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GASTRO das Fachmagazin 4/20

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Gastro 20/4.qxp.qxp_Gastro 01.06.20 22:13 Seite 35

Bilder: Martin Aigner, Steve Herud

KUPFER ALS SYMBOL DER BESTÄNDIGKEIT PRÄGT DIE PORTO BAR

OLIVER DZIJAN (L.) UND STEPHAN FERENCZY

Es begab sich, dass um 1800 die Triester Straße

das Tor zur Welt war. Denn über diese Straße

führten alle Postkutschenwege über Wien

in die Ferne, als erstes aber einmal nach Triest.

Naheliegend also, dass auf diesem Weg auch

eine Raststelle für Pferd und Kutscher sein

musste, und die befand sich damals im heutigen

Hotel Das Triest, gelegen am Beginn

der Wiedner Hauptstraße. Wo früher die Stallungen

waren, rauchen heute Seminarteilnehmern

die Köpfe, im ehemaligen Postsortierraum

ist jetzt das Restaurant Colli untergebracht.

Womit wir auch schon beim Kern

der Geschichte angelangt sind: Denn sowohl

das Colli, als auch die neue Porto Bar des Hotel

Das Triest sind vinophil gestaltet und tragen

die Handschrift von Stephan Ferenczy,

seines Zeichens Mitbegründer von BEHF Architects.

Ferenczy ist für das gesamte Design

im gastronomischen Bereich des Hauses zuständig

und durfte sich kürzlich über den

German Design Award für Interior Design

in der Kategorie „Excellent Architecture – Retail

Architecture“ für die Porto Bar freuen.

Kupfer symbolisiert Beständigkeit

Dominiert wird die Bar durch den Bartresen,

ein einfacher Travertin-Sockel mit einem

Kupferabschluss, ergänzt durch ein von der

Decke hängendes Kupferregal. Gebrauchsspuren

am Tresen, die bei der Montage entstanden

sind, sollen das Einfache, das Erdige

symbolisieren. Glasränder, die im Laufe der

Zeit dazukommen, stehen für das Lebendige

in der Bar, aber auch für eine gewisse Einfachheit

– trotz der hochwertigen Materialien.

Und tatsächlich lehnt man sich gleich viel

entspannter an den Bartresen, als man dies

bei einem aus polierten Glas tun würde. Gastronomische

Orte waren seit jeher Stätten

der Kommunikation und Begegnung, hier

pulsiert das Leben – und in der Porto Bar ist

es ein echtes Dolce Vita.

Stephan Ferenczy wollte mit seinem Konzept

Altes erhalten und Neues schaffen. Kupfer,

das die Porto Bar prägt, als etwas Beständiges,

etwas Nachhaltiges. Große, bis zum Boden

reichende Fenster, als etwas Neues, sie öffnen

hier, wie auch früher, das Tor zur Welt. In

diesem Fall zur Wiedner Hauptstraße und

ihren Bewohnern, die in das Porto hereingeholt

werden sollen. Eine neue Form des Grätzellebens

ist hier entstanden, die eine gute

Mischung aus heimischem und internationalem

Publikum schafft, letzteres resultiert

aus den Hotelgästen. Die Porto Bar soll als

verbindender Ort eine Stätte zum Verweilen

bieten, so Ferenczy. Zum Beständigen gehört

auch der der grau-schwarze Terrazzo-Boden,

den nur einige wenige Firmen in Wien so

hinbekommen; der aber genau das vermittelt,

was mit ein Grundgedanke der (Hafen-)Bar

ist: Ankommen auf einem gefestigten Fundament,

einem sicheren Hafen sozusagen.

Dafür sorgen auch die historische Fotografie

des Triestiner Hafenbeckens, die Marmorverkleidung

an den Wänden und die wertige

Travertin-Verkleidung, die zur Decke hin abschließt.

Im Extrastüberl neben dem Hauptraum

senkt sich die Decke ab und bietet den

Gästen eine gemütliche Loungeatmosphäre.

Italienische Leichtigkeit

Natürlich ist auch der Name Porto kein Zufall,

denn die ganze Ausrichtung im Hotel ist italienisch

geprägt. Oliver Dzijan, General Manager

im Hotel Das Triest, und wohl selbst

so etwas wie begeisterter Gast, der lieber bei

den Gästen ist, als vor dem Computer zu sitzen,

weiß, was Gäste wünschen. So konnte

er seine Erfahrungen aus den Gesprächen

mit den Gästen auch beim Um- und Ausbau

des Hauses einbringen. Etwas, das gar nicht

selbstverständlich ist, denn Architekten wissen

im Allgemeinen ganz genau, was sie wollen

und lassen sich da nicht gerne dreinreden.

Oliver Dzijan wollte ins adaptierte Restaurant

Collio auch jüngere Gäste hereinbringen,

und das ist ihm auch gelungen. Das Wiener

Wieden-Publikum schätze die leichte, italienische

Küche, deren Ingredienzen man teilweise

auch aus dem Alimentari, das direkt

im Hotel beheimatet ist, mit nach Hause nehmen

kann.

Design der Zukunft

Nach nur knapp eineinhalb Jahren ist die

Porto Bar bereits zum Fixpunkt im Viertel

avanciert, der separate, kubisch in Kupfer gefasste

Eingang direkt von der Straße aus, vermeidet

den Eintritt durch die Hotellobby.

Was auch dem ganz eigenen Verhältnis der

Österreicher zu Hotelbars und Restaurants

geschuldet ist. Denn ihre Hemmschwelle,

Kulinarik in der gehobenen Hotellerie zu genießen,

ist hoch und deshalb auch der eigene

Eingang. Obwohl: Das Hotel Das Triest, als

eines der ersten Boutiquehotels der Stadt

ganz grundsätzlich mit einem beeindruckend

unaufdringlichen Luxus ausgestattet, doch

durch den Hoteleingang zu betreten und die

Portobar durch die Lobby zu erreichen, hat

auch etwas. Dann sieht man nämlich auch

den herrlichen Garten im Inneren des Hotels,

der das turbulente Treiben draußen völlig

vergessen lässt.

„In welche Richtung wird sich das Raum-Design

entwickeln?“, fragen wir Stephan Ferenczy

zum Abschluss. „Wir denken über

unsere Zeit nach, in der wir leben“, ist seine

Antwort. „Natürliche, wertige Materialien

werden vermehrt zum Einsatz kommen, alte

Handwerkskünste erfahren eine neue Bedeutung,

es darf ein bisschen Retro sein. Wir geben

Antwort auf die Zukunft der Städte“, sagt

Ferenczy, „die weiterwachsen werden“. Und

damit mehr denn je Orte der Ruhe und Zufluchtsstätten

für Entspannung brauchen.

www.dastriest.at/de/kulinarik/bistroporto

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