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B6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 285 · 7 ./8. Dezember 2019<br />
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Bildung<br />
Das Schrauben und Montieren,<br />
das Schweißen<br />
und Geradebiegen, das<br />
Prüfen und Reparieren –<br />
Konstantinos Tsigaloglou liegt das<br />
im Blut. Schon sein Vater war Karosserieinstandsetzer<br />
und hat verbeulte<br />
und kaputte Autos wieder schick gemacht.<br />
„Als Kind habe ich ihm viel<br />
geholfen, das war immer bereichernd<br />
und ich habe ständig etwas<br />
Neues dazu gelernt“, erinnert sich<br />
Tsigaloglou.<br />
Heute tritt der 33-Jährige in die<br />
Fußstapfen des Vaters und ist Auszubildender<br />
im zweiten Lehrjahr zum<br />
Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker<br />
bei Auto &Service PIA in<br />
München.„An dem Berufmacht einfach<br />
alles Spaß, man muss es von<br />
Herzen machen“, findet Konstantinos<br />
Tsigaloglou, den in der Werkstatt<br />
alle nur Kosta nennen.<br />
Doch bis zu dieser Erkenntnis,war<br />
es ein langer beruflicher Wegfür den<br />
gebürtigen Griechen. Erst machte er<br />
den Realschulabschluss,dann Abitur<br />
–„weil die Eltern das ja immer wollen“,<br />
sagt er schmunzelnd –und später<br />
eine Ausbildung zum Fahrlehrer.<br />
Da sei sie wieder aufgeflammt,<br />
die Begeisterung für „das Mechanische“,<br />
wie Tsigaloglou es nennt. „Ich<br />
habe deshalb die Entscheidung getroffen,<br />
noch mal eine Ausbildung<br />
als Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker<br />
mit dem Schwerpunkt Karosserieinstandhaltungstechnik<br />
zu<br />
machen“, sagt er.<br />
Zwei Fachrichtungen möglich<br />
Die Ausbildung dauert dreieinhalb<br />
Jahreund ist in Industrie und Handel<br />
sowie im Handwerk angesiedelt. Zu<br />
unterscheiden sind die beiden Fachrichtungen<br />
Karosserie- und Fahrzeugbautechnik<br />
sowie Karosserieinstandhaltungstechnik.<br />
Während die einen Karosserien<br />
und Fahrzeugbauteile herstellen<br />
und montieren und meist in Betrieben<br />
von Fahrzeugherstellern tätig<br />
sind, kümmernsich die anderen um<br />
Reparaturen an beschädigten Wagen,<br />
um die Pflege und Instandhaltung<br />
bestehender Karosserien und<br />
die Montage spezieller Aufbauten<br />
oder Zusatzeinrichtungen.<br />
Zu den Instandhaltungstechnikerngehörtauch<br />
Tsigaloglou. Zu seinen<br />
Aufgaben gehört es, Fahrzeugschäden<br />
festzustellen und zu dokumentieren,<br />
sie zu reparieren und den<br />
Wagen beispielsweise für spätereLackierarbeiten<br />
vorzubereiten. „Wenn<br />
ein Unfallauto in die Werkstatt<br />
kommt und man es so repariert, dass<br />
niemand mehr merkt, dass es einen<br />
Unfall hatte, ist das erfüllend und es<br />
bestätigt mich in dem, was ich lerne.<br />
Man hat gleich ein Ergebnis und in<br />
kurzer Zeit einen echten Wow-Effekt“,<br />
so der 33-Jährige.<br />
Damit das mit dem Wow-Effekt<br />
auch klappt, sollten Auszubildende<br />
nicht nur Spaß an der Verarbeitung<br />
verschiedenster Materialien haben,<br />
Zwischen Funkenflug<br />
und Wow-Effekt<br />
Die Ausbildung zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker ist ein Traumberuf<br />
für Autobastler.Gutes technisches Verständnis ist unabdingbar –aber auch<br />
Genauigkeit und Feingefühl sind gefragt<br />
VonAnkeDankers<br />
