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Berliner Zeitung 07.12.2019

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 285 · 7 ./8. Dezember 2019<br />

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Berlin<br />

Riskanter Vorkauf<br />

Baustadtrat Florian Schmidt hat für die Genossenschaft „Diese eG“ das Vorkaufsrecht gezogen. Das könnte ihn und Friedrichshain-Kreuzberg Millionen kosten<br />

VonAnnika Leister<br />

Sein Einsatz für die Genossenschaft„Diese<br />

eG“ könnte<br />

Baustadtrat Florian Schmidt<br />

(Grüne) und den Bezirk<br />

Friedrichshain-Kreuzberg teuer zu<br />

stehen kommen. Das berichtet der<br />

Tagesspiegel. Schmidt hatte im Juni<br />

verhindert, dass ein Haus in der Rigaer<br />

Straße 101 an private Käufer<br />

veräußert wurde, indem er das Vorkaufsrecht<br />

zog – zugunsten der<br />

„Diese eG“. Die junge Genossenschaft<br />

hat das Ziel, mit Hauskäufen<br />

Privatisierungen und Mieterhöhungen<br />

zu vermeiden. Sie sollte sich<br />

durch Genossenschaftsanteile, Kredite<br />

und Zuschüsse vomLand finanzieren.<br />

Allerdings wackelt die Finanzierung<br />

bisher.ImNovember musste<br />

die „Diese eG“ sich vomVorkauf der<br />

Rigaer Straße 101 zurückziehen –der<br />

Sanierungsbedarfsei wesentlich höher<br />

als erwartet, die Mehrkosten so<br />

nicht zu stemmen. DerHausbesitzer<br />

kündigte rechtliche Schritte an.<br />

Jetzt meldet der Tagesspiegel unter<br />

Berufung auf Verwaltungskreise,<br />

dass Schmidt prüfe, eine „Abschirmungsvereinbarung“<br />

zu unterzeichnen.<br />

Damit würde sich der Bezirk<br />

dazu verpflichten, sämtliche finanziellen<br />

Verpflichtungen zu übernehmen,<br />

die wegen des gescheiterten<br />

Vorkaufs in der Rigaer Straße drohen<br />

–laut Tagesspiegel mindestens fünf<br />

Millionen Euro.<br />

Ob der Hauseigentümer überhaupt<br />

Anspruch auf Schadensersatz<br />

hat, ist allerdings noch unklar. Ein<br />

Gutachten, das der Bezirk beauftragte,<br />

hält auch eine Rückabwicklung<br />

des Vorkaufsrechts für möglich,<br />

weil der Sanierungsaufwand viel höher<br />

ausfiel als ursprünglich angezeigt.<br />

Die„Diese eG“ wollte sich zu der<br />

„Abschirmungsvereinbarung“ nicht<br />

äußern. Es sei ein laufender Prozess,<br />

man warte ab.Ganz ähnlich äußerte<br />

sich Florian Schmidt: In dieser Woche<br />

seien wichtige Fortschritte bei<br />

der Erfüllung der Auflagen der Investitionsbank<br />

Berlin (IBB) gemacht<br />

worden. „Bis zum Abschluss des Verfahrens<br />

können jedoch keine weiterenAuskünfte<br />

erteilt werden. Für die<br />

Rigaer Straße steht eine Lösung in<br />

Aussicht, die alle Parteien zufriedenstellt“,<br />

sagte der Baustadtrat der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>.<br />

Schmidt verweist mit der IBB auf<br />

eine wichtige geplante Finanzierungssäule<br />

der „Diese eG“. Der Genossenschaft<br />

werden nun Förderdarlehen<br />

für insgesamt fünf Hauskäufe<br />

vomSenat in Aussicht gestellt,<br />

hieß es am Montag vonder IBB.Insgesamt<br />

sechs Häuser will die „Diese<br />

eG“ zurzeit über das Vorkaufsrecht<br />

erwerben.<br />

Bisher habe die neue Genossenschaft<br />

den Zahlungsverpflichtungen<br />

–wie im Fall der Rigaer –nicht nachkommen<br />

können, weil man so lange<br />

auf die von Anfang an eingeplanten<br />

Förderdarlehen der IBB warten<br />

musste, sagte Elena Poeschel der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Nun aber sei das<br />

