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GASTRO das Fachmagazin 4/20

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Gastro 20/4.qxp.qxp_Gastro 01.06.20 22:14 Seite 48

Wein & Gesundheit

– ein geniales Paar!

Bild: Pixabay

„Santé!“ rufen sich Franzosen zu, wenn sie miteinander anstoßen. „Gesundheit!” bedeutet das übersetzt, und

das soll auch für die gesundheitsfördernde Wirkung des Weines stehen. Weinexperte Walter Kutscher

ermuntert getreu dem Motto „In vino sanitas“ zu einem bewussten Weinkonsum und zeigt die positiven

Aspekte eines moderaten Weingenusses auf. Ein Schlückchen in Ehren soll schließlich niemand verwehren.

GASTRO 3/2020 | GETRÄNKE | WEIN

Es gilt ja schon lange als wissenschaftlich

unterlegte Tatsache, dass Wein und Gesundheit

in vielen Belangen eng miteinander

verknüpft sind. Ein bunter Zitatenschatz,

von Hippokrates, Plutarch bis zum

Kirchenlehrer Augustinus, ist da überliefert.

Alleine in der Bibel wird an über 500 Stellen

Wein erwähnt, ja der Bibelforscher Jürgen

Becker glaubt sogar 979 Textstellen gefunden

zu haben.

Wein, natürlich in einer etwas anderen

Form, als wir ihn heute kennen, wurde

auch im Römischen Reich pflichtmäßig

„verordnet“. Zur Zeit von Kaiser Probus

(232 – 282) musste jeder römische Soldat

am Tag 1½ Liter Wein trinken. Wasser war

damals oft verseucht, und die tägliche

Ration Wein konnte nicht nur den Kampfesmut

der Soldaten stärken, sondern auch

diese vor Darminfektionen bewahren.

Im Mittelalter war es üblich, zu einem Festmahl

drei Liter Wein pro Person zu konsumieren.

Natürlich war der Alkohol zu jener

Zeit nicht mit dem heutigen vergleichbar.

Wein wurde lange Zeit nicht nur als Stimulierungs-

und Berauschungsmittel gesehen,

sondern auch als medizinischer Faktor.

French Paradoxon

Es schlug wie eine Bombe ein, als das Ergebnis

einer breit angelegten internationalen

Studie Ende der 1980er Jahre veröffentlicht

wurde. In einigen Gegenden Frankreichs

lag die Herzinfarkt-Quote um bis zu

40 Prozent niedriger als in Deutschland

bzw. den USA. Eine Fülle an weiteren Studien

suchte dazu die Ursachen und fanden

heraus, dass die geringere Schlaganfallsquote

bzw. geringere Gefäßverkalkungen

mit dem Weinkonsum in einigen französischen

Regionen zu tun hatte. Vor allem

im Rotwein vermutete man einen Hauptverursacher.

Es dauerte aber noch einige

Jahre, bis jene Inhaltsstoffe im Rotwein

analysiert werden konnten, die dafür verantwortlich

zeichneten, dass moderater

aber regelmäßiger Rotweinkonsum sich

positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirkten

kann.

Vitamin P

Es sind vor allem die Polyphenole im Rotwein,

die mit ihrer entzündungshemmenden

und gefäßerweiternden Wirkung eine

prophylaktische Anwendung beim gesunden

Konsumenten empfiehlt. Der wirksamste

und bedeutendste Polyphenol-Abkömmling

ist das Resveratrol. Dieser Natur -

stoff befindet sich vor allem in den Schalen

der blauen Trauben, aber auch in anderen

Lebensmitteln, wie in einigen roten und

blauen Beeren, Granatapfel, Walnüssen

oder Grünem Tee sowie Schokolade. Die

Intensität dieses „Wunderstoffes“ ist jedoch

nie so konzentriert wie in manchen Rotweinen.

Vor allem die Dicke der Beerenschale

und die darauffolgende Maischestandzeit

sind imstande, Resveratrol in höherer

Konzentration dem Wein zuzuführen.

Gerade in Rebsorten wie Tannat, aber auch

in den Bordeauxsorten und Blaufränkisch

sowie Syrah konnten höhere Werte gemessen

werden.

Erst die Menge macht das Gift

„Alle Dinge sind Gift – und nichts ist ohne

Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding

kein Gift ist“, so wusste schon Paracelsus

(1495 – 1541) die Gratwanderung, nicht

nur beim Weinkonsum, zu thematisieren.

Der Umgang mit Alkohol – und Wein ist

Alkohol – wird immer eine Frage der Do-

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