Die Malteser-Zeitung 1/2019
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
GELESENEMPFOHLEN<br />
EIN LEBEN ZWISCHEN WELT<br />
UND KLOSTER<br />
Nicht eine bloße Laune oder gar eine verfrühte Midlife Crisis führten ihn nach Heiligenkreuz, sondern der überzeugte<br />
Glaube an Gott. So erzählt es das Buch von Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck.<br />
Von Georg Reichlin-Meldegg<br />
Menschen, die den Glaubensverlust um sich als schmerzliches<br />
Manko empfinden, ihr Lebensglück aber nicht in<br />
Gott, sondern in esoterischen Heilslehren oder weltlichem<br />
Hedonismus suchen.<br />
Von Schlesien über Kärnten nach Heiligenkreuz<br />
So kam es, dass Henckel-Donnersmarck am 15. November<br />
1977 in das Stift Heiligenkreuz eintrat und dort den<br />
Ordensnamen Gregor annahm. Nach dem Studium an der<br />
Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz<br />
wurde er Magister der Theologie, am 1. August 1982 erhielt<br />
er in der Stiftskirche durch Bischof Maximilian Aichern von<br />
Linz die Priesterweihe. Außerhalb der Klostermauern von<br />
Stift Heiligenkreuz wirkte Gregor Henckel-Donnersmarck<br />
u.a. als „Trouble Shooter“ im Stift Rein, bei der Missio Österreich<br />
und schließlich auch als Spiritual des Großpriorats<br />
des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens in Österreich.<br />
Zu diesem 190 Seiten starken Band drängt sich gleich zu<br />
Beginn eine ganz besondere Frage auf: Was bewegt einen<br />
durchaus erfolgreichen Manager, der sich in der dynamischen<br />
Speditionsbranche ausgezeichnet und ein – grosso<br />
modo – sorgenfreies, selbstbestimmtes Leben geführt hat,<br />
dazu, alles Bisherige über Bord zu werfen und ein Klosterleben<br />
zu führen?<br />
Gregor Henckel-Donnersmarck antwortet auf diese Frage<br />
ganz offen verneinend: Es sei weder eine Sinnkrise oder<br />
unglückliche Liebe, noch eine göttliche Eingebung oder Erleuchtung<br />
gewesen. Vielmehr: In einer Zeit, in der Klöster<br />
geschlossen werden, und in einem Land, in dem nur noch<br />
jeder zehnte Katholik regelmäßig die Sonntagsmesse besucht,<br />
bestehe Handlungsbedarf: Es gelte, ein Zeichen der<br />
Solidarität mit der Kirche und dem Papsttum zu setzen.<br />
Der Glaube sollte wieder attraktiviert werden – für all jene<br />
Im Buch von Henckel-Donnersmarck entdeckt der Leser<br />
ein faszinierendes Leben zwischen Welt und Kirche, zwischen<br />
Ökonomie und Theologie, zwischen Gesellschaft und<br />
Kloster. In der Person des heutigen Altabts der Zisterzienser<br />
in Heiligenkreuz werden aber auch eine charismatische<br />
Persönlichkeit und eine faszinierende Lebensgeschichte<br />
sichtbar: In eine schlesische Adelsfamilie hineingeboren,<br />
landete der Autor als Flüchtlingskind 1945 in Kärnten.<br />
Mit Eloquenz und wirtschaftlichem Geschick machte er<br />
als Diplomkaufmann weltliche Karriere. Doch er wurde ein<br />
den Menschen zugewandter Vermittler geistiger Inhalte –<br />
somit ein „himmlisches Buch“ von einem Spediteur Gottes<br />
mit Bodenhaftung.<br />
Gregor Henckel-Donnersmarck, Der Spediteur Gottes, Carl<br />
Ueberreuter Verlag 2018, 192 Seiten, ISBN: 978 3 8000 7706 9,<br />
24,95 Euro<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 61