Stahlreport 2020.04
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„Für Kreditzusagen der KfW gibt<br />
es keine Grenze nach oben. Das ist<br />
die Bazooka, nach Kleinwaffen<br />
schauen wir später.“<br />
Olaf Scholz, Bundesfinanzminister, am 13. März 2020<br />
Signal, das zugleich das Ausmaß der Krise zeigt, ist dabei<br />
die Aufstockung der KfW-Kreditprogramme um 20 Mrd. €,<br />
dazu kommen grundsätzlich im Bundeshaushalt zur Verfügung<br />
stehende Garantien von 550 Mrd. €. Zum Vergleich:<br />
In der Finanzkrise 2008/2009 hatte die Regierung 480<br />
Mrd. € für die Bankenrettung bereitgestellt.<br />
Bundeswirtschaftsminister Altmaier hat weiter einen<br />
Drei-Stufen-Plan vorgelegt. Auf Stufe Eins greifen bislang<br />
z finanzielle Soforthilfen für Kleinstunternehmen und<br />
Soloselbstständige<br />
z Ausweitung des Kurzarbeitergelds<br />
z Liquiditätshilfen<br />
z Steuerstundung<br />
Werden die wirtschaftlichen Folgen des Virus gravierender,<br />
könnten Kredite flexibler gestaltet und um weitere Milliarden<br />
aufgestockt werden. Auf der dritten Stufe sollen<br />
Konjunkturprogramme im großen Stil Unternehmen helfen,<br />
die wegen des Corona-Virus ihre Produktion aufgrund<br />
unterbrochener Lieferketten einstellen müssen und Insolvenzen<br />
drohen.<br />
Corona und Stahl<br />
Die Corona-Krise wirkt sich massiv auch auf die Stahllieferketten<br />
aus. Stahlhersteller in ganz Europa reagieren<br />
mit Produktionskürzungen bis hin zu Werksschließungen.<br />
So hat Arcelormittal Mitte März angekündigt, die Produktion<br />
an den europäischen Flachstahlstandorten zu reduzieren.<br />
Konkret betroffen sind in Deutschland MBI Stahl<br />
Aktuell zufolge die Standorte Bremen, Bottrop sowie Eisenhüttenstadt.<br />
Bei voestalpine ist durch „massive Kapazitätsreduktionen<br />
bzw. laufende Produktionsstillstände in der Automobil-,<br />
Luftfahrt-, Maschinenbau- sowie in der Öl- und<br />
Gasindustrie“ die Nachfrage in den wichtigsten Kundensegmenten<br />
innerhalb weniger Tage eingebrochen, wie<br />
der Konzern Ende März meldete. Um der Situation Rechnung<br />
zu tragen und Arbeitsplätze so gut wie möglich abzu-<br />
sichern, hat der Stahlhersteller in rund 50 europäischen<br />
Konzerngesellschaften Kurzarbeit angemeldet (neben<br />
Österreich u.a. in Deutschland, Belgien und Frankreich).<br />
thyssenkrupp meldet, dass wegen der COVID-19 Pandemie<br />
eine verlässliche Einschätzung der Geschäftsentwicklung<br />
des Geschäftsjahrs 2019/2020 derzeit nicht<br />
möglich sei. Der Prognosebericht für den Konzern für das<br />
Geschäftsjahr 2019/2020, den der Konzern im Geschäftsbericht<br />
für das vergangene Geschäftsjahr veröffentlicht<br />
hatte, werde nicht länger aufrecht erhalten. Ebenso äußerte<br />
sich die Salzgitter AG.<br />
Auch die beiden saarländischen Hersteller Dillinger<br />
und Saarstahl haben ihre Produktion gedrosselt. Einige<br />
der Produktionsbereiche und Aggregate – wie Hochofen<br />
und Kokerei – werden, weil sie aus technischen Gründen<br />
im Warmzustand und funktionsfähig gehalten werden<br />
müssen, „an der technisch möglichen Grenze betrieben“.<br />
Zum Gesamtbild gehört aber auch, dass viele Stahl<br />
verarbeitende Unternehmen unter erschwerten Bedingungen,<br />
so gut es geht und unter starken Vorsichtsmaßnahmen<br />
weiterarbeiten. Zu einem wie in Italien Mitte<br />
März verkündeten nahezu kompletten „Lockdown“ auch<br />
industrieller Betriebe, soweit sie für die unmittelbare Versorgung<br />
keine Rolle spielen, ist es in Deutschland bislang<br />
noch nicht gekommen. 2<br />
Info<br />
Da sich in der Corona-Krise derzeit täglich neue Entwicklungen ergeben,<br />
können die hier zusammengestellten Informationen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung<br />
oder kurz darauf bereits veraltet sein. Wir haben uns dennoch<br />
entschlossen, COVID-19 und seine wirtschaftlichen Auswirkungen zu<br />
thematisieren, da die Pandemie derzeit ein so beherrschendes Thema ist,<br />
dass nicht darauf einzugehen für uns keine Alternative war. Wir haben versucht,<br />
nur solche Informationen aufzunehmen, die eine gewisse Halbwertszeit<br />
zu bieten scheinen und die Situation aus längerfristigem Blickwinkel<br />
betrachten.<br />
Weitere Infos zu Krediten & Hilfsprogrammen:<br />
KfW: bit.ly/infokfwkredite; Business Insider: bit.ly/businessinsiderinfo<br />
<strong>Stahlreport</strong> 4|20<br />
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