Stahlreport 2020.04
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GmbH & Co. KG den Fortner-Verschluss<br />
in zahlreichen seiner<br />
Modelle – etwa in der unter Jägern<br />
beliebten Anschütz 1727F oder im<br />
Sportmodell 1927F. Den Marktanteil<br />
des Verschlusssystems bei internationalen<br />
Biathlon-Wettkämpfen<br />
beziffert Fortner auf etwa 95 % und<br />
fügt hinzu: „Bei den Olympischen<br />
Winterspielen 2017/2018 gingen<br />
100 % der Biathlon-Medaillen an Athleten<br />
mit Gewehren mit Fortner-Verschluss.“<br />
Kammerstängel an der Gewehrseite<br />
mit dem Zeigefinger zurück und gibt<br />
so die leere Patronenhülse aus dem<br />
Lager frei. Danach schiebt er den<br />
Verschluss mit dem Daumen wieder<br />
nach vorn in die Ausgangsposition.<br />
Dabei wird aus dem Magazin eine<br />
neue Patrone ins Lager geführt. Die<br />
Waffe ist für den nächsten Schuss<br />
bereit. Das Gewehr ruht währenddessen<br />
in Schussposition an der<br />
Schulter.<br />
Noch 1984 ließ Fortner seinen<br />
revolutionären Geradezugverschluss<br />
patentieren und gründete sein Unternehmen<br />
für Jagd- und Sportwaffentechnik.<br />
Bei Wettkämpfen im folgenden<br />
Winter kam das System<br />
erstmals zum Einsatz.<br />
Damals wie heute verbaut der<br />
renommierte Ulmer Jagd- und Sportwaffenhersteller<br />
J.G. Anschütz<br />
Hohe Festigkeiten ohne Wärmebehandlung<br />
gefordert<br />
Rund 15.000 Schuss pro Jahr feuert<br />
ein Biathlet nach Schätzung von<br />
Peter Fortner ab, dazu kommen zahlreiche<br />
Trockenbewegungen ohne<br />
eingelegte Patrone. Die Sportwaffe<br />
ist einer enorm hohen Beanspruchung<br />
ausgesetzt. Im Winter müssen<br />
die Oberflächen zudem sowohl der<br />
kalten Witterung als auch Feuchtigkeit<br />
und Handschweiß trotzen.<br />
„Wer sich ein Sportgewehr zu -<br />
legt, will es gerne mindestens 25<br />
Jahre lang benutzen“, weiß Fortner<br />
aus Erfahrung. „Entsprechend langlebig<br />
müssen unsere Verschlüsse<br />
sein, deswegen brauchen wir einen<br />
widerstandsfähigen und beständigen<br />
Stahl.“<br />
Die dafür geforderten hohen Festigkeiten<br />
lassen sich in der Regel<br />
mit Wärmebehandlungen erreichen.<br />
Die wiederum bergen aber das Risiko<br />
von Materialverzug – der nicht nur<br />
für die Zielgenauigkeit im Biathlon<br />
zu vermeiden ist, sondern auch aufwendige<br />
Nachbearbeitung mit sich<br />
bringt. Um dieses komplexe Problem<br />
zu umgehen, setzt Fortner für seine<br />
Gewehrverschlüsse auf Spezialblankstahl<br />
des Blankstahlanbieters<br />
Steeltec aus dem schweizerischen<br />
Emmenbrücke.<br />
Für eine rationelle Fertigung verarbeitet<br />
Fortner die hoch- und höherfesten<br />
Spezialstähle ETG ® 100 und<br />
HSX ® Z12 sowie den Einsatzstahl<br />
ESP 65 von Steeltec. Das Verschlusshinterteil,<br />
das den Verschluss verriegelt,<br />
fertigt Fortner aus ETG ® 100.<br />
HSX ® Z12 und ESP 65 verwendet<br />
der Waffenzulieferer für den größeren<br />
Teil des Repetiersystems, die<br />
Systemhülse, in der die ganze Ver-<br />
schlusseinheit geführt wird. Sie<br />
schließt die Kammer, in der die<br />
eigentliche Explosion beim Schuss<br />
stattfindet, nach hinten ab.<br />
Diese Gewehrteile sind im Biathlon<br />
einer immensen Belastung ausgesetzt,<br />
insbesondere wegen der<br />
außerordentlich hohen Schusszahlen.<br />
Daher muss das Material, aus<br />
dem die Verschlussteile gefertigt<br />
sind, eine hohe Festigkeit aufweisen.<br />
Außerdem zählt hohe Präzision.<br />
Denn jeglicher Verzug verschlechtert<br />
die Leichtgängigkeit des ganzen Systems.<br />
q<br />
Von oben: Geradezugverschluss,<br />
Systemhülse<br />
und Verschlusshinterteil<br />
Bilder, 3: Fortner<br />
<strong>Stahlreport</strong> 4|20<br />
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