TASSILO - Das Magazin rund um Weilheim und die Seen, Ausgabe März/April 2020
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Tattoo-Studio „Herz <strong>und</strong> Schädel“ in Murnau<br />
Ärzte, Polizisten <strong>und</strong> Schlawiner<br />
Murnau | Tätowierungen sind<br />
beinahe so alt wie <strong>die</strong> Menschen<br />
selbst, seit jeher haben Bilder<br />
<strong>und</strong> Zeichen auf der Haut unterschiedlichste<br />
Bedeutungen,<br />
<strong>die</strong>nten der Kennzeichnung, Verschönerung<br />
oder auch Kriegsbemalung.<br />
Längst sind Tattoos in der<br />
Gesellschaft angekommen, <strong>die</strong><br />
Zeiten, in denen Tätowierungen<br />
eher in <strong>die</strong> Schmuddelecke gedrängt<br />
wurden, sind schon lange<br />
passé. Laut einer Ipsos-Umfrage<br />
für das Ges<strong>und</strong>heitsmagazin<br />
„Apotheken Umschau“ geben 21<br />
Prozent an, eine oder mehrere<br />
Tätowierungen zu haben – der<br />
Anteil der Tätowierten hat sich in<br />
den vergangenen sieben Jahren<br />
somit fast verdoppelt. Besonders<br />
beliebt sind Tattoos unter den 20-<br />
bis 29-Jährigen: Fast jeder Zweite<br />
von ihnen, 47,1 Prozent <strong>um</strong> genau<br />
zu sein, ist tätowiert, bei den 30-<br />
bis 39-Jährigen ist es jeder Dritte<br />
(33,9 Prozent). Kein Zweifel, <strong>die</strong><br />
Branche boomt: Gab es vor 30<br />
Jahren b<strong>und</strong>esweit gerade einmal<br />
zwei Dutzend Tattoo-Studios, sind<br />
es mittlerweile <strong>r<strong>und</strong></strong> 8000. Eines<br />
davon: das „Herz <strong>und</strong> Schädel“ in<br />
Murnau.<br />
15 000 Tattoos<br />
in 24 Jahren<br />
Ralf Wallner darf man getrost als<br />
Original bezeichnen. Markant,<br />
direkt, jemand, der sein Herz auf<br />
der Zunge trägt, auch mal unbequeme<br />
Wahrheiten ausspricht.<br />
Hier <strong>und</strong> da blitzt ein Tattoo<br />
auf seinem Unterarm aus dem<br />
hochgekrempelten Hemdsärmel<br />
hervor, „zugekleistert“ ist der<br />
54-jährige allerdings keineswegs.<br />
Insgesamt dürfte er in seinem Leben<br />
– grob überschlagen – etwa<br />
15 000 Tattoos gestochen haben.<br />
1996 eröffnete Wallner gemeinsam<br />
mit einem Kollegen das „Wild<br />
at Heart“ in München. „Damals<br />
haben wir Tätowierer uns in München<br />
noch alle gekannt“, erinnert<br />
er sich. „Heut ist der Markt vollkommen<br />
überschwemmt.“ Gerade<br />
<strong>die</strong> schwarzen Schafe unter den<br />
Kollegen verärgern Ralf Wallner.<br />
Diejenigen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Preise unverhältnismäßig<br />
drücken, was sich<br />
nicht selten in mangelnder Qualität<br />
oder – noch schlimmer – Hygiene<br />
bemerkbar macht. Konkurrenz<br />
fürchtet er indessen weniger,<br />
auch „wenn ich es natürlich nicht<br />
prickelnd fände, würde gleich<br />
nebenan ein Laden aufmachen“.<br />
2004 eröffnete der Tattoo-Künstler<br />
parallel sein Studio „Herz <strong>und</strong><br />
Schädel“ in Murnau, pendelte<br />
jahrelang zwischen der Gemeinde<br />
am Staffelsee <strong>und</strong> München,<br />
ehe er sich 2018 aus der Landeshauptstadt<br />
zurückgezogen hat.<br />
An Arbeit mangelt es ihm auch<br />
seitdem nicht, auf einen Termin<br />
bei ihm oder seiner Mitarbeiterin<br />
„Blessed Linda“ muss man durchaus<br />
mal ein paar Monate warten.<br />
„Generell sollte man sich ein Tattoo<br />
immer genau überlegen <strong>und</strong><br />
dann den Tätowierer seines Vertrauens<br />
aufsuchen“, empfiehlt<br />
Ralf Wallner, aber: „In keinem Fall<br />
nur nach dem Preis gehen.“<br />
Kreativität ist<br />
Voraussetzung<br />
Der Beruf des Tätowierers an sich<br />
ist ein äußerst verantwortungsvoller.<br />
Radikale Dinge würde Ralf<br />
6 | tassilo