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20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 285 · 7 ./8. Dezember 2019<br />
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Schönes Wochenende<br />
Lola &Farrati<br />
FUNDSTÜCKE<br />
VonOlgaBobileva<br />
Haben Sie auchetwas Neues in derStadtentdeckt?<br />
Bitte schreiben Sie uns an: berlin.fundstuecke@dumont.de<br />
VALENTIN PASTER<br />
STEFAN REINBERGER<br />
VonLola Knoblach<br />
Räuspern<br />
für Autos<br />
Straßenverkehr ist schon aufregend! Alle haben ein Ziel, die<br />
meisten sind spät dran, und wenn es dann eng wird, laufen<br />
nicht nur die Motoren heiß.<br />
Als Radfahrer hat man ja den ungemeinen Vorteil, vergleichsweise<br />
klein und wendig zu sein, was Farrati und ich<br />
auch gerne nutzen. Stockt der Verkehr,fackeln wir nicht lang<br />
und schlängeln uns einfach hier und da am Stau vorbei. Hilft ja<br />
auch niemandem, wenn alle stehen bleiben. Nicht selten ist es<br />
da schon passiert, dass der eine oder andereAutofahrer nicht<br />
anders kann und das ihm zur Verfügung stehende Kommunikationsmittel<br />
betätigt. DieHupe! Versteht mich nicht falsch,<br />
ich finde die Hupe hat absolut ihreBerechtigung im inter-automobilen<br />
Austausch! Siemuss warnen und deutlich zu hören<br />
sein, gar keine Frage!<br />
Für Fußgänger und Radfahrer allerdings hat sie –zumindest<br />
aus nächster Nähe –eher das Potenzial, einen schreck-getriebenen<br />
Unfall zu verursachen. Wieoft bin ich schon so doll<br />
zusammengezuckt, dass ich direkt im Anschluss dachte: „Puh,<br />
das hätte jetzt auch schiefgehen können ...“ DasAuto indes<br />
wollte vermutlich nur ganz sanft sagen: „Oh, ich hab Angst,<br />
wenn du so nah dran bist, mach das bitte vorsichtig, ja?“ Doch<br />
weil es es nicht besser weiß, brüllt es einen an, in Großbuchstaben<br />
–wie eine SMS vonOma. Mankennt das doch aus anderen<br />
Lebenslagen:Wenn mir beim Einkaufen jemand imWeg<br />
steht, weil er gedankenverloren versucht, seinen eigenen Einkaufszettel<br />
zu entziffern, brülle ich ihn ja auch nicht aus<br />
nächster Nähe an, sondernlöse die Situation mit einem<br />
freundlichen und räuspernd vorgetragenen: „Ähm, ’tschuldigung?“.<br />
Darauf folgt beidseitig ein etwas gezwungenes Lächeln,<br />
dann nickt man sich verständnisvoll zu und geht seiner<br />
Wege.Man stelle sich mal vor, wie unangenehm der Alltag<br />
wäre, wenn Gebrüll gang und gäbe wäre.<br />
Ichhabe also einen Vorschlag an die Automobilindustrie:<br />
Ichbin für die Einführung einer zweiten Hupe! Eine Freundlicher-Hinweis-Hupe,die<br />
sich vornehmlich an diejenigen Verkehrsteilnehmer<br />
richtet, die nicht in einem geschlossenen<br />
Räumchen sitzen.<br />
Als Tonstelle ich mir auch eher ein tiefes „Kling“ vor, sozusagen<br />
eine ArtRäuspernfür Autos.Essoll verwendet werden<br />
für all die kleinen harmlosen Gelegenheiten. Dieneue Hupe<br />
könnte sagen: „Hey,wenn du noch ein kleines Stückvorfährst,<br />
passe ich an dir vorbei.“ Oder:„HeySchlafmütze, die Ampel ist<br />
grün“, oder„Hey,Vorsicht, fahrtmal besser hintereinander,ich<br />
muss kurz vorbei.“<br />
Alles wäreviel freundlicher,keiner müsste sich mehr vor<br />
Schreck in die Hose undFarrati müsste nicht mehr „Uahaaaaa!“<br />
machen und dabei mit dem Lenker wackeln. Die<br />
schlingernde Gefahr für den geschätzten Autolack wäregebannt!<br />
Geschichten vonLola&Farrati gibt es auch bei 100,6 FluxFM.<br />
Feuerzangenbowle<br />
Winter-Filmfest im<br />
Nikolaiviertel<br />
InBerlin-Mitte ist es wieder Zeit für Feuerzangenbowle.Das<br />
historische Nikolaiviertel lädt wie jedes Jahr zum winterlichgemütlichen<br />
Kino-Vergnügen ein. Unter freiem Himmel und<br />
