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GASTRO das Fachmagazin 4/20

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Gastro 20/4.qxp.qxp_Gastro 01.06.20 22:10 Seite 16

DER ADLERHOF IST EIN GRÜNDER-

ZEIT-WOHNBLOCK, DER VON DER

SIEBENSTERNGASSE BIS ZUR

BURGGASSE REICHT UND ÜBER

EIN DURCHHAUS VERBUNDEN IST

Eine malerische Metamorphose

Der Charme berühmter Wirtshäuser und berüchtigter Beisl wird oft zerstört, wenn sie renoviert werden. Nicht so beim

Adlerhof. Manuel Köpf und Andreas Knünz haben das alte Wiener Wirtshaus im Adlerhof übernommen und im Februar

2020 nach umfangreichen Renovierungsarbeiten als Salon-Café und Brot-Beisl wieder eröffnet. Für die Errichtung dieses

einzigartigen Gastroprojektes zeichnet das versierte Duo Laura Karasinski und Gerd Zehetner verantwortlich.

GASTRO 04/2020 | ADLERHOF |

„Von Anfang an hat uns der Adlerhof in

seinen Bann gezogen“, erzählen die Betreiber

Manuel Köpf und Andreas Knünz.

„Sein verstaubter Charme, die vielen Geschichten,

die er erlebt hat – dieses Flair

wollten wir auf jeden Fall erhalten.“

Eine Retrospektive

Im Adlerhof – gelegen in einem Gründerzeit-Wohnblock,

der von der Siebensterngasse

bis zur Burggasse reicht und über ein

Durchhaus verbunden ist – fanden über

Jahrzehnte Leute aus dem Grätzl, Haus-

Bewohner, Studenten, Fußball-Begeisterte

und Raucher ein zweites Zuhause. Geduld

und Gelassenheit waren gefragt, wenn man

in den Genuss eines frisch gezapften

Schnaitl-Biers kommen wollte. Denn der

Wirt Stefan Giczi, der das Lokal Ende der

1970er Jahre in der Blütezeit der Wiener

Gasthauskultur übernommen hatte, ließ

sich nur selten aus der Ruhe bringen.

Das Essen war schmackhaft, bodenständig

und aufgrund der Herkunft des beliebten

Inhabers ungarisch angehaucht. In den

Adlerhof ging man nicht vorwiegend zum

Essen, vielmehr war es der eigenbrötlerische

Wirt, von den Gästen Herr Stefan genannt,

der sein Stammpublikum in einer stimmungsvollen

Atmosphäre in den Bann

zog.

In diesem Wiener Beisl schien die Zeit über

Jahre still zu stehen. Wer das Lokal betrat,

wurde sofort von einer Duftwolke aus

Rauch, Frittierfett und Bier eingehüllt. Die

unzählig verheizten Zigaretten hatten auf

den tapezierten Wänden ihre Spuren hinterlassen,

doch die Sammlung an gerahmten

Mannschaftspostern, Film- und Konzertplakaten

wuchs im Laufe Jahren so stark

an, dass die vergilbten Wände kaum noch

zu erkennen waren. Die hohen Fenster waren

zum Teil mit Vorhängen verhängt,

Resopal tische und rustikale Wirtshausstühle

trugen zur urigen Stimmung bei. Stapel

antiquarischer Zeitungen und Pokale bildeten

weitere, eigenwillige Dekorations -

elemente. Regelmäßig stattfindende Spielübertragungen

wurden zuerst auf einem

kleinen Röhrenfernseher und später auf einer

Leinwand gezeigt, und der Fußball-begeisterte

Herr Stefan schuf als leidenschaftlicher

Wirt und Geschichtenerzähler ein

besonderes Flair für legendäre Fußball-

Abende und illustre Stammtisch-Runden.

Zurück in die Zukunft …

Um das Flair und den Charme des sagenumwobenen

Beisls zu erhalten, holten Köpf

und Knünz für die Inneneinrichtung Atelier

Karasinski x Archiguards, in Kooperation

mit Artmüller Architekten an Bord.

„Wer den Adlerhof von früher kennt, der

weiß, dass es ein legendäres Café war“, erzählt

der Architekt Gerd Zehetner (Archiguards).

„Von Liebhabern des Adlerhofs

inspiriert haben wir versucht, diesen Ort

und diese Ikone, die es für viele war, einfach

zu konservieren und zu erhalten“, ergänzt

Laura Karasinski (Atelier Karasinski).

Und doch ist kein Stein auf dem anderen

geblieben. Als die Renovierungsarbeiten

begannen, wurde alles herausgerissen –

alles, worin sich Köpf und Knünz einst verliebt

hatten. „Auch die Stammgäste, die

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