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SPORTaktiv Winterguide 2019

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PRAXISTIPPS<br />

VON GÜNTER MESSNER<br />

1. Offen? Geschlossen? Kalt/<br />

warm? Wie transportiert man<br />

Schuhe? „Skischuhe sollen immer<br />

geschlossen transportiert und<br />

gelagert werden, zudem trocken<br />

und warm. Skischuhe haben in der<br />

Dachbox und im Kofferraum nichts<br />

verloren. Am besten transportiert<br />

man sie in einer beheizbaren<br />

Skischuhtasche.“<br />

2. Wann sind Schuhe alt und<br />

unbedingt zu tauschen?<br />

„Wer viel fährt, sollte alle sechs,<br />

sieben Jahre wechseln, spätestens<br />

nach zehn, weil das Material<br />

altert. Jeder Schuh hat ein Ablaufdatum.“<br />

Nachsatz: „Ein guter Indikator<br />

ist auch, wenn der Schuh zu<br />

stinken beginnt ...“<br />

3. Braucht es bei all der Diversifizierung<br />

eigene Schuhe für<br />

Piste, All-Mountain und Freeride?<br />

„Ein guter Skischuh deckt alles<br />

in einem gewissen Normbereich<br />

ab. Nur wenn es darüber hinaus<br />

in den Rennbereich oder auf der<br />

anderen Seite ins echte Freeriden<br />

geht, sollte man einen noch<br />

spezielleren Schuh wählen.“<br />

Günter Messner<br />

ist ein echter<br />

Experte in Sachen<br />

Skischuh und<br />

Filialleiter bei<br />

Gigasport Villach.<br />

Fragen über Fragen. In welcher<br />

Reihenfolge schließt man tatsächlich<br />

die Schnallen richtig? Das<br />

fragen wir Günter Messner, gern<br />

gefragter Experte in allen Skibelangen<br />

und Filialleiter von Gigasport Villach.<br />

Er überrascht schon mit der ersten Antwort.<br />

„Kommt darauf an.“ Während<br />

Rennfahrer mit der dritten Schnalle<br />

(von unten) beginnen und damit den<br />

Fuß in den Schuh drücken, gilt für normalsterbliche<br />

Skifahrer die Faustregel<br />

1-2-3-4, oder mit anderen Worten: von<br />

unten nach oben. „Der größte Fehler ist,<br />

mit der vierten, der obersten Schnalle<br />

zu beginnen. Da wird der Fuß nie richtig<br />

im Schuh sitzen.“ Immer erst zum<br />

Schluss sollte übrigens das Manschettenband<br />

mit Klettverschluss zugezogen werden,<br />

das quasi wie eine fünfte Schnalle<br />

den oberen Schuhrand fixiert.<br />

Grundsätzlich gilt: „Der Fuß sollte<br />

schon im offenen Schuh gut, eng und<br />

präzise sitzen. Dann muss man die<br />

Schnallen nicht extrem zuknallen.“<br />

Denn das wäre erstens schon ein Zeichen<br />

dafür, dass der Schuh grundsätzlich<br />

nicht gut passt und zweitens ein<br />

Indikator dafür, dass er auch nicht gut<br />

funktionieren wird. Denn ein zu hart<br />

zugeknallter Schuh schränkt die nötigen<br />

Bewegungsfreiheit ein. Ein perfekt<br />

sitzender Schuh erhöht nicht nur Fahrqualität<br />

und Fahrspaß, sondern mindert<br />

auch die Verletzungsgefahr bzw. -schwere,<br />

weil sich der Fuß bei einem Sturz<br />

nicht noch zusätzlich verdrehen kann.<br />

Und damit tauchen wir ein in die große<br />

Welt der Skischuhberatung, die wir<br />

hier nur ansatzweise schildern können.<br />

Am besten nimmst du deinen Fuß bzw.<br />

beide und machst das selbst beim Fachhändler<br />

durch. Nach der exakten Vermessung<br />

und Bestimmung von Größe<br />

und Breite bzw. Analyse von Risthöhe,<br />

Fersenmaß und Fesselmaß geht es an die<br />

Auswahl des Schuhs. „Damen sollten bei<br />

der Auswahl immer mit Damenmodellen<br />

beginnen“, empfiehlt Messner. Die<br />

sind auf das in der Regel niedrigere Gewicht<br />

und auf weniger Druck optimiert.<br />

„Sportlichere, große Frauen können natürlich<br />

zu Unisex- oder Herrenschuhen<br />

greifen.“ Für Damen wie Herren hat<br />

Messner einen praktischen Tipp parat:<br />

„Den Skischuh von unten anschauen.<br />

Über die Sohlenform und die Ausbuchtung<br />

der Schale erkennt man von unten<br />

oft besser, welche Form der Schuh hat<br />

und für welche Fußform er geeignet ist.“<br />

Messner empfiehlt grundsätzlich,<br />

Schuhe mit vier Schnallen zu kaufen.<br />

„Gute Dreischnaller sind gerade noch<br />

okay, aber mit Zweischnallern ist sportliches<br />

Fahren nicht mehr möglich.“ Der<br />

simple Heckeinsteiger hat auch noch seine<br />

Anhänger und steht sogar vor einem<br />

Comeback, steht aber mehr für Komfort<br />

als Skivergnügen.<br />

Druck, aber keine Schmerzen<br />

Wie schon erwähnt sollen Schuhe eng<br />

und präzise sitzen, die richtige Breite haben<br />

(„Leisten“, von 92 bis 104 mm) und<br />

die passende Steifigkeit („Flexindex“, ab<br />

50 für Anfänger, 80 bis 120 für Könner<br />

und Fortgeschrittene, 130 bis 170 für<br />

Rennfahrer). „Je exakter und präziser der<br />

Schuh sitzt, umso besser kann ich den<br />

Ski steuern, auf jedem Schnee, auf jeder<br />

Piste, auch im Gelände“, so Messner. Bei<br />

der Skischuhgröße sollte man sich genau<br />

an der Größe der Straßenschuhe orientieren.<br />

Beim Thema Druckstellen und<br />

Schmerzen verweist der Gigasport-Experte<br />

darauf, dass Schmerzempfinden<br />

„sehr, sehr unterschiedlich“ sein kann,<br />

ein Druckgefühl aber kaum zu vermeiden<br />

ist. „Natürlich sollen Skischuhe keine<br />

wilden Schmerzen verursachen. Aber<br />

sportliche Fahrer, die den ganzen Tag auf<br />

der Piste sind und am Abend noch Tanzen<br />

gehen können, hatten wohl nicht<br />

den perfekten Schuh an.“ Im Idealfall<br />

finde man ihn aber zwischen den beiden<br />

Polen „Festhaltezange“ (Rennbereich)<br />

und „Gummistiefel“ (zu viel Komfort).<br />

Die Skischuhe der Branchengrößen<br />

wie Lange, Nordica, Tecnica, Atomic,<br />

Fischer, Dalbello und Co. bieten seit<br />

Jahren ein ausgezeichnetes Niveau.<br />

„Die Materialentwicklung hat auch vor<br />

Skischuhen nicht haltgemacht“, sagt<br />

Stefan Bieringer, Marketingmanager bei<br />

Dalbello. „Die Schuhe werden dank des<br />

Einsatzes neuer Kunststoffe wie Grilamid<br />

viel leichter.“ In der Produktion<br />

braucht es bei komplexen Modellen bis<br />

<strong>SPORTaktiv</strong><br />

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