Industrielle Automation 3/2019
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Genauer als das<br />
menschliche Auge<br />
Produktionsabweichungen innerhalb<br />
eines zehntel Millimeters erkennen<br />
Ein Technologieunternehmen hat sich auf<br />
die Entwicklung von vollautomatischen<br />
3D-Inspektionszellen spezialisiert, die<br />
direkt an der Fertigungsanlage eingesetzt<br />
werden können. Spezielle 3D-Kameras<br />
nehmen mit großer Genauigkeit<br />
komplexe Bauteile unter die Lupe –<br />
und das in weniger als 30 Sekunden.<br />
Das erhöht die Autonomie und<br />
sorgt neben einer deutlichen<br />
Zeitersparnis auch für die<br />
Vermeidung von Fehlern.<br />
Das Technologieunternehmen SenseIT<br />
entwickelt vollautomatische 3D-Inspektionszellen,<br />
die mit Stereo-3D-Kameras von<br />
Ensenso ausgestattet sind. Das System prüft<br />
und validiert die Vollständigkeit zusammengesetzter<br />
Produkte bis zur Größe eines<br />
Schuhkartons und ist bei der Fehlerer kennung<br />
äußerst präzise. Dies betrifft alle Arten von<br />
Fehlern, die während der Produktion oder<br />
des Transports auftreten können: Gebrochene<br />
oder fehlende Teile, Verformungen,<br />
Zerspanungsmaterial, Vertiefungen oder<br />
übermäßige Grate.<br />
„Bei der Entwicklung der 3D-Inspektionszelle<br />
Val-IT Flex haben wir die Vorteile der<br />
3D-Messtechnik optimal umgesetzt. Dafür<br />
haben wir drei Stereo-3D-Kameras von<br />
Ensenso implementiert. Aufgrund der 3D-<br />
Technologie des Herstellers sind wir in der<br />
Lage, Abweichungen innerhalb eines zehntel<br />
Millimeters zu erkennen. Das ist mehr, als<br />
das menschliche Auge kann“, erklärt Anouar<br />
Manders, Mitbegründer von SenseIT.<br />
Spezielle Algorithmen suchen<br />
nach Bildpunkten<br />
Die Val-IT Flex-Zelle besteht aus einem<br />
Drehtisch und drei Kameras vom Typ N35<br />
3D von Ensenso. Das zu prüfende Bauteil<br />
wird auf den zylindrischen Drehtisch mit<br />
einem Durchmesser von 440 und 240 mm<br />
Höhe gelegt und von allen Seiten aufgenommen.<br />
Während einer vorprogrammierten,<br />
vollständigen 360°-Drehung erzeugen die<br />
Kameras eine hochauflösende Punktewolke<br />
des Bauteils. Das Objekt wird dabei mit<br />
unterschiedlichen Integrationszeiten aufgenommen,<br />
um der Varianz der Bauteileigenschaften<br />
gerecht zu werden.<br />
Die Kameras arbeiten dabei nach dem<br />
Prinzip des räumlichen Sehens (Stereo Vision),<br />
das dem menschlichen Sehvermögen<br />
nachempfunden wird. In jedem Gerät befinden<br />
sich zwei 2D-IDS-Kameras, um die Szene<br />
aus unterschiedlichen Positionen betrachten<br />
zu können. Obwohl der Bildinhalt beider<br />
Kamerabilder identisch scheint, weisen sie<br />
Unterschiede in der Lage der betrachteten<br />
Objekte auf. In einem Bildvergleich suchen<br />
spezielle Algorithmen durch Matching nach<br />
identischen Bildpunkten und visualisieren<br />
ihre Verschiebung mit allen gefundenen<br />
Unterschieden in einer Disparity-Map. Diese<br />
wird anschließend für die Berechnungen von<br />
Tiefeninformationen für die resultierende<br />
Punktewolke verwendet.<br />
Der lichtstarke Projektor der Kameras<br />
sorgt für eine genaue, schnelle und zuverläs<br />
sige Erfassung des zu prüfenden Bauteiles.<br />
Durch eine Textur-Projektion werden auch<br />
bei schwierigen Lichtver hältnissen, glatte<br />
oder spiegelnde Objekte beziehungsweise<br />
Objekte mit nur schwach vorhandenen<br />
Strukturen kontrastreich abgebildet, was<br />
wiederum beim Matching die Genauigkeit<br />
erhöht.<br />
Die integrierte FlexView-Technik ermöglicht<br />
zudem minimale Verschiebungen der<br />
projizierten Textur auf der Objektoberfläche<br />
des Bauteiles, wodurch die Hilfsstrukturen<br />
variieren. Zur Verschiebung der Textur wird<br />
ein Piezoelement verwendet, das die Patternmaske<br />
im Lichtstrahl verschieben kann.<br />
Die Kombination mehrerer Bilder derselben<br />
Szene, aufgenommen mit unterschied lichen<br />
Strukturen, erhöht die Anzahl von Bildpunkten.<br />
Dadurch wird eine größere Auflösung<br />
erzielt. Alle gefundenen Punkte werden zu<br />
einer kompletten, hochaufgelösten 3D-Darstellung<br />
in Form einer Punktewolke des Bauteils<br />
zusammengefügt.<br />
Innerhalb der Val-IT Flex Inspektionszelle<br />
wird diese dann mit einem CAD-Referenzmodell<br />
und Projektionen des Produkts<br />
ver glichen. Für die Erfassung und Verarbeitung<br />
der Punktewolke verwendet SenseIT<br />
die 3D-Machine-Vision-Algorithmen der<br />
Bildverarbeitungsbibliothek Halcon von<br />
MVTec. Darüber hinaus hat das Unternehmen<br />
spezifische Mess- und Verarbeitungs-<br />
Dipl. - Ing. (FH) Heiko Seitz, Technischer<br />
Redakteur bei der IDS Imaging Development<br />
Systems GmbH in Obersulm<br />
66 INDUSTRIELLE AUTOMATION 3/<strong>2019</strong>