer Landesverwaltung<br />

tätig. Wichtig für mich war<br />

auch, dass die Mobilität als strategisches<br />

Thema zu seinem bisherigen<br />

Arbeitsbereich im Verbraucherzentralen-Bundesverband<br />

gehörte.<br />

Verkehrspolitisch ist er bislang nicht<br />

in Erscheinung getreten ...<br />

Nicht in der <strong>Berliner</strong> Stadtgesellschaft<br />

oder der Öffentlichkeit. Ich<br />

finde,dass das bei einem Staatssekretär<br />

auch nicht unbedingt erforderlich<br />

ist. Ich bin mir aber sehr sicher, dass<br />

er die vor ihm liegenden Aufgaben<br />

tatkräftig anpacken wird. Es gibt viel<br />

zu tun. Infrastruktur muss saniert<br />

werden, der Nahverkehr muss besser<br />

funktionieren, Radverkehrsanlagen<br />

sind zu bauen.<br />

Fahrradaktivisten, Fahrgastvertreter<br />

und andere kritisieren, dass die Verkehrswende<br />

in Berlin nicht vorankommt.Wann<br />

wollen Sieliefern?<br />

Erstens liefern wir bereits: Nach<br />

langen Blockaden beschaffen wir nun<br />

bis zu 700 neue S-Bahn-Wagen. Gemeinsam<br />

mit Brandenburg bringen<br />

wir vollkommen neue Optionen für<br />

Pendler auf den Weg. Der nächste<br />

Nahverkehrsplan mit einer Vielzahl<br />

neuer Angebote ist auf der Zielgeraden.<br />

Dieersten Fahrradwege in neuer<br />

Qualität werden sichtbar. Und im<br />

kommenden Jahr kaufen wir erstmals<br />

im größeren Maßstab Elektrobusse.<br />

Ansonsten finde ich vor dem Hintergrund<br />

der vergangenen Tage einen<br />

Teil der Kritik doch reichlich widersprüchlich.<br />

Zum einen hieß es, ich<br />

solle die Stelle des Staatssekretärs<br />

nicht neu besetzen –zum anderen<br />

wurde kritisiert, warum es mit der<br />

Verkehrswende so langsam vorangeht.<br />

Das passt nicht zusammen. Ich<br />

kann nur sagen: In Berlin wurde Infrastruktur<br />

viele Jahrzehnte lang vorrangig<br />

für das Auto geplant. Es kostet<br />

Zeit, diese einseitige Bevorzugung<br />

rückgängig zu machen und umweltfreundlichen<br />

Verkehrsarten den<br />

Raum zu geben, den sie brauchen.<br />

DasMobilitätsgesetz, das im Sommer<br />

verabschiedet wurde,ist ein entscheidender<br />

Schritt auf diesem Weg. Am<br />

Ende dieser Wahlperiode wird Berlin<br />

anders aussehen als zu Beginn. Dafür<br />

brauchen wir alle Kräfte.<br />

Heißt das, dass Sie Senatorin bleiben<br />

wollen?<br />

Ja. Ich möchte diese Stadt auch<br />

weiterhin mitgestalten.<br />

DasGespräch führte Peter Neumann.<br />

BVG richtet<br />

Vorstand<br />

neu aus<br />

Manager ausschließlich<br />

für den Betrieb geplant<br />

VonAnnika Leister<br />

Die U-Bahn-Wagen in Berlin sind<br />

alt und generell sind es zu wenige.<br />

Immer wieder haben die <strong>Berliner</strong><br />

Verkehrsbetriebe (BVG) deswegen<br />

mit Ausfällen zu kämpfen –und<br />

die Fahrgäste mit Verspätungen und<br />

Platzmangel. Der Aufsichtsrat der<br />

BVG unter Leitung von Wirtschaftssenatorin<br />

Ramona Pop (Grüne) versucht,<br />

dem Problem jetzt auch mit<br />

einer neuen Personalie im Vorstand<br />

beizukommen: Wenn Mitte 2019<br />

Henrik Haenecke –Vorstand für Finanzen,<br />

Digitalisierung und Vertrieb<br />

–seinen Posten wie bereits bekannt<br />

gegeben verlässt, soll kein neuer Finanzexperte<br />

nachrücken. Stattdessen<br />

soll in Zukunft ein Manager einzig<br />

für den Betrieb zuständig sein. Er<br />

wirdden Titel eines COO–also eines<br />

Chief Operating Officer –tragen. Der<br />

neue Vorstandsposten soll Anfang<br />

des kommenden Jahres ausgeschrieben<br />

werden, ein Start ist im August<br />

2019 geplant.<br />

Diese Neuausrichtung im insgesamt<br />

dreiköpfigen Vorstand hat der<br />

Aufsichtsrat der BVGbereits am Freitag<br />

beschlossen, bekannt wurde sie<br />

aber erst am Mittwoch. Popsagte der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, der Entschluss sei<br />

in„großem Einvernehmen“ gefallen.<br />

Bisher ist für den Betrieb die BVG-<br />

Vorstandsvorsitzende Sigrid Nikutta<br />

zuständig. In Zukunft wird sie den<br />

Bereich Finanzen übernehmen, Vorsitzende<br />

bleibt sie aber weiterhin.<br />

In diesem Jahr 70 neue Wagen<br />

„Von den Vorgängerregierungen<br />

wurde über Jahrzehnte viel kaputtgespart“,<br />

sagte Pop mit Blick auf<br />

den veralteten Fuhrpark. Man hole<br />

nun Versäumtes nach. 1500 neue<br />

Wagen hat die BVG bereits eingekauft.<br />

Bis diese gebaut und geliefert<br />

werden, dauere esallerdings noch.<br />

Unter diesen schwierigen Bedingungen<br />

setze die BVG den Fokus<br />

auch personell neu, mit einem Vorstand,<br />

der „sich allein um die Busse<br />

und Bahnen kümmert“. Der neue<br />

Aufbau im Vorstand sei ein deutliches<br />

Signal, so Pop: „Der zuverlässige<br />

Betrieb hat höchste Priorität.“<br />

Aufdem neuen Posten wünscht sich<br />

die Wirtschaftssenatorin einen<br />

Praktiker. „Jemanden, der mit Betrieb,<br />

Infrastruktur und Technik<br />

bestens vertraut ist.“<br />

Die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus<br />

war am Mittwoch von<br />

den Plänen noch nicht unterrichtet.<br />

Man werde sich das Vorhaben genauer<br />

ansehen, sagte Oliver Friederici,<br />

verkehrspolitischer Sprecher<br />

der CDU. „Mich wundert nur, dass<br />

Frau Nikutta den Betrieb jetzt nicht<br />

mehr übernimmt. Aus unserer Sicht<br />

hat sie das gut gemacht.“<br />

Der Job des neuen Vorstandsmitglied<br />

wird kein leichter sein. Die<br />

1500 neuen Wagen sind der größte<br />

Auftrag in der Geschichte der BVG. Sie<br />

sollen sukzessive bis zum Jahr 2035<br />

auf die Gleise gesetzt werden. In diesem<br />

Jahr gehen nur 70 in Betrieb.<br />

Doch die Nachfrage steigt ständig<br />

weiter:563 Millionen Malfuhren <strong>Berliner</strong><br />

2017 mit der U-Bahn –90Millionen<br />

Mal mehr als 2007. Fahrgastverbände<br />

warnen bereits seit längerem<br />

voreinemVerkehrskollaps.<br />

1500 neue Wagen will die BVGbis zum<br />

Jahr 2035 anschaffen.<br />

DPA/KAY NIETFELD

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