SPORTaktiv Winterguide 2019
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Nico vor seinem Wohnwagen<br />
mit Holzhütte als<br />
Bikeguide und im Winter.<br />
lich geprägtes und sehr gläubiges Land.<br />
Es ist ein guter Ort für Reisende, die<br />
den Glauben an etwas verloren haben.<br />
Wer mit einem Lächeln, Freundlichkeit<br />
und Hilfsbereitschaft auftritt, den erwarten<br />
fast überall offene Türen und neue,<br />
interessante Bekanntschaften. Das hat<br />
mich nachhaltig beeindruckt.“ Schweren<br />
Herzens ging es zurück nach Deutschland,<br />
wo Nico den Wohnwagen startklar<br />
machte und in seine zweite Heimat<br />
fuhr: die Zugspitzregion.<br />
Dort startete er in seine erste Saison<br />
als E-Mountainbike-Guide auf täglicher<br />
Vertragsbasis mit verschiedenen Anbietern<br />
in der Region: „Das Leben im<br />
Wohnwagen und die Arbeit als Guide<br />
sind einfach, aber sehr schön. Aufstehen,<br />
Frühstück, Gäste abholen, Biketour mit<br />
Feierabendbier, Abendessen, müde und<br />
zufrieden ins Bett.“ Die Saison lief von<br />
Juni bis September und jeder Morgen<br />
stellte Nico vor neue Herausforderungen:<br />
„Die Tour für den jeweiligen Tag<br />
ist von mir oder auf Kundenwunsch<br />
geplant, kann sich aber je nach Wetter,<br />
Fahrfertigkeiten oder anderen Faktoren<br />
ändern. Guiding bedeutet für mich, dass<br />
ich der Verantwortliche dafür bin, dass<br />
NICO<br />
Kontakt:<br />
Tel. +49 176 45 94 76 59<br />
n.kerbusch@gmx.de<br />
die Teilnehmer sicher unterwegs sind<br />
und gesund wieder zurückkommen, keiner<br />
zurückbleibt und alle am Ende einen<br />
schönen, sportlichen Tag haben. Mittags<br />
ist Ladezeit für Akku und Mensch und<br />
nachmittags teile ich die Gruppe bei<br />
Bedarf auf. Nicht alle haben Lust auf<br />
Downhill und Trails, also fährt ein Teil<br />
der Gruppe den breiten Forstweg herunter,<br />
während die Motivierten mit mir die<br />
Trails runterscheppern können. Morgens<br />
weiß ich häufig noch überhaupt nicht,<br />
wie motiviert bzw. fit die Teilnehmer<br />
sind. Das erfordert ein offenes Auge und<br />
spontane Anpassung der Tourenplanung<br />
bei Bedarf.“<br />
Am Ende des Tages steht oft noch ein<br />
gemütliches Zusammensein bei einem<br />
kleinen Umtrunk an, bei dem Nico die<br />
Wertschätzung seiner Kunden besonders<br />
genießt: „Bei der Polizei sind die meisten<br />
Klienten sozusagen betriebsbedingt nicht<br />
übermäßig dankbar für die erbrachten<br />
Leistungen. Entweder sie wurden gerade<br />
festgenommen oder Opfer einer Straftat.<br />
Keine besonders positive Arbeitsumgebung.<br />
Heute freue ich mich einfach über<br />
ein ‚Danke für die geile Tour, morgen<br />
komme ich noch mal mit‘, ein High-Five<br />
oder ein nettes Trinkgeld vom Familienvater,<br />
weil ich seine wilden Söhne auf<br />
der Biketour unter Kontrolle hatte. Ein<br />
viel, viel positiveres Umfeld als meine<br />
früheren Jobs.“ Dabei gibt es auch immer<br />
wieder denkwürdige Erlebnisse wie<br />
beispielsweise jene Kids aus Serfaus/Fiss,<br />
die bei prallem Sonnenschein gar nicht<br />
genug vom Bikeputzen mit dem Wasserschlauch<br />
bekommen konnten: „Nachdem<br />
irgendwann keine Räder zum Putzen<br />
mehr da waren, habe ich mein Auto<br />
sowie das einer Guide-Kollegin zum<br />
Saubermachen hingestellt. Nun hatten<br />
die Kids aber immer noch nicht genug.<br />
Also habe ich ihnen eine Schlauchverlängerung<br />
angeschlossen und sie mit dem<br />
Auftrag losgeschickt, die Schweinchen<br />
in ihrem Gehege abzuspritzen, bis sie<br />
wieder schön rosa glänzen. Anschließend<br />
habe ich mich mit einem Kaffee auf die<br />
Fotos: privat<br />
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