Manchmal muss man auch erfinderisch sein, um komplizierte Beulen loszuwerden –als Kfz-Mechankiker lernt man dazu das nötge Know-How.<br />
Mit einem Karosseriehammer wird die verbeulte Fahrzeugtür bearbeitet. DPA Ohne Werkzeug geht es für Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker nicht. DPA<br />
DPA<br />
sondernauch„ein hohes MaßanGenauigkeit,<br />
Wissbegierde, technischem<br />
Verständnis und Interesse an<br />
mechanischen Zusammenhängen<br />
mitbringen“, findet Sandra Gapel,<br />
Ausbildungsleiterin von Tsigaloglou<br />
und Personalreferentin bei Auto &<br />
Service PIAinMünchen.<br />
DieLehrlinge dürften keine Angst<br />
vorStaub und Lärmhaben und sollten<br />
neben einer ausgeprägten Teamfähigkeit<br />
auch über handwerkliches<br />
Geschick verfügen. Längst legen Karosserie-<br />
und Fahrzeugbauchmechaniker<br />
nicht mehr nur Hand an<br />
Kotflügel und Autobleche.„Die Umstellung<br />
auf Hybrid- und Elektrokonzepte<br />
setzt die Unternehmen und<br />
Mitarbeiter vor ganz neue Herausforderungen.<br />
Das Berufsbild ist im<br />
Wandel und auf einer interessanten<br />
und zukunftsweisenden Reise“, so<br />
Gapel.<br />
Schweißen und Schrauben –jahrzehntelang<br />
war der Berufvon diesen<br />
Tätigkeiten geprägt. „Das hat sich<br />
entwickelt, inzwischen müssen die<br />
Auszubildenden lernen, unterschiedlichste<br />
Verbundstoffe zu bearbeiten,<br />
beispielsweise durch Kleben<br />
oder Vernieten“, sagt Gapel.<br />
Hochvoltautos als Herausforderung<br />
Tsigaloglou kennt die neuen Herausforderungen<br />
aus der täglichen Arbeit:<br />
„Bei Hochvoltautos zum Beispiel<br />
kann man nicht einfach drauflosreparieren.<br />
Es ist immer eine Herausforderung,<br />
kein Auto und kein<br />
Unfall ist gleich. Man braucht Geschick,<br />
das richtige Auge und Geduld.“<br />
Eine weitereHerausforderung<br />
der Branche: der Fachkräftemangel.<br />
Laut Branchenbericht des Zentralverbands<br />
Karosserie- und Fahrzeugtechnik<br />
(ZKF) bildeten Betriebe im<br />
Jahr 2017 durchschnittlich 0,2 Mitarbeiter<br />
weniger aus als im Vorjahr.<br />
Dem Bericht zufolge wird es im<br />
Handwerkimmer schwieriger geeigneten<br />
Nachwuchs zu finden.<br />
DieVergütung unterscheidet sich,<br />
je nachdem wo Auszubildende ihre<br />
Lehre machen. Die Bundesagentur<br />
für Arbeit gibt für das Kraftfahrzeuggewerbe<br />
Orientierungswerte zwischen<br />
676 und 869 Euro brutto pro<br />
Monat im ersten Lehrjahr an. In der<br />
Metall- und Elektroindustrie liegt die<br />
tarifliche Vergütung im ersten Jahr<br />
dagegen bei 976 bis 1047 Euro. Im<br />
vierten Lehrjahr steigen die Werte je<br />
nach Branche auf bis zu 1092 beziehungsweise<br />
1264 Euro monatlich.<br />
Berufliche Aufstiegschancen finden<br />
ausgelernte Kräfte beispielsweise<br />
in einem Studium zur Fahrzeugtechnik<br />
oder in Weiterbildungen<br />
zum Meister oder Techniker.<br />
Dieses Ziel verfolgt auch Tsigaloglou.<br />
„Ich weiß jetzt, dass dieser Berufmich<br />
wirklich erfüllt. Ichwill die<br />
Lehrefertig und dann meinen Meister<br />
oder Techniker machen. Es<br />
macht Spaß handwerklich etwas zu<br />
tun und nicht nur im Büro zusitzen.“<br />
(dpa)<br />
Bill Nighy<br />
„Ich halte immer Ausschau nach dem Schönen“<br />
Ein Gespräch über seinen Durchbruch mit dem Film „Tatsächlich Liebe“ –<br />
längst ein Weihnachtsklassiker –und seine Angewohnheit,witzig zu sein<br />
Foto: MaryEvans/imago images<br />
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