in romantischer Atmosphäre können Besucher den Filmklassiker<br />
mit Heinz Rühmann eingekuschelt auf Sesseln und Sofas<br />
anschauen –dreiMal täglich jeweils um 14.30 Uhr, 17 Uhrund<br />
19.30 Uhr. Passend dazu lässt sich wunderbar eine wärmende,<br />
hochprozentige, im Kupferkessel zubereitete Feuerzangenbowle<br />
genießen. Anschließend laden die nostalgischen Markthäuschen<br />
mit ihren herzhaften und süßen Köstlichkeiten wie<br />
Grünkohl mit Pinkel, <strong>Berliner</strong> Erbsensuppe oder Crêpes zur<br />
Stärkung ein. Übrigens: An den Adventssonntagen sorgen„Die<br />
Herr’n von der Tankstelle“ auf der Bühne auf dem Nikolaikirchplatz<br />
mit Ufa-Schlagern der Goldenen Zwanziger für<br />
Stimmung.<br />
6.Winter-Film-Fest im Nikolaiviertel Nikolaikirchplatz, Mitte. Bis einschließlichSo,<br />
5. Januar 2020, Mo–So 12–22.30 Uhr,Eintritt frei<br />
Tierheim Berlin<br />
Bescherung<br />
für Hund und Katze<br />
AmSonntag findet im Tierheim Berlin das Weihnachtsfest<br />
der Tiere statt. Sie können dabei etwas Gutes tun und<br />
gleichzeitig mit IhrenLiebsten vorweihnachtliche Freuden teilen.<br />
Im Mittelpunkt des tierischen Festes steht die große Bescherung<br />
der Tierheim-Bewohner,denen Besucher gerne Geschenke<br />
mitbringen können. Neben Führungen gibt es Stände<br />
mit Weihnachtsgebäck, Livemusik, eine Trödelecke und Tierbedarf<br />
und -nahrung auf dem Weihnachtsmarkt zu kaufen.<br />
Alle Erlöse kommen dem Tierheim zugute. Die Vermittlungshäuser<br />
sind am zweiten Advent geöffnet, falls Sie Ihre Familie<br />
um ein tierisches Mitglied erweiternmöchten. Aber bedenken<br />
Sie:Wersich dafür entscheidet, ein Tier bei sich aufzunehmen,<br />
muss auch nach der Adventszeit Verantwortung dafür übernehmen.<br />
Weihnachtsfest derTiereimTierheim Berlin Hausvaterweg 39, Hohenschönhausen.<br />
So 11–16 Uhr, Eintritt frei<br />
TIERHEIM BERLIN<br />
Zeughausmesse<br />
Kunst<br />
zum Anfassen<br />
Mögen Siegerne Design, Handwerkund Kunst? Dann sollten<br />
Sie dieses Wochenende unbedingt einen Abstecher<br />
zur Zeughausmesse machen. Beidieser besonderen Verkaufsausstellung<br />
im Zeughaushof des Deutschen Historischen Museums<br />
präsentieren über 100 Künstler aus Deutschland und<br />
Europa Werke aus ihren Werkstätten und Ateliers. Die Messe<br />
versteht sich als Treffpunkt der angewandten Kunst in Berlin<br />
und bietet eine Reflexion der gegenwärtigen Entwicklung zeitgenössischer<br />
Designs. Zubestaunen und zu kaufen sind zum<br />
Beispiel Hüte, Keramik, Schmuck, Glasobjekte, Möbel oder<br />
Waren aus Leder, Textil und vielen anderen Werkstoffen. Die<br />
„Kunstwerke zum Anfassen“ sind technisch und handwerklich<br />
hochwertig hergestellt und zeigen, dass sie trotz ihrer teilweisen,<br />
extravaganten Designs nicht nur betrachtet, sondern<br />
durchaus täglich genutzt werden können.<br />
23. Zeughausmesse DeutschesHistorisches Museum, Zeughaushof, Unter den<br />
Linden 2, Mitte. Sa–So 10–18/21/18 Uhr,Eintritt 8Euro,ermäßigt 4Euro<br />
Markthalle 9<br />
Paradies<br />
für Naschkatzen<br />
ObEis, Kuchen, Torten, Schokolade, Pralinen, Kekse oder<br />
Zuckerwatte –bei nichts davon könnte ich mir zumindest<br />
eine kleine Kostprobe verwehren. Für all diejenigen, die<br />
ebenso Süßes in allen Variationen mögen, ist der <strong>Berliner</strong><br />
Naschmarkt ein wahres Paradies. AmSonntag gibt es in der<br />
Markthalle 9ein breites Angebot an süßen Sünden vonüber 40<br />
<strong>Berliner</strong> und Brandenburger Manufakturen. Geworben wird<br />
damit, dass alles handgemacht und aus natürlichen Zutaten<br />
hergestellt ist. Ob Torten oder Törtchen, Cakepops oder Macarons:<br />
