22.02.2020 Aufrufe

altlandkreis - das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel, Ausgabe März/April 2020

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Es ist wesentlich schwieriger zu<br />

steuern als ein herkömmliches<br />

Auto von der Stange. Man braucht<br />

enorm viel Gespür, <strong>das</strong> Auto ans<br />

Limit bewegen zu können, ohne<br />

dabei zu sehr ins Rutschen zu<br />

kommen und die Kontrolle zu verlieren.<br />

Und es gibt keine automatischen<br />

Fahrhilfen. Die modernen<br />

Autos heute haben derart viele<br />

Extras verbaut, wovon die meisten<br />

Autofahrer ohnehin nie Gebrauch<br />

machen, weil sie nie in Situationen<br />

kommen, wo beispielsweise<br />

ABS oder ESP zum Tragen kommen.<br />

Wenn doch, gleicht es Fahrfehler<br />

aus, was bei einem Rallye-<br />

Auto eben nicht der Fall ist.<br />

Wie schwer ist Rallye-Sport generell?<br />

Allein aus dem Grund, <strong>das</strong>s Rallye-Strecken<br />

über oft 30, 40 Kilometer<br />

wesentlich länger sind<br />

und nach dem zehnten Fahrer oft<br />

aussehen wie ein Schlachtfeld,<br />

sich viele tiefe Spuren, Rillen und<br />

große Schlaglöcher bil<strong>den</strong>, kann<br />

man eine Rallye nicht ansatzweise<br />

mit Motorsport auf asphaltierten<br />

Rundkursen vergleichen. Es gibt<br />

auch keine Absagen bei schlechtem<br />

Wetter. Auch dann nicht, wenn<br />

es tagelang durchregnet, schneit<br />

oder staubtrocken ist und man vor<br />

lauter Staub nichts mehr sieht.<br />

Heißt: Rennserien wie Formel 1,<br />

DTM oder GT4-Cups sind tatsächlich<br />

einfacher zu fahren?<br />

Meiner Meinung nach, auch wenn<br />

es sich im Grunde um zwei verschie<strong>den</strong>e<br />

Sportarten handelt,<br />

sogar wesentlich einfacher. Bei<br />

kurzen Rundkursen lernt man sehr<br />

schnell je<strong>den</strong> Streckenabschnitt<br />

in- und auswendig kennen, kann<br />

<strong>den</strong> Kurs quasi im Schlaf bewältigen.<br />

Beim Rallye-Fahren gibt es<br />

<strong>das</strong> nicht, darüber hinaus sind die<br />

Wege oft schmal, extrem kurvig,<br />

der Untergrund lose und es gibt<br />

am Streckenrand in <strong>den</strong> seltensten<br />

Fällen Ausläufe, um im Falle<br />

eines Unfalls Zusammenstöße mit<br />

12 | <strong>altlandkreis</strong><br />

Bäumen, Masten oder Abstürze in<br />

Böschungen verhindern zu können.<br />

Außerdem können wir auf Schotter,<br />

Sand, Schnee oder Eis wesentlich<br />

weniger auf Zug fahren, müssen<br />

viel mehr driften, was die Sache<br />

auch bei niedrigeren Spitzengeschwindigkeiten<br />

von gut 170 Stun<strong>den</strong>kilometern<br />

deutlich erschwert.<br />

Ihre Lieblingsstrecke?<br />

Ganz klar die Strecken in Neuseeland,<br />

der Rallye-Himmel schlechthin.<br />

Endlose Schotterstrecken mit<br />

leichten Steilkurven. Der Start<br />

oft unten am Meer, <strong>das</strong> Ziel, 40<br />

Kilometer weiter, durch Palmen<br />

hindurch auf einem Berg mit fast<br />

2 000 Metern Höhe. Speziell im<br />

Rahmen des Trainings bin ich einer<br />

der wenigen Fahrer, der dann<br />

gerne mal rechts ranfährt, aussteigt,<br />

innehält und diese sensationell<br />

schöne Landschaft genießt.<br />

Ob Training oder Wettkampf. Wie<br />

groß sind die Sorgenfalten Ihrer<br />

Frau und Kinder, auch wenn Sie<br />

mittlerweile nur noch selten an <strong>den</strong><br />

Start einer Rallye gehen?<br />

Meine Familie steht nach wie vor<br />

voll hinter mir und dem Motorsport.<br />

Wir sind sogar nach der Geburt<br />

von Sohn Johannes <strong>für</strong> einige<br />

Zeit fest nach Australien gezogen,<br />

wo ich <strong>für</strong> ein Team gearbeitet<br />

habe.<br />

Seither sind viele Jahre ins Land gegangen.<br />

Wie arg ruiniert ist der Ruf<br />

des Motosports in Zeiten des offensichtlichen<br />

Klimawandels?<br />

Natürlich macht man sich Gedanken<br />

und wird bei einem Sprit-Verbrauch<br />

von rund 50 Litern auf 100<br />

Kilometern von mehreren Seiten<br />

auch kritisch beäugt. Ich persönlich<br />

aber verbrauche sicherlich<br />

wesentlich weniger Sprit, als der<br />

durchschnittliche deutsche Autofahrer,<br />

da ich im Alltag nahezu<br />

alles mit dem Fahrrad erledige.<br />

Selbst größere Supermarkteinkäufe<br />

sind mit großem Rucksack kein<br />

Problem, per Radl zu erledigen.<br />

Und da es ohnehin nur noch wenige<br />

Rallyes im Jahr gibt, die Autos<br />

selbst am Rennwochenende nur<br />

wenige Fahrten im Einsatz sind,<br />

hält sich die Umweltbelastung<br />

insgesamt dann doch in Grenzen.<br />

Sie haben die Wahl zwischen Elektro,<br />

Wasserstoff, Benzin oder Diesel:<br />

Wir haben neulich E-Autos am<br />

Großen Arber getestet, wo sich<br />

<strong>das</strong> dichteste La<strong>den</strong>etz <strong>für</strong> E-Autos<br />

in ganz Bayern befindet. Als eine<br />

Kollegin von mir dann mit einem<br />

E-Up von VW von dort nach München<br />

gefahren ist, hat sie es nicht<br />

geschafft, weil es an ausreichend<br />

Ladestationen fehlt. Momentan<br />

bringt mir ein E-Auto also nichts.<br />

Wasserstoff ist technisch gesehen<br />

eine tolle Lösung, aber noch viel<br />

zu wenig ausgereift. Die nächste<br />

Tankstelle aus unserer Sicht gibt es<br />

hier<strong>für</strong> in München, eine weitere<br />

in Innsbruck, in ganz Italien sogar<br />

nur eine einzige, die sich in Bozen<br />

befindet. Bringt also auch nichts.<br />

Insofern ist aktuell <strong>für</strong> Menschen,<br />

die regelmäßig längere Strecken<br />

mit dem Auto zurücklegen müssen,<br />

ein Dieselmotor, der durchschnittlich<br />

rund fünf Liter auf 100<br />

Kilometer verbraucht, ganz klar die<br />

sinnvollste Lösung in Sachen Autoverkehr.<br />

Wie sieht die Zukunft der Oberland-<br />

Rallye aus?<br />

Sie findet heuer statt und ist sogar<br />

wieder in die Deutsche Rallye-<br />

Meisterschaft integriert wor<strong>den</strong>,<br />

worüber ich absolut happy bin.<br />

Vielleicht fahre ich sogar mit. Im<br />

Optimalfall in der größten Kategorie<br />

mit einem Auto, <strong>das</strong> mir<br />

Siegchancen ermöglichen könnte<br />

– da<strong>für</strong> brauche ich allerdings<br />

noch <strong>den</strong> einen oder anderen zusätzlichen<br />

Sponsor.<br />

Abgesehen von der Oberland-Rallye<br />

ist im Schongauer Altlandkreis<br />

dahingehend nichts geboten. Nie<br />

überlegt, die Heimat <strong>für</strong> ein Rallyeaffi<br />

neres Land zu verlassen?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!