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SPORTaktiv Winterguide 2019

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Fotos: Tobias Zlu Haller<br />

A<br />

rianna, du bist in Corvara<br />

in Badia aufgewachsen,<br />

standest mit drei Jahren<br />

auf Skiern. Welche Erinnerungen<br />

hast du an deine frühe Kindheit?<br />

Keine ausgeprägten Erinnerungen, es sind<br />

eher Flashbacks. Mit meiner Mama und<br />

einem befreundeten Bergführer war ich als<br />

Mädel mit Fellen und Pieps unterwegs. Das<br />

waren reine, pure Momente. Ein kindliches<br />

Gefühl von Freiheit in der Weite der Dolomiten.<br />

Ich weiß noch, dass ich mir sehr,<br />

sehr klein vorgekommen bin.<br />

Deine Mutter ist selbst Weltcup gefahren,<br />

hat 1980 in der Abfahrt an den Spielen<br />

von Lake Placid teilgenommen. Wie sehr<br />

hat sie dich geprägt?<br />

Meine Mama ist eine wunderbare, verrückte<br />

Frau. Sie hat mir alle Facetten des Skifahrens<br />

gezeigt. Wir waren gemeinsam beim<br />

Powdern, außerdem bin ich schon als Kind<br />

Telemark gefahren. Das ist eine meiner Leidenschaften,<br />

die ich bis heute sehr schätze.<br />

Warum Telemark?<br />

Für mich ist es wie ein Tanz, so friedlich<br />

und geschmeidig. Der Schnee sollte weich<br />

sein, auf harten Pisten macht das nicht viel<br />

Sinn, auch nicht im Tiefschnee. Aber wenn<br />

es im Frühjahr auffirnt, dann ist Telemark<br />

das schönste Gefühl überhaupt. Ich kann<br />

nur jedem empfehlen, es auszuprobieren.<br />

Mit sechs Jahren hast du begonnen,<br />

Alpinski-Rennen zu fahren. Es wurde<br />

aber nie zur großen Liebe. Warum nicht?<br />

Am Anfang war ich ziemlich schlecht darin.<br />

Ich wollte lieber Surfprofi werden. Mit elf<br />

hat es dann plötzlich „klick“ gemacht und<br />

auf einmal war ich gut ...<br />

... was war geschehen?<br />

Keine Ahnung! Diese Klicks gab es immer<br />

wieder. Auch beim Wellenreiten. Was genau<br />

das ist, kann ich nicht sagen. Ich finde<br />

es schön, dass man es nicht genau herleiten<br />

kann. Du hast etwas verstanden, es klickt<br />

und du machst einen großen Schritt nach<br />

vorne. Man muss es zulassen können. Es<br />

genießen, ohne es erklären zu wollen. Dann<br />

kommt man auch voran.<br />

Wie ging’s nach dem Klick beim<br />

Skifahren weiter?<br />

Als Teenager war ich erfolgreich. Aber ich<br />

hatte im Sommer einfach keine Lust zum<br />

Trainieren auf den Gletschern. Und im<br />

Winter war ich lieber im Powder unterwegs.<br />

Keine idealen Voraussetzungen für<br />

eine Karriere als Skirennläuferin. Einmal<br />

waren wir im Trainingslager, mit Fahrerinnen<br />

wie Sofia Goggia, die heute im<br />

Weltcup unterwegs ist. Statt Tore zu fahren,<br />

bin ich lieber im Wald oder im Snowpark<br />

verschwunden. Als ich 16 war, wurde mir<br />

relativ deutlich gesagt: Entweder du machst<br />

mit – oder du kannst es auch lassen.<br />

Also hast du es einfach gelassen?<br />

Richtig. Auslöser war allerdings der Tod<br />

zweier Freunde, die in einer Lawine ums<br />

Leben gekommen sind. Plötzlich wurde ich<br />

damit konfrontiert, wie schnell alles vorbei<br />

sein kann. Ich entschied, genau das zu tun,<br />

was mir Spaß machte. Also widmete ich<br />

mich von da an voll und ganz den Kickern<br />

im Park statt den Toren auf der Piste.<br />

Warum hast du auch das wieder<br />

aufgehört?<br />

Anfangs hat es mir extrem viel Spaß gemacht.<br />

Wir konnten alles ausprobieren,<br />

kreativ sein. Die Stimmung war großartig.<br />

Ein Jahr bin ich im Weltcup gestartet.<br />

Dann wurde Slopestyle olympisch. Die FIS<br />

kam und mit ihr die Disziplin. Viel zu viele<br />

Regeln, genau das, was mir am Alpinski<br />

nicht gefallen hatte. Es nimmt dir den Spaß<br />

und die Freiheit.<br />

Die Freiheit hast du schließlich beim<br />

Freeride gefunden. Wann war dir klar,<br />

dass du dich dieser Sportart widmen<br />

möchtest?<br />

Nachdem ich auch den Slopestyle an den<br />

Nagel gehängt hatte, war ich ein wenig verloren.<br />

Ich habe als Skilehrerin gejobbt und<br />

bin nach Innsbruck, um Physiotherapie zu<br />

studieren. Zum Freeriden hat ein Contest<br />

in Rumänien den Ausschlag gegeben. Es<br />

war eine lustige Reise, mit einem Freund,<br />

ohne Navi, ohne Plan. Wir haben im Auto<br />

geschlafen, mit dem Gaskocher gekocht,<br />

komplett ohne Budget. Es war genial! Gar<br />

<strong>SPORTaktiv</strong><br />

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