Förderdarlehen genehmigt –und die<br />

nötige Zahl von Genossen hätte mit<br />

dieser Sicherheit ihre Anteile gezeichnet.<br />

Laut Poeschel ist die Genossenschaft<br />

nun gut aufgestellt, um<br />

wie geplant sechs Häuser zu kaufen.<br />

„Wir haben das nötige Eigenkapital<br />

zusammen –zehn Prozent des Kaufpreises“,<br />

sagte sie.<br />

Vorwürfe, die Genossenschaft sei<br />

auf Zuschüsse des Landes angewiesen,<br />

weist Poeschel von sich. Das Finanzierungsmodell<br />

sei von Anfang<br />

an auf Kredite, Zuschüsse sowie Genossenschaftsanteile<br />

ausgelegt gewesen.<br />

Verwaltung und IBB seien<br />

beim Erstellen der nötigen Vorlage<br />

sehr langsam gewesen. „Das hat<br />

lange gedauert, aus unserer Sicht zu<br />

lange.“ Aus Poeschels Sicht sind das<br />

Startschwierigkeiten, die nun ausgeräumt<br />

seien.<br />

CDU-Landeschef KaiWegner kritisiert<br />

Schmidt und die „Diese eG“<br />

scharf. Es werde immer deutlicher,<br />

dass die Genossenschaft nicht zahlungsfähig<br />

sei, sagteWegner am Freitag.<br />

Schmidt agiere leichtfertig mit<br />

ungedeckten Schecks, die den Steuerzahler<br />

nun fünf Millionen Euro zu<br />

stehen kommen könnten. DerSenat<br />

müsse dringend aufklären, ob die<br />

Solvenz der Genossenschaft ordentlich<br />

geprüft wurde.<br />

POLIZEIREPORT<br />

Kind bei Unfall verletzt.<br />

Beieinem Verkehrsunfall in Oberschöneweide<br />

ist am Donnerstagnachmittag<br />

ein Kind am Kopf schwer<br />

verletzt worden. Der9Jahrealte<br />

Junge war gegen 14.30 UhrzuFuß<br />

zunächst auf dem Gehweg der Siemensstraße<br />

unterwegs.Als er vom<br />

linken Fahrbahnrand aus zwischen<br />

haltenden Autos die Fahrbahn überqueren<br />

wollte,bog ein 48-jähriger<br />

Mercedes-Fahrer vonder Edisonstraße<br />

rechts in die Siemensstraße<br />

ab.Der Autofahrer konnte nicht<br />

mehr rechtzeitig bremsen und erfasste<br />

den Schüler.<br />

Gegen Laterne geprallt.<br />

Ein25Jahrealter Autofahrer ist am<br />

Freitagmorgen mit einem BMW M5<br />

beinahe gegen eine Mauer des Finanzministeriums<br />

an der Wilhelmstraße<br />

geprallt. Poller und eine Laterne<br />

verhinderten das.Der mit<br />

Mannheimer Kennzeichen versehene<br />

Luxuswagen mit mehr als 600<br />

PS war mit überhöhter Geschwindigkeit<br />

unterwegs.AmMinisterium<br />

verlor der Fahrer die Kontrolle über<br />

das 120 000 Euro teureAuto und<br />

prallte gegen die Verkehrshindernisse.Eine<br />

Streife des Polizeiabschnitts<br />

kümmerte sich um den unverletzt<br />

gebliebenen Fahrer.Ererklärte<br />

den Beamten, dass er den Wagen<br />

einmal testen wollte.Gegen den<br />

Fahrer wirdnun ermittelt wegen<br />

Fahrens ohne Führerscheins sowie<br />

wegen illegalen Autorennens.<br />

Feuer gelegt.<br />

In Hohenschönhausen brannten am<br />

Donnerstagabend ein Transporter<br />

und ein Kfz-Anhänger.Inbeiden Fällen<br />

geht die Polizei vonvorsätzlicher<br />

Brandstiftung aus.Gegen 20 Uhr<br />

hatte ein Anwohner in der Seehausener<br />

Straße Rauch am Heck eines geparkten<br />

Transporters bemerkt. Ihm<br />

gelang es,die Flammen mit einem<br />

Eimer Wasser zu löschen. DieFeuerwehr<br />

musste nicht mehr eingreifen.<br />

Zehn Minuten später fing im Orankeweg<br />

die Plane an einem dortabgestellten<br />

Anhänger Feuer.Auch in diesem<br />

Fall löschte ein Anwohner die<br />

Flammen.<br />

Mann ausgeraubt.<br />

Beamte der 36. Einsatzhundertschaft<br />

haben in der Nacht zum Freitag<br />

in Mitte einen 27-Jährigen festgenommen.<br />

Er soll am Engeldamm einen<br />

48-Jährigen ausgeraubt und zu<br />

Boden geschlagen haben. DerTäter<br />

entkam zunächst mit der Umhängetasche<br />

des Opfers.Inder Köpenicker<br />

Straße wurde der Räuber erwischt.<br />

Hakenkreuz geschmiert.<br />

In einer S-Bahn der Linie 41 hat am<br />

Donnerstag ein 50-Jähriger ein Hakenkreuz<br />

über einer Tür geschmiert.<br />

Gegen 14 Uhrwar der Mann am S-<br />

Bahnhof Hermannstraße in die Bahn<br />

gestiegen. Er ahnte nicht, dass er von<br />

einem Polizist, der in zivil auf dem<br />

Wegzur Arbeit war,beobachtet<br />

wurde.Inzwischen ermittelt der<br />

Staatsschutz. (ls)

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