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Gastro 20/4.qxp.qxp_Gastro 01.06.20 22:10 Seite 10
GASTKOMMENTAR
Von KR Peter Dobcak, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Wien
Knapp 14 Tage hat die Gastronomie ihre Betriebe
wieder geöffnet. Nach den für viele Gastronomen
wohl härtesten acht Wochen ihres
Lebens durfte die Gastronomie am 15. Mai
endlich wieder Gäste begrüßen. Einzig, sie kamen
nicht oder nur sehr zögerlich. Dieses Verhalten
hat sich bereits durch die Ergebnisse
aus unserer Gästebefragung von vor drei Wochen
abgezeichnet.
Es wollen zwar 80 Prozent der Befragten die
Gastronomie mit ihren Besuchen unterstützen,
doch 66 Prozent haben gedämpfte Besuchsabsichten.
Besuche sind bestenfalls mehrmals
pro Monat geplant.
Es sind vorwiegend zwei Gründe, weshalb die
ersten Tage nicht so verlaufen sind, wie erwartet.
Die Warnung der Regierung vor einer
möglichen Ansteckung ist in den Köpfen der
Bevölkerung angekommen, und man hat sich
an das Social Distancing und das Kochen daheim
gewöhnt. Zweitens, die für sehr viele
doch deutlich spürbaren finanziellen Einbußen
durch Kurzarbeit oder schlimmer, Arbeitslosigkeit.
Vielen verdirbt auch die Maskenpflicht die
Freude am Weggehen, aber auch die Limitierung
auf vier Personen pro Tisch. Größere
Feiern dürfen noch nicht stattfinden.
Gut besucht waren die üblichen In-Lokale in
der Innenstadt, sowie die gehobene Gastronomie.
Für weite Teile der Gastronomie waren
die Stammgäste eine große Stütze. Fatal die
Situation für jene Betriebe, die vorwiegend
von Touristen besucht werden, die derzeit
noch fehlen. Das hat auch dazu geführt, dass
Betriebe entweder gar nicht aufgesperrt haben
oder nach wenigen Tagen wieder geschlossen
wurden. Auch hier ist die Innenstadt sehr stark
Bild: Wirtschaftsbund Wien
„Es wollen zwar 80 % der Befragten
die Gastronomie mit ihren Besuchen
unterstützen, doch 66 % haben
gedämpfte Besuchsabsichten.“
KR Peter Dobcak
betroffen. Deutlichen Einfluss auf das Mittagsgeschäft
hat auch die Umstellung auf Homeoffice.
Viele Unternehmen wollen in weit stärkerem
Ausmaß als bisher auf Homeoffice setzen.
Damit wird auch das Lieferservice in der
Gastronomie eine wesentlich größere Rolle
spielen.
Wesentlich für den eher flauen Auftakt sind
die fehlenden Kulturveranstaltungen, die vorwiegend
lokales Publikum anziehen. Solange
Theater, Kinos und Kabaretts nicht im normalen
Modus öffnen dürfen, fehlt ein entscheidender
Anreiz auszugehen.
Das Resultat sind Umsatzrückgänge in der
Innenstadt bis zu 80 Prozent. Auch wenn manche
Lokale gut besucht erscheinen, entsteht
schon alleine durch die Abstandsregeln und
damit weniger Verabreichungsplätze, ein Umsatzverlust.
Betriebe mit großen Schanigärten
haben es bei schönem Wetter leichter, ihre
Umsätze zu erzielen.
Solidarische Stammgäste sind bei einzelnen
Bars, die auch um 23:00 Uhr sperren müssen,
die wesentlichen Umsatzbringer. Im Schnitt
wurde ein Umsatzrückgang bis zu 50 Prozent
verzeichnet.
Besonders betroffen ist die Nachtgastronomie,
die theoretisch zwar öffnen darf, doch der bereits
jahrelang anhaltende Trend zum immer
späteren Ausgehen, macht eine Öffnung bis
23:00 Uhr wirtschaftlich uninteressant. So sind
es viele einzelne Faktoren, die das wirtschaftlich
erfolgreiche Hochfahren der Gastronomie
bremsen.
Eine besondere Herausforderung ist das Personalmanagement.
Betriebe, die ihre Mitarbeiter
mit einer Wiedereinstellungszusage gekündigt
haben, stellen diese vorerst nur als
Teilzeitkräfte oder überhaupt geringfügig ein.
Die Stunden der Mitarbeiter in Kurzarbeit werden
dementsprechend angepasst. Abrechnungstechnisch
ist die Kurzarbeit bis heute
für die Unternehmer und deren Steuerberater
eine gewaltige bürokratische Herausforderung.
Um zu helfen, die Umsätze anzukurbeln, sind
von der Bundes- und Stadtregierung, als auch
der Wirtschaftskammer massive Marketingkampagnen
geplant, um der Bevölkerung das
Vertrauen in die Sicherheit eines Lokalbesuches
wieder zurückzugeben. Sie rufen dabei dazu
auf, die Kultur der Wiener Gastronomie gemeinsam
zu erhalten.
GASTRO 04/2020 | AUS DER BRANCHE |
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Bild: Donhauser
Neuübernahme
VAPIANO RESTAURANTS GEHEN AN DONHAUSER
Gastronomieunternehmer Josef Donhauser
übernimmt ab sofort ein Portfolio von
zwölf Vapiano-Restaurants in Österreich.
Es handelt sich dabei um die wesentlichen
Assets der einzelnen Standorte wie Mietrechte
und Infrastruktur, über den Kaufpreis
wurde Stillschweigen vereinbart. Die
übernommenen Standorte sollen unter
der Marke Vapiano weitergeführt werden,
seit dem 15. Mai wurden sie vor dem
Hintergrund der Corona-abhängigen Rahmenbedingungen
sukzessive wiedereröffnet.
Insgesamt sollen zirka 500 Arbeitsplätze, davon
rund 300 in Vollzeit, gerettet werden. „Das
gastronomische Angebot der österreichischen
Vapiano-Restaurants hat bis zur coronabedingten
Schließung sehr gut funktioniert“, so Donhauser.
Vapiano Österreich war für die Gruppe ein wirtschaftliches
Kapital, das unverschuldet in den
Konkurs der deutschen Muttergesellschaft hineingezogen
wurde. So zählen die Restaurants
in Österreich zu den weltweit umsatzstärksten
der gesamten Vapiano-Gruppe.
www.vapiano.com