GASTRO das Fachmagazin 4/20
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Gastro 20/4.qxp.qxp_Gastro 01.06.20 22:11 Seite 17
Bilder: Atelier Karasinski
DIE ESSENZEN DES
JAHRHUNDERTWENDE-
WIENS WURDEN IM
ADLERHOF ZUM LEBEN
ERWECKT
MANUEL KÖPF
UND ANDREAS
KNÜNZ HABEN
BEREITS VOR
SIEBEN JAH-
REN IN WIEN
NEUBAU MIT
DEM WIRR
AUF DER
BURGGASSE 70
WURZELN
GESCHLAGEN.
EIN WEITERES
WIRR ERÖFF-
NETEN SIE
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BRUNNEN-
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IHRE GASTRO-
GESCHICHTE
IN DER BURG-
GASSE 51 FORT
wir im Vorfeld befragt haben, haben uns
scheel angeschaut, weil sie dachten, wir zerstören
hier alles. Aber es musste alles raus,
da auch eine neue Hülle eingebaut wurde“,
räumt Zehetner ein. Es folgten unter anderem
eine neue Lüftungstechnik, nahezu die gesamte
Elektrik musste ausgetauscht werden,
und selbst die Küche bekam einen völlig neuen
Standort.
Die Seele vom Adlerhof
„Es wurde gerettet, was gerettet werden konnte.
Es wurde vor allem ergänzt und gesammelt“,
erzählt Zehetner. So wurde die Wandvertäfelung
abgebaut und ergänzt wieder aufgebaut.
Die vergilbte Tapete, die sich einst
hinter den Mannschaftsfotos versteckte, wurde
nach langer Recherche bei einem Tapeten -
händler, der sich auf das Sammeln von alten
Tapeten spezialisiert hat, ausfindig gemacht
und neu aufgetragen. Selbst die Wendeltreppe,
die ursprünglich in den Keller führte, wurde
einfach nach oben versetzt und schmückt
nun präsent ein neu gestaltetes Atrium. „Wir
haben bei allem, was wir hier vorgefunden
haben, überlegt, wie wir es behalten, wiederverwenden
und neu interpretieren können.
Das haben wir einerseits im Sinne der Nachhaltigkeit
und andererseits wegen des Respekts
vor dem Ort und dem Vorbesitzer gemacht,
der übrigens im Wechselzimmer gewohnt
und geschlafen hat“, erzählt Zehetner.
„Herr Stefan hatte hier sogar ein ausklappbares
Bett an der Wand“, ergänzt Karasinski.
Von der Recherche zur Historie der jahrhundertealten
Gastwirtschaft über die Neugestaltung
der verschiedenen Räumlichkeiten bis
zur Konzeptionierung der Speisekarte sollten
über eineinhalb Jahre vergehen. Heute ist
die Rauchwolke verschwunden, doch der anheimelnde
Charme und die besondere Atmosphäre
sind geblieben. „Das Lokal ist in viele
‚Wunderkammern’ aufgeteilt, die es zu entdecken
gilt“, erzählt Karasinski und lädt zu
einer Reise in vergangene Zeiten ein.
Nostalgie aus Tradition
„Im Adlerhof kann man alleine oder zu zweit
versumpern, Freunde treffen oder einfach
nur vorbeischauen, um frisches Brot zu holen",
sind sich die beiden Gastronomen einig. Zum
stundenlangen „Versumpern“ lädt die gemütliche
Einrichtung ein. Gegenstände aus längst
vergangenen Tagen findet man hier an allen
Ecken und Enden und sorgen bei den Gästen
für große Augen. Eine wundersame Reise zwischen
dem Hier und Jetzt zeichnet sich im
gesamten Einrichtungskonzept ab.
Raum für Raum eröffnet sich eine andere
Welt. Das Lokal gliedert sich auf rund 400
m2 in verschiedene Teile: die Greißlerei, die
abends zur Bar umfunktioniert wird, das Beisl,
das Atrium und der Salon.
Gleich nach der Eingangstüre befindet man
sich im ursprünglichsten Raum des Adlerhofs,
der einstigen Wirtsstube, wo es zum Schluss
nur noch Würstel, Bier und Fußball gab. Dieser
Teil ist nun einem Kaffeehaus mit Thonet-
Stühlen, originalen Tischgestellen von
Oswald Haerdtl und bequemen grünen Samt-
Bänken von Kohlmaier nachempfunden.
„Angefangen von den Tischlern, Tapezierern
bis hin zu einer Kooperation mit Thonet:
Wir haben versucht, möglichst regionale Anbieter
zusammenzutrommeln. Und sie haben
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