Die Besucher dürfen sich durch die Angebote schlemmen<br />
und sollten dabei ausnahmsweise mal nicht auf die Kalorien<br />
achten. Ausgegebenem vorweihnachtlichem Anlass spielen<br />
Nüsse bei diesem Naschmarkt eine besondere Rolle und<br />
können im speziellen Nasch-Labor probiertwerden.<br />
<strong>Berliner</strong>Naschmarkt Markthalle 9, Eisenbahnstraße49, Kreuzberg. So 12–18 Uhr,<br />
Eintritt 5Euro, Kinder und Jugendlichefrei<br />
UNSPLASH/FUMIAKI HAYASHI<br />
WOHIN AM WOCHENENDE<br />
Zu Gast bei<br />
den<br />
Abrafaxen<br />
Im Mosaik Steinchen für<br />
Steinchen Verlag stehen am<br />
Sonnabend die Türen für<br />
Besucher offen<br />
VonIda Luise Krenzlin<br />
Brabax lugt dem Zeichner Niels Bülow bei seiner Arbeit über die Schulter.<br />
ANDREAS KLUG<br />
Die Digedags am Mississippi“<br />
war meine Lieblingsgeschichte.<br />
Im Taschenlampenlicht las ich von<br />
fiesen Sheriffs, Schlägereien in Saloons<br />
und blinden Passagieren auf<br />
Dampfern. Mir bangte vor angriffslustigen<br />
Krokodilen, und ich freute<br />
mich, dass sich dicke Freunde gegenseitig<br />
aus der größten Patsche halfen.<br />
Die Welt der Digedags war bunt,<br />
spannend und weit, weit weg. Jetzt<br />
habe ich den alten Comic-Band wieder<br />
aus dem Regal genommen, denn<br />
der Mosaik Steinchen für Steinchen<br />
Verlag lädt an diesem Sonnabend<br />
zum Tagder offenen Tür in den <strong>Berliner</strong><br />
Stadtteil Westend ein.<br />
Das Comicmagazin Mosaik erscheint<br />
seit Dezember 1955, zunächst<br />
mit den von Hannes Hegen<br />
(1925–2014) kreierten Digedags als<br />
Titelhelden und seit Januar 1976 mit<br />
den Abrafaxen. Abrax, Brabax und<br />
Califax, die Helden mehrerer Kindergenerationen,<br />
sind heute Auflagenkönige.100<br />
000 Hefte werden Monat<br />
für Monat gedruckt. Damit ist das<br />
Mosaik nach Verlagsangaben das erfolgreichste<br />
in Deutschland produzierte<br />
Comic-Magazin.<br />
Im Gegensatz zu anderen DDR-<br />
Kinderzeitschriften, wie Atze, Frösi<br />
und Trommel, überlebte das Mosaik<br />
auch die stürmische Wendezeit und<br />
erscheint heute im Verlag Steinchen<br />
für Steinchen. DieAbenteuer der Abrafaxe<br />
sind so beliebt, dass sie in<br />
über zwanzig Länder verkauft werden,<br />
sogar in China kennt man die<br />
Protagonisten. Auch die bekannten<br />
DDR-Mäuse Fix und Fax gehören<br />
weiter zum Verlagsprogramm.<br />
Wermehr vonden Abrafaxen wissen<br />
will, für den gibt es am Sonnabend<br />
Führungen durch das Gebäude,Vorträge,Signierstunden<br />
und<br />
den Verkauf von Raritäten, wie alten<br />
Zeichnungen und Alben. Der Verlag<br />
erwartet, dass auch in diesem Jahr<br />
wieder Fans aus ganz Deutschland<br />
hinter die Comic-Kulissen schauen<br />
wollen. Denen zeigt Robert Löffler,<br />
der seit zehn Jahren für denVerlag arbeitet,<br />
einen neuen Film über die beliebten<br />
Figuren und ihreMacher.<br />
Zu erfahren ist dann auch mehr<br />
darüber, warum die knollnasigen<br />
Abrafaxe seit 2008 von der abenteuerlustigen<br />
Mädchenbande um Anna,<br />
Bella und Caramella verstärkt werden.<br />
Auch diealten und jungen Zeichner<br />
sind an diesem Sonnabend da.<br />
Ab 13 Uhr ist Mosaik-Urgestein<br />
Heidi Jäger zu erleben. Die Zeichnerin<br />
hat bereits unter dem Grafiker<br />
und Digedags-„Vater“ Hannes Hegen<br />
gearbeitet. Als Koloristin brachte<br />
sie Farbe in die Abenteuer der Digedags<br />
und blieb auch nach dem Ausscheiden<br />
von Hannes Hegen bis<br />
1990 im Mosaik-Kollektiv. Sie zeichnete<br />
die Figuren in den Abenteuern<br />
der Abrafaxe. Heidi Jäger erzählt aus<br />
ihrem langen Arbeitsleben und zeigt