altlandkreis - das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel, Ausgabe März/April 2020
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
schneidet <strong>den</strong> jeweiligen Stamm<br />
gleich in mehrere, 4,10 oder 5,10<br />
Meter lange Stücke, stapelt diese<br />
am Wegrand auf und lässt sie dort<br />
von einem Rückewagen-Fahrer<br />
aus dem Gebiet transportieren.<br />
Eine anstrengende Arbeit, die von<br />
Anfang bis Ende vollste Konzentration<br />
abverlangt. Aber eben auch<br />
die Arbeit, die Andreas „Bubi“ Holl<br />
über alles liebt. „Natürlich hat es<br />
immer wieder Phasen gegeben,<br />
in <strong>den</strong>en man am liebsten alles<br />
hinwerfen möchte, am Ende des<br />
Tages aber kann ich mir nichts anders<br />
vorstellen.“ Die Lei<strong>den</strong>schaft<br />
<strong>für</strong> <strong>das</strong> Holzen mit dem Harvester<br />
hat er bereits als keiner Bub <strong>für</strong><br />
sich entdeckt. Sein Vater, ebenfalls<br />
Holzer, nahm ihn damals mit zur<br />
Forst-Messe nach München, wo<br />
er erstmals die größten und technisch<br />
ausgereiftesten Forstmaschinen<br />
aus Skandinavien hautnah<br />
erleben durfte. „Von da an habe<br />
ich Blut geleckt“, sagt der einst<br />
gelernte Landwirt, der bereits seit<br />
seinem 18. Lebensjahr als „Holzer“<br />
arbeitet. Die ersten acht Jahre als<br />
Subunternehmer <strong>für</strong> einen Forstbetrieb<br />
in Dießen am Ammersee.<br />
Seit 2009 als Selbstständiger mit<br />
komplett eigenem Fuhrpark. Damit<br />
setzt er die Familientradition<br />
fort, holzt im Hause Holl bereits<br />
in vierter Generation. Und ist<br />
nach wie vor nicht der einzige.<br />
„Mein älterer Bruder Hans macht<br />
<strong>das</strong> gleiche wie ich, ist ebenfalls<br />
selbstständig.“ Beide konnten sich<br />
über viele Jahre hinweg einen Namen<br />
machen, sich gegen durchaus<br />
Andreas „Bubi“ Holl an seinem „Baby“, dem Harvester.<br />
18 | <strong>altlandkreis</strong><br />
Mit dem Rückewagen wird <strong>das</strong> Holz aus dem Wald transportiert.<br />
starke Konkurrenz durchsetzen.<br />
„Es kommen immer wieder neue<br />
Fahrer auf <strong>den</strong> Markt, die meisten<br />
aber hören nach kurzer Zeit wieder<br />
auf, weil sie <strong>den</strong> Belastungen<br />
nicht Stand halten.“<br />
YouTube als<br />
Bildungsplattform<br />
Ständig weg von Zuhause sein und<br />
tagelang komplett allein inmitten<br />
riesiger Wälder zu arbeiten, ist<br />
wahrlich nicht Jedermanns Sache.<br />
Wie sehr Andreas Holl auch nach<br />
zwei Jahrzehnten <strong>für</strong> diesen außergewöhnlichen<br />
Beruf brennt,<br />
unterstreicht eine seiner Lieblingsbeschäftigungen<br />
in der wenigen<br />
Freizeit, die er hat: Harvester-Arbeiten<br />
auf YouTube bis ins kleinste<br />
Detail verfolgen. „Man lernt in<br />
Sachen ansteuern nie aus“, sagt er<br />
und grinst. Und die Auftragslage?<br />
Die ist aus eher traurigem Grund<br />
gut. Stichwort Klimawandel und<br />
die damit verbun<strong>den</strong>en, immer<br />
stärker wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Extremwetterphasen.<br />
2015 Sturm Niklas. 2016<br />
starker Befall des Borkenkäfers.<br />
2017 schwere Sturmschä<strong>den</strong> im<br />
Passauer Raum sowie in Niederösterreich.<br />
Und seit 2018 sowohl jede<br />
Menge Sturmschä<strong>den</strong> als auch Käferbefall<br />
in ganz Europa.<